Darlington Memorial Library
REeılere durch ee der mittlern und füdlichen ee Sereinigten
— *
nordamerikaniſchen Staaten |
nach Oſt⸗Florida und den Bahama⸗Inſeln
unternommen in den Jahren 1783 und 1784 von Johann David Schoͤpf
d. A. W. D. Hochfuͤrſtl. Brandenb. Onolzb. und Culmb. Hof⸗ und Militär s Medikus, Landphyſikus, des Mediz. Colleg. zu Bayreuth Rath und der Geſellſchaft naturforſchender Freunde au Berlin Mitgliede.
Zweyter Theil,
— — — —— — 0 —
Erlangen bey Johann Jacob Palm. 1788.
—— 12 das ———— ih“
a ar ah a ae
2 N EL ER N N k % — J*— 4 Rat de F ? 5 . ' » * { Re u 8 J o- A A ee rn a — — Pi - ; » x \ “ i . Sg r ui * J a en jj ) 39 — “ J 84 —J Br = re EM NE ” Y 1 Te 5 * _ —523 —* N \ \ ä \ 2 . x
— Botrede. — — — Ft. We⸗ ich über die Beranfaflung * den naͤ⸗ hern Zweck meiner Reife durch Nordame⸗ rika bereits in der Vorrede zum erſten Theile erinnerte, habe ich Urſache auch hier zu wieder⸗ holen. Nach der fage aller Umſtaͤnde wollte ich weder noch konnte ich mir vorſezen, eine voll⸗ ſtaͤndige Beſchreibung aller amerikaniſchen Merk⸗ wuͤrdigkelten zu liefern. In dieſer Hinſicht, bitte ich ferner nicht unbemerkt zu laſſen, daß die Reiſe durch Virginien, Nord» und Suͤdkarolina in den für naturhiſtoriſche oder oͤbonomiſche Bes obachtungen ungünftigen Wintermonaten gefchas be, und dann — oder gar nicht — gefchehen mußte. Nach diefen Verhaͤltniſſen werden, wie ich hoffe, billige Leſer mic) entfchufdigen, wenn ich den Wunſch, fie durch ein angenehmes Mans cherfey von unterhaltenden oder belehrenden Ges genjtände zu befriedigen, nicht ihrer Erwartung gemäß, erreichen konnte. Sch befchlieffe Diefe Heilen
— >
VWorredee
Reiſebeſchreibung a meiner Ankunft if Eng fand. Den dem groffen Vorrath von Nachrich⸗ ten und Bemerkungen über dieſes Reich und ans dere Örgenden, welche ich auf der Ruͤckkehr in mein Baterfand berühret, würden die meinigen hier überflüffig feyn.
Zur weitern Erklaͤrung deſſen, was hin und wieder in dieſer Reiſe uͤber das Veraͤnderliche und Wider ſinnige des Klimats von Nordamerika geſagt iſt, hielt ich es fuͤr zweckmaͤſſig, ein Fragment eines Schreibens uͤber dieſen Gegen ſtand anzuhaͤngen, welches ich ehemals an mei⸗ nen verehrungswuͤrdigſten Lehrer und Goͤnner, Herrn geheimen Hofrath Delius, gerichtet, und welches bereits ins 7te und ste Stuͤck von Herrn Hofrath Meufels biftorifchen Kirteras tur aufgenommen, und auc) der Fleinen Anzeige vom Gebrauch des Mohnfafts in venerifchen Krankheiten, beygefügt war. Die in diefem Schreiben erwähnten groffen Abftuffungen von Hize und Kälte werden noch durch bie neueften meteorologifchen Beobachtungen beftätiger, wel de zu Cambridge in Neuengland, mit Mannheis mer Safteumenten, von Herrn Williams im
Jahr
* *
Ri; — 2...
DBorrede Jahr 1785 angeftellt , und in den Ephemerid.
‚Soeietat. Meteorolog. Palatinae Anni 1735 mit,
geheilt find. Denn auch aus diefen ergibt ſichs, daß die Atmosphäre daſelbſt groffe Deränderun _ gen und Abmechslungen feide; Daß Das Jahren, Heitifche Thermometer oft 14° unter o fen und manchmal auf 99° fleige, und bismwellen inner, halb nur 12 Stunden auf 30 Grade varfire.
Es wird wahrſcheinlich auch Feiner Ent ſchuldigung bedürfen, daß ich einige aus neuern deutſchen Philadelphifchen Zeitungen (welche das ſelbſt unter dem Titel: Gemeinnüzige Phila⸗
delphiſche Korrefponden;, in Hrn. Melchior Steiners Verlag erfiheinen) entlehute Artikel
als Beylagen am Ende diefer Reiſebeſchreibung bengefügt habe. Zur Erläuterung und zum Bes weis deſſen, was ich gefegenheitlich über aͤhnli⸗— che Gegenftände gefagt, wählte id) vorzüglich ſolche Artikel, welche die Beförderung und Er richtung einiger Lehranſtalten, Die zu verbeſſern⸗ de Erziehung der Jugend in Städten und auf tem $ande, und die gewünfihte Verbreitung des Eifers für MWiffenfihaften überhaupt betreffen.
Man wirb aus denfelgen erfehen, wie ſehr man
A
PT Y
Borrede bie Nothwendigkeit ſolcher Vorkehrungen Amerika fuͤhlet, und wie ſehr nach dem eigenen Geſtaͤndniſſe einheimiſcher Deutſchen dieſe Nation insbeſondere bisher hierinnen vernachlaͤſſiget war. Endlich habe ich noch zu Berichtigung einl⸗ ger Mißverftändniffe zu erinnern, daß das dem eriten Theile diefer Neifebefchreibung beygefügte Ehärtchen keineswegs zur Erläuterung der batins nen erzählten Reiſeroute geſtochen worden fen. Es foll blos dazu dienen, Die neuerlich gemachte Eintheilung des Annenfandes der vereinigten Staaten von Nordamerifa, und die tage der das felbft auffeimenden und Fünftigen neuen Provins jen daraus zu erfehen. Einig und allein zu diefem Behuf und zur Erläuterung der Beylage Nro. H. des erſten Theils iſt ſolches nad) eis nem in der nemlichen Abficht in Bayley’s Pocket- Almanac, Philadelphia 17395, mitgerbeiften Chärtchen genau Fopirt worden. — Bayreuth, im Oftober 1788. —
Fragment
id Witteru
"A N are hr
in i * 2
*
Nordamerikau. J
’ 1273 x m) FE inf, 7 2 &
»
Fi 3% N Ax S 8 — * =, - OR * = Be Ka) = — — No — x X — a RU er ann — {ui 7 eg —
— ZEN —— 7 SI? RN x = GRAZ TU N N — U HEISS FAN NEIN N SH “ — N
Neuyork am zoflen Dec. 1780.
eber das Klima, und die Witterung des weftlichen Welttheils hat man, ſeitdem er den Europaͤern bekannt worden iſt, ſo vieles gefagt und gefchrieben, - "daß ich mir weder ſchmeicheln kann noch darf, etwas wichtigeres und neueres hinzu zu thun. Da man aber in unſerm Vaterlande weniger damit bekannt iſt, und in der That weniger ſich darum bekuͤmmert, als die mit dieſem Welttheil durch Handel und Kolonien r⸗ bundene Nationen; ſo werden Sie mir © ich die Bemerkungen, die ich uͤber die Eigenſchaften des Klima's des noͤrdlichen Amerika, waͤhrend 4 Som⸗ mern und 3Wintern, zu machen Gelegenheit gehabt, wenigſtens als Beftätigung des fchon Befannten, Ihnen bier mittheilen darf. Allgemeine Anmerkungen über dag gganʒe noͤrdliche Amerika ſcheint zwar ſeine auſſerordent⸗ + lie, Ausdehnung von Hudſons-Bay bis an die Flos rida's nicht zuzulaffen; unterdeſſen vereinigt fich doch die erfe und auffallendfie Bemerfung aller Neifenden und Beobachter, nicht nur ber nördlichen, fondern auch a2 der
| terung
w Klima ind
der ſuͤdlichen Hälfte YAmeriko’s, dahin: daß alle die Er⸗ fahrungen über Klima und Witterung, in den drey als ten Welttheilen, fich im geringften nicht auf den neuern anmenden laffen. Kälte hat bier die Oberhand. — Noch immer habe ich aber nur einen fehr unbeträchtlis chen Theil des Ganzen, längs der Küfte, von der Da laware» Bay bis zu Rhod⸗Island, und einen kleinen Theil der daran floffenden Provinzen ’ Penfylvanien, Oſt⸗ und Weſt-⸗ Jerſey, Neuyork, Connektikut und Rhod⸗Island, zu ſehen Gelegenheit gehabt, folglich muß ich mich hauptſaͤchlich nur darauf einſchraͤnken. Dieſer kleine Strich erſtreckt ſich vom 3uſten zum 42ſten Grad noͤrdlicher Breite, und iſt nicht nur an ſich ſchon ielem Betracht verſchieden, ſondern giebt auch Ge⸗ Denheit, Betrachtungen über den ganzen noͤrdlichen Melttheil zu machen und zu beftätigen. — Vergebeng fhmeichelte ich mir, als wir ung erſt der Kuͤſte von Neuyork naheten, ein ähnliches fruchtbätes, mildes und angenehmes Klima zu finden, als die in Europa unter ber nemlichen Breite liegenden Länder gewaͤh⸗ ren-— aber bald murde ich überzeugt, daß der | ſtand zwiſchen beiden auſſerordentlich auffallend iſt. Ein $ > Theil vom Kirchenftaate, der nördliche Theil Neapelg, die füdlichen Provinzen von Franfreich und Spanien, und eben fo vorzügliche Länder in ber Levante, haben die
F RN
A
BE; Br
J
bie nemliche Somenhöhe mit den Provinfet in. Ameris fa, bie, ich genennt habe. Aber alle die Annehmlich⸗ keiten, alle die Vorzüge, die Stalien den Namen des Gartens von Europa erworben haben, alle die vor⸗
treflichen Weine, die ‚guten Kornfrüchte, die Menge
anderer auserlefener Früchte, Mandeln, Citronen, Feis
‚gen, Dliven, die in Europa in der nemlichen Parallele,
und noch weit nördlicher im blühendeflen Ueberfluſſe find, werden hier vermiſſet, und auch in noch füblie
‚ern Provinzen, finden fie nicht eine ihnen angemefs
fene, freundliche, gleichförmige Heimath. Statt der
| um Neapel gemäffigten Sommer und milden Winter,
haben wir hier in beyden Jahreszeiten Bise und Kälte aufferorbentlich ſtrenge, und nichts das ben Produkten jener Gegenden entgegen zu fegen wäre. Die beugen Karolinasg und Floridas, unerachtet fie die füdlichften Provinzen und den, heiffefien Sommern unterworfen find, fühlen Fichte deſto weniger alle Jahre, mehr oder weniger, fuͤr eine Zeitlang, alle Wuͤrkungen eines oft heftigen Winters. Noch auffallender werden dieſe
ER Vergleichungen, im Verhaͤltnis mit den noͤrdlichern Ge⸗
Ya
2,7
‚genden Amerika's. N Sm 4sften, 49ſten, zoften Grabe
| Er genieffen. wir in unferm Vaterlande noch eines milden
h Fi
gemaſſigten Klimats, warm genug um gute Weiner Kornfrüchte und vortrefliches Obſt zu liefern. Ein 13 Land
' a —
vi | Klima und Witterung |
Land von faſt ewigem Froſt und Schnee füllt die nem⸗ liche Breite in Nordamerika. Neu⸗ « Schottland , Neu⸗ Fundland, Canada und Neubrittanien, ſind den ihnen in Europa parallel liegenden Gegenden ſo ungleich, als
beynahe Winter und Sommer; dieſe, Labrador und die Gegenden um Hudfonsbay, find beynahe mehr als die
Hälfte des Jahre im Eis und Schnee eingehüllet, fü dag auch die unter ähnlicher Breite wohnenden Eur ropaͤer, ſich da anzubauen noch nicht getvagt haben. Der Verfaſſer der Recherches philoſophiques ſur les Ame- ricains ſchaͤzet den Unterſchied der Waͤrme in der alten und neuen Welt auf zwoͤlf Grade, und haͤlt die Gegen⸗ den der alten Velt unter dem zoſten Brad für eben fo
warm, als die amerifanifchen unter dem 18ten; und
nd andere fezen den Unterfchied auf 14 und 15 Grade.
Neuyork und Philadelphia lechzen in ‚den Sommers Monathen oͤfters viele Tage nach einander unter einer Hize, die nach den Empfindungensund Zeugniß der Neir fenden ſowohl, als nach dem Wärme: Maag, fo groß
iſt, als in Weftindien und den ſuͤdlichſten Theilen des | feften Landes, nur daß fie nicht fo ununterbrochen
und fo viele Monate lang fortdauert, ale dort. Faſt
alle Sommer wird das Fahrenheitiſche Wärme, Maas
ein» und mehrmalen auf 95 — 95 — 97 Grad bes merft.
u
v
in Sortamert. —— vi
; er merft. — des nne und Julus 1778
rend die brittiſche Armee ſich von Philadelphia durch
4 Jerſey zuruͤckzog, blieb es faſt acht Tage nach ein⸗ ander zwiſchen 97 — 96, und am 28ſten Junius, an welhem Tage die Bataille bey Monmouths Courthoufe
vorfiel, war es 96. Auf Nhod- Eyland, dag wegen feiner offenen Lage an der See einen gemäfligten Soms mer hat, fahe ich dag Dueckfilber im Junius, Julius und Auguſt öfters zwiſchen 84 — 90. Und in dem dies⸗ jaͤhrigen Sommer hatten wir eine auſſerordentliche und anhaltende Trockene und Hize, im Julius und Auguſt. Die Hoͤhe des Fahrenheitiſchen Thermometers war taͤg⸗ lich um Mittag im Schatten 84 — 88 — 90 — 92 — 96 Grade. Der Sonne unbedeckt ausgeſezt, ſtieg es zu 106, 110, 116.26, In der Sonne und mit einem dünnen, ſchwarz ſeidenen Bande bedeckt, um das Zu⸗ ruͤckwerfen der Sonnenſtrahlen zu verhindern, fuͤllte
| der Merfurius in meinem Thermometer die volle Länge
bes Glaſes aus, die aber nur unter 123° iſt. Hinge⸗ gen fahen wir D. Nooths Thermometer, die mit vielem
Fleiß und Nichtigkeit verfertigt find, und über den fie« denden Waſſerpunkt hinaufgehen, oft wenn fie bedeckt
der Sonne ausgeſezt, oder auf einen Stein, der von der Sonne erwaͤrmt war, gelegt wurden, auf 128 — 1357 und einmal, den 2aſten Auguſt, 146 Grade. In der a4 Nacht
’
hi
‚Nacht, fand ur Fi, — Toge
79 ⸗ 82 — 88 — 90; kaum ſahe ich es durch dem
ganzen. Auguſt, weder Abends noch Morgens unter
78°. — Mehrere mit dieſen uͤbereinſtimmende Beobach ⸗ tungen ſind von verſchiedenen andern Perfonen gemacht
worden — nur mit dem Unterfchied dag die Höhe des
Queckſilbers im Schatten, nach der verfchiedenen Fühler zen, ſchattichtern, oder dem Waſſer naͤhern Lage der
Häufer, bie und da um ein oder zwey Grade verſchie⸗ ben war. Die in ſuͤdlichern Provinzen gemachten Ber
merfungen, 4 €. bie Burnaby's Reifen angehänge ⸗
ten von Virginien, überfleigen diefe nicht (x); und wie \ i ẽ ich
— —
(*) Zu einer Bergleichung der, biefigen Sommer: ‚Wärme mit der von andern Gegenden, mag folgendes dienen. Nach⸗ „richt, die Inſel Sumatra betreffend, von Charles „Miller, Sohn des vormaligen botaniſchen Gaͤrtners, fo „ſich zu Fort Marlborough bey Bencoolen niedergelafs „fen. ©. Philoſoph. Transad. Vol. LXVIII. part, ıma, „fuͤr das Jahr 1778. — Das Clima ift bey weitem nicht „ſo heiß, als man es gemeiniglich macht, oder als man „es wegen feiner Nachbarfchaft an der Linie erwarten fols tes das Thermometer, woruͤber ich feit, einem Jahr ber
zein Verzeichnis geführt, if Morgens um 6 niemals
„niedriger denn 699%, oder höher denn 76°. Um Mittag „wech⸗
iX.
*
ei — eine is dag. — in Welindien,
Br noch in den Floridas ıc. ihnen die He, wo nicht’ges maͤſſigter, wenigſtens nicht ſchwerer obgleich anhaltens berugekhipnen- br
ungleich widerſprechender aber, und noch unerwar⸗ teter, iſt die zu der Breite der Lage und der Som⸗ merhize underhaͤltnißmaͤſſige Kaͤlte des Winters. Der —— der Witterung zufolge, ſollte man glau⸗ NR it a5 —
—
— — 7
wechſelt es von 79 — 88, und um 8 Uhr Abends von „73 — 78 — 30. Nur einmal babe ich es auf 90° ger ev ſehen, und in der Gegend don Batta, unmittelbar unter ‚der Linie, hab ich es öfters des Morgens um 6 hr bis - „auf 61 herab gefehben. Wir haben täglich die Seewinde „von 9 Uhr bis Spumen Untergang, und ziemlich friſch; "dies mäfiget die Hise fo ſehr, daß ich niemals, auch „nicht in der heiffeften Tageszeit, mehr Inbequemlichkeiten - J —9 davon Zefuͤhlt, als ich häufig an einem Sommertage in * „England empfunden.,, D. Blane, Medikus bey Lord Rodneys Flotte in Weſtindien, verficherte mich, daß in den —* weſtindiſchen Gewaͤſſern, am Bord des Sandwichs, das Thermometer, ſo in der Sterngallerie im Schatten hieng, nie uͤber 380 war, aber hingegen auch ſelten unter 330 waͤhrend der heiſſen Jahreszeit. |
: Sri und Meng. —
* —ñN ——
ben, daß dieſer Erdſtrich aahelich m. unter der Den
nach dem Nordpole"verfest würde. ange fchon hatten ſich die leichtglaͤubigen Amerikaner geſchmeichelt, —*
durch den ſtark fortſchreitenden Anbau und Entwaldung des Landes, ihr Klima ſeit Jahren her viel gemildert, und die Strenge ihrer Winter gemaͤſſigt worden ſey. Nichts deſtoweniger war es eine gemeine Erfahrung, das Queckſilber beynahe jaͤhrlich bis auf o herab, und drunter, zu fehen. Der vergangene Winter aber hat auf einmal diefe zu frühe Hoffnung widerlegt. Eines ähnlichen Winters in Anfehung der Strenge
und Dauer der Kälte, des Froftes, und der Menge des gefallenen Schnees, wiſſen fich die mehreſten Einwoh⸗ ner nicht zu entſinnen. Schon ſo fruͤhe, als Ende Novembers und Anfang Decembers, fieng anhaltender Froſt an, fiel haͤufig Schnee, und blieb durchaus lie⸗ gen — welches in den gewoͤhnlichen Wintern erſt um 4 — 6 Wochen fpäter zu geſchehen pflegte. Tiefer im Lande fiel im verfchiedenen Schneeſtuͤrmen eine folche Menge, dag man mit Schlitten über alle Einzäununs gen wegfuhr. Gegen und im Januar, fieng die firengfte Kälte an fich zu aͤuſſern. Der North» und Eafl, River gefroren fo dicke, daß über beyde Schlitten mit Laften getrieben wurden. — Alle Ablöfungen nach Powles⸗
Hook, Erpeditionen, alle Gattungen von Provifionen und
! , Bu — — —
* — En
und a — Geſchuͤze, —— vier „Wochen lang auf dem Eife hin und bergebeacht, Gchlit ‚ten "olöihen von bier nach Staaten: Eyland, nach Long. Eoland, und von einer diefer Inſeln zur andern. Fiir fchen Opfer - Bay und Weft»Chefter, giengen Leute bey 20 Meilen über dag Eis. In Philadelphia wurde das gewöhnliche Dchfenfeft auf dem Delaware gehal⸗
ten; dieſer Fluß aber war bis an die Bay herab ge⸗
froren. Die Lage der füdlichern Provinzen fchüzte folche
diesmal fo menig als fonft, fir dem Ungeftim des
Winters. Der James» und PorkKiver in Virginien, un⸗ ter dem 37°, waren fefte gefroren, und die Cheafapeafs | vol Eis. Die Flüffe in Karolina und Georgien unter 33° und 32°, waren mit zolldickem Eis bedeckt. Hin und wieder find vorjährige Beyſpiele, von den aufferordentlichen Wirkungen der Kälte in den ſuͤd⸗ lichen Provinzen angezeichnet. Den 7ten Febr. 1747 fror e8 fo hart in Charlestomn, daß zmo- Bouteillen, die jemand voll Waſſers mit ing Bett genommen , des Morgens zerborften und dag Waffer in einen Klumpen Eis verwandelt gefunden wurden. Sn einer Küche, wo Feuer gehalten wurde, fror nichts deſtoweniger dag a in’ einem irdenen Gefäß, worinnen ein lebendis ger Aal aufbehalten wurde, big auf den Boden. Den sten Sanuae 1765 beobachtete Hr. Bertram eine fo auffers
4 Nordamerifa. —
*
nen — in St. ar 30°, ah in einer Nacht ber Boden länge St. Zohn’s River einen Zoll dick gefroren war, und alle bie Citronen⸗ und Banana» Bäume, um St. — — die Bike — (*). |
Der berühmte Winter 1740, und einige andere,
% waren nach der Ausfage und dem Gefühle der Einwoh»
ner, dem leztern (**) an Kälte gleich; ‚aber obſchon ſolche oft fo grimmig war, daß der beſte Weingeiſt in
weniger als 15 Minuten fror, ſo hielte ſie doch nie
über 4 — 5 — 6 Tage in dem nemlichen Stade an,
- fondern hatte immer wieder gemaͤſſigtes und Thauwet⸗ ‚ ter dazwiſchen. Den Bemerkungen, die vor dem Kriege
von den Herren am Neuyorker Collegio gemacht wor⸗ den; zufolge, Bar man öfters in einem Winter dag ‘ ei Queck⸗
(*) Robert’fons hiftory of America. Vol. Il. p. 331.
(** Benrerfenswürdig ift es, daß verfchiedene Nachrichs ten, von Canada, New: Fundland, News Seotland, des vergangenen Winters, als eines mildern als gewöhnlich, erwähnten. — Das nemliche ereignete fich im Winter 1783 — 84, welcher fehr frenge in den mittlern und füds lichern Gegenden, hingegen ungewöhnlich gelinde in den bier genannten nördlichen war.
* J— * Nordamerlta xm
—* — GV ober 38 ei unter dem unkte gefehen; und im vergangenen war: dies — gewoͤhnliche Erſcheinung. Mein Thermometer er⸗ Aitect ſich nur bis auf © — ich konnte alſo keine Be⸗ merfungen über den tieferen Stand des Queckſilbers mas chen, obgleich ich verſchiedenemale die Roͤhre ganz da⸗ von entledigt geſehen. — Auch muß ich geſtehen, daß ich aus verſchiedenen Umſtaͤnden durch die Kälte ver⸗ hindert worden bin, Bemerkungen uͤber die Kaͤlte zu machen, Um den Mangel zu erfegen, rücke ich folgen, den Auszug von Beobachtungen bier ein, die in ber Nachbarfhaft von Neuyork gemacht, und in den vr. lichen Blättern mitgetheilt worden find. Hoͤhe des Merkurius in Tahrenheits Thermo⸗
n meter: j Be: Sonnen» Aufg. Nachmitt. 2 Uhr. 16 Io 27 .17 17 32 18 12 21 19 13 unter o 14 20 Na 21 6 unter 0 *
DU ls. 5 29
9 3u gancafter in Penſylvanien, bemerkte Hr. P. Muͤh⸗ lenberg, den zten und aten Februar 1785, die größte Kälte ebene *
XIV Klıma und. Bean
Pr Der Morgen des — war um einen en. Grad „kälter ‚ als jeder andere Morgen dieſes Win ⸗ ‚unters. Der Nachmittag des 2oſten war der kaͤl⸗ „teſte den wir jemals hatten. ——
Ich zweifle, ob irgendwo auf den — Theilen der bewohnten Erde, ein auffallenderer Abſtand von Hize und Kälte beobachtet worden, als in dem hieſi— gen, von Sranflin fo gepriefenen Klima. Von 13 uns ter 0, zu der Wärme. im Schatten 96°, iſt der Unters ſchied 109 — und ju der größten Sonnenhize von 1469 beträgt der Abfland 159 Grade, da hingegen unter eis ner nördlihern Lage das Klima von England fo gemäfe ſigt iſt, daß der Abſtand von der größten Kälte zu der größten Märme im Schatten nicht über 65° beträgt (#).
Noch nicht genug, daß die äufferfien Gränzen von Wärme und Froſt einen fo auflerordentlichen Abſtand gegen
CH) Die größte Kälte, die jemals in England empfunden wurde, iſt 15 — Die größte Hize im Auguft 1779, war 70. In dem LXIX, Vol.der Philofoph. Transad, eingerücte Ber obachtungen des Thermom. zu Briftol bemerken den aͤuſſer⸗ ſten Stand des Queckſilbers im Haufe 75 und 313 auſſer⸗
halb 79 und, 30. Zu Lyndon im Rutland im Haufe 734
und 325 bemerken den aͤuſſerſten Stand des Queckſilbers, aufferhalb 85 und 181 —
in Nordamerifa, u
gegen, einander haben. — Nicht genug/ daß in ununter⸗ brochener Wiederkehr von Jahrhunderten eines des an⸗ dern Wirkungen zernichtet, und daß das Land, das al⸗ len Unbequemlichkeiten der heiſſen und der kalten Zonen ausgeſezt iſt, dennoch die Vortheile von beiden nicht genießt — um es alle Unannehmlichkeiten eines un⸗
freundlichen Himmels fühlen zu Iafien, muͤſſen plözliche und oͤftere Veränderungen in entgegen geſetzten Wit⸗
terungen noch das Ihrige beytragen. Schnelle Veraͤn⸗
derungen von Hize und Kaͤlte ereignen ſich hier beſtaͤn⸗
dig alle 3 — 4 — 5 Zage in dieſen Gegenden, Ju den noͤrdlichern Theilen ſcheint die Witterung etwas fläter zu feyn. In den Monaten Februar und März . fommen fehon häufig ſehr warme Tage, bie immer wies der mit ſehr falten , Froſt und Schnee abwechſeln Sn der Mitte des Aprils, und öfters noch im May, friert es. Im Winter 1778 wurden in Philadelphia Leute mit erfrornen Zaͤhen nach dem Hoſpital gebracht, da om Tage das Thermometer 70° ſtande, und. fie nur, die vorhergehende Nacht den Froſt erlitten, Wir has ben im Februar ohne Feuer bey ofinen Thüren und Senftern. gefeffen, und waren hingegen ‚manchmal in ber, Mitte des Sommers des Feuers froh. Am 25ffen Der 1773. bielt id zu Schiffe, im Sund, einen der
graͤulichſten Nordſtuͤtme aus, dag Queckſilber Hand vers
fchiedes
—æS ——
*
Pr Slna und AO.
*
ſchiedene Tage lang zwifchen en *
auf brachte ung der Uebergang vom alten zum neuen
Jahre die angenehmffe Srühlingemwitterung, von 45 —.68°, :
Im Monat Julius 1779, fielen nad) vorhergegangener geoffer Wärme, mit Sflihen und nordöfilichen Winden, häufige Regen und fo fühle Tage ein, daß empfindliche Perſonen Feuer haben mußten. Das Thermom. ſank bis 50°, und dies wird gar. nicht unter die feltenen Er⸗ ſcheinmgen gezählt. — Ueberhaupt fan man hier im Durchſchnitte, Faum 4 ganze — * Feuers gaͤnz⸗ lich entbehren.
Nach einer langen Reihe von heiſſen Tagen ſahen wir vergangenen zoften Auguſt, auf einmal dag Ther⸗ mometer 63°, am 2a4ſten 920. — Es iſt unglaublich, welche unangenehme Empfindungen im Körper, dieſe
plözlichen Abfprünge verurfahen, der häufigen Krank
heiten nicht zu gedenfen. Auch fogar die zarten Ges soächfe , Melonen, Kukumern ıc. zeigten Marfen ziem⸗ licher Kälte, beynahe von Froft, an ſich — von da an. fchon verlohr fih an den Pflanzen das lebhafte Gruͤn amd viele Bäume hatten abgeſtandene Blätter. Wenn fih der Nuffe aus feinem Schwizbade unmittelbar in den Schnee, oder in den mit. Cie bedeckten Fluß fürs get, fo glaube ich Faum, daß er halb fo viel Teidet, als
—
wir durch die unaufhoͤrlichen Abwechslungen der Wite
' terung.
«in Nordamerifa, es wen
y E *
—
— — — terung · Am lezten Oktober hatten wir einen ziemlich warmen Nachmittag; Abends zwiſchen 5 — 7 uhr bliste und donnerte es in einiger Entfernung — und nichts war. unerwarteter, als den nächften Morgen, am ıflen November, alles um ung ber mit zofltiefem Schnee bedeckt zu ſehen, und doch mar um 8 Uhr des Mor gens, das Queckſilber ſchon wieder auf 48°. Wehnlihe widerfinnige Beränderungen, koͤnnte ich eine Menge durch alle Monate bemerken, wenn es nicht fhon ohnes bin eine durchgängig befannte Erfahrung wäre. Wenn Ymerifa einft einen Thompſon haben follte, (bis jezt bat es noch feinen erträglichen Dichter geliefert,) fo weiß ich nicht, welche von den ZJahrszeiten er der - Mühe werth finden wird zu befingen. | |
Die einzigen erträglich angenehmen Monate find der September und Dftober: Die Reize des Frühlings find unbekannt und ungefühlt. — Ein beftändiges Aprile fetter berrfcht durch die Monate März, April und May — ein abwechslender Sommer und Winter. Und - dann mit einemmale tritt unmäffige Hize ein, zwifchen der ung die oͤftern und Fühlen nördlichen Winde an’ ben kaum vergangenen Winter erinnern. - Das Plans zenreich lebt um einige Wochen fpäter auf, als in Eng⸗ land, und nicht früher Als in Teutſchland. Wir haben ‚ feines von ben frühen Gartengewächlen eber, als wir ru b ge⸗
gewohnt find es zu baden. Mit mißtrauifcher Hand fireuet Faum noch im April die Flora hie und da einige Anemonen, Violen ꝛc. aus, und häufig. verhindern . Nachtfroͤſte, oder zerſtoͤren die Bluͤten der —
im May (). — — Die
— Der Eintritt des Fruͤhlings in — und Penſyl⸗ vanien iſt zwar abaͤnderlich, aber doch, nach der geographi- ſchen £age der Gegenden, gemeiniglich ziemlich fpate. Ges woͤhnlich finden fich in den lezten Tagen des Maͤrzes nur noch geringe Spuren der wiederauflebenden Vegetation. Das Dracontium foetidum L, iſt immer die erſte, aus der oft noch befchneyten Erde empor fproffenden Blume. Ihr folz gen Saxifraga nivalis und Anemone hepatica L. — Bir fhe und Bäume find noch und bleiben noch lange unbe—⸗ Yaubt; die allermeiften bleiben es bis Anfangs Mays. — Im April erfi blühen Anemone thalitroides, Anemone thalitroides, Anemone quinquefolia, Saxifraga penfyl- vanica, Gnaphalium obrufifolium und plantaginifolium, Viola canadenfis, Acer rubrum &c. Es ift ein feltener Fall, wenn diefe noch im März erfcheinen. Im der zweyten Sälfte, oder gegen das Ende Aprils, blühen gewöhnlich erft folgende beiden Welttheilen gemeine Pflanzen: Lamium . amplexicaule, Thlafpi Burfa Paftoris, Leontodon Taraxa- cum, Fragaria vefca, Caltha paluftris, Erythronium &c. Dom May an und dem übrigen Sommer hindurch bleiben fih die Blütezeiten ziemlich gleich. — Gras ift felten vor der Mitte Aprils fp lang, um Pferden einige frifche Weide zu gewähren. — Man vergleiche mit der hiefigen duͤrftigen Srüblingsflora, die vielen vortreflichen Gewaͤchſe, welche in
u
AR ® ” vn * 2 — Bit . Bi Re „EA NOF Dame fa. | —
Die herrſchenden Winde | und ‚die aufferordentliche _ Ausdehnung des feften Landes in Amerifa, werden ger meiniglich als die vorzuͤglichſten Urſachen dieſer unglei⸗ ‚chen und unſtaͤten Witterung angegeben. Ein Schrift⸗ fieler, von dem man glauben fan, daß er mit diefem Sande bekannt fen, führt ähnliche Urfachen zur Erklaͤ⸗ zung des Falten nordamerifanifchen Klimats. an. Dicfer Welttheil, fagt er, erftreckt fich nach aller Wahrſchein⸗ lichkeit bis unter den Pol, wenigſtens hoͤher als Europa und Aſien, und noch hat man deſſen Ende nicht gefun⸗ ben, ob es gleich bis an ben Soffen und gaflen Grad geſucht worden. * Eben fo unermeßlich iſt die Ausdeh⸗ nung Amerika’s von Dften nach Welten, in.diefen nord» lichen Theilen. Beides, Grönland und. Spizbergen, ſcheinen Theile des feften Landes zu ſeyn, oder kommen ihm wenigſtens in dieſen gefrornen Regionen ſehr nahe.
Nordamerika dehnt ſich demnach durch den groͤßten Theil der kalten Zone aus, und iſt aus der Urſache beſtaͤndig mit Froſt und Schnee uͤberdeckt; da hingegen Europa
b2 und
—
‚gleicher Breite, um Nom, theils fchon im Februar, theils
im Merz, volblüben. ©. Serbers Briefe aus Wälfchl. ‚6.208. — Beiteg im Lande ift der Frühling noch ſpaͤter, ‚als hier an der — Sn England fangt man im Februar an die Gärten zu befiellen, hier wird vor Ende März nicht daran gedacht, —
*
xx Klima und Witterung und Aſien ſich ohngefaͤhr in dem »often Grad verlieren. Beide find gegen Norden von Gemwäffern umgeben, die einen Theil des Jahres durch offen find, und went fie auch mit Eis bedeckt find, fo iſt dem ohngeachtet der Wind nicht fo auſſerordentlich kalt, als der, ſo in der aͤhnlichen Breite uͤber Land wehet. Dieſer Theil des fetten Landes, welcher ſich fo weit gegen Norden ers ſtreckt, ift von dem Aufferften Theil an, fo weit man es in Baffing» Bay entdeckt hat, beynahe nichts anders, als eine Gruppe-von hoben Gebuͤrgen, durch das ganze Jahr mit Schnee und Eis bedeckt. Dieſe Gebürge, vers breiten ſich nach allen Gegenden, und bis Neuengland herab, und alle die Landſchaften, die zwiſchen dieſen Gebuͤrgen und noͤrdlich von Neuengland liegen, ſind faſt eben ſo in beſtaͤndigen Schnee, Eis und Nebel einges huͤllet. Und von hier verbreiten ſich zu allen Zeiten des Jahres, und uͤber alle Theile des feſten Landes, Win⸗
ter und Kaͤlte. Gm ganzen nördlichen Amerika iſt es
eine bekannte Bemerkung, daß die Kälte von den Wins den abhänget, und daher find auch nordweſtliches und kaltes Wetter durchaus gleichbedeutende Worte, Nord⸗ liche Winde find zwar überall Falt, fie mäffen es aber
um fo mehr feyn, wenn fie mit Heftigfeit über folh einen unermeßlichen Falten Strid) Landes mehen. Die |
‚vielen und geofien canadifchen Seen, die fih auf 12 — 1300 Meis
\
1
in Noͤrdamerlka. VXKE
Meilen 9 egen Nordweſt erſtrecken, vermehren die Kaͤlte und Stͤrke der uͤberherſtreichenden Winde, und beſtim⸗ men am. meilten ihre Richtung. Nord weſtliche Winde ſind daher die dieſen Welttheilen eigenen Winde, und wehen mit einem Ungeſtuͤm, das alle andere uͤbertrift. Sie ſind allen Jahreszeiten gemein, doch am haͤufigſten und heftigfien im Herbſt, Winter und Fruͤhling. Ges ‚meiniglich halten fie eine Zeitlang, befonders im Wins ter, öfters big 8 und 14 Tage an, und dann.erfirecken fie ſich ſtets über den größten Theil. des Eontinentg; Auffern oft tief unten in PBirginien und Karolina ihre Macht , und bringen Winter über diefe wärmern Kolo⸗ nien. Man weiß, daß fie oͤfters ganz über den atlan⸗ tiſchen Ocean weg bis nad) Europa wehen, und. die nördlichen: Kuͤſten von den weſtindiſchen Eylanden em⸗ pfinden ſie haͤufig. Auf ſie gruͤndete Columbus haupt⸗ aͤchlich feinen Beweis für bag damals unhekannte Das ſeyn eines weſtlichen Welttheils.
Man rechnet gemeiniglich, daß die —2 vou Nordamerika durch drey Viertel des Jahrs wehen — nemlich der N. — N. W. — W. und W. S. W. — und dieſe beſchleunigen daher die Ruͤckreiſe aller Schiffe nach Europa, welche immer in der Haͤlfte der Zeit ge⸗ ſchieht, die ſie zum Kommen noͤthig haben. Von Eu-⸗ ropa hieher muͤſſen ſie, wenn ſie ihre Fahrt verkuͤrzen b3 wols
xxn Klima und Witterung
* jenen ausweichen, und ſo weit ſuͤdlich gehen, als nöthig iſt den Handelsrwind zu befommen. Eins zelne und Kauffahrten. Schiffe gehen daher öfters big auf 30 und 26 Grad füdlicher. Breite herab, und fonts men dann in einem halben Zirkel wieder nach der biefis gen Höhe herauf. Transporte thun es nicht fo. gerne und häufig, um nicht die Truppen der gröffern Hize,
zumal, wenn die Sonne in der nördlichen Hälfte ift,
augzufesen.. Die Wirfung der Sonne, auf die unter den Wendezirfeln befindliche Luft, erregt befanntlich ei⸗ nen flärfern Strom von der Fältern, nördlichern dort bin; weil aber durch den größten Theil des Fahre die über fo ungeheuren Schnee ind Eiggefilden des feften Landes von Amerika gegen N. W. ftehende Luft, fälter und dichter iſt, ale die des umgebenden atlantifchen
Meeres, fo befommt der Wind feine Richtung mehr
von diefer Gegend, und der Nordweſt ift dem zufolge ber berrfchende. Während der heiffern Sommermonate empfinden die nördlichern Gegenden von Canada, Nova Sfotia rc. auch einen merflichen Grad von Hize; dag fefte Land wird durch die längern Tage und den noͤrdli⸗ chern Stand der Sonne waͤrmer, als der angraͤnzende Ocean, und am dieſe Zeit ſind die oͤſtlichen Winde am haͤufigſten, oder wenigſtens haͤufiger als die weſtli⸗ chen
in Nordamerika. XXI
chen CO. Me dieſe Landwinde ſind insgemein trocken und kuͤhl oder kalt — die von der See kommenden ge⸗
b4 meinig⸗ SEE Sr a. —
CH Folgende Vergleihung der Oſt- und Weffeite von Amerika zu denfelben in der alten Welt, findet fich in den amerikan. »hilofopb. Abhandl. ıfier Theil. - „Wenn wir „den Nachrichten der Reifenden Glauben beymeffen dürfen, „ſo findet fich eine groffe Uebereinſtimmung, in Abficht auf „Boden, Klimat, Temperatur der Luft, Winde, Wetter „und mancherley Naturproduften, swifchen einerlen Paralz zielen der Breite der öflichen Küfte von Amerika und Afien. „Und dieſelbe Uebereinſtimmung laͤſſet fich zwifchen der „Weſtſeite der alten Welt und der Weſtſeite von Amerika bemerken; da hingegen die Oſt- und Weftfeitegg der nem⸗ „lichen Welttheile ſehr unterfchieden find. Die neueften „und befien Nachrichten lehren uns, daß Kamtſchatka und „die nordöfliche Kuͤſte von Afien, in beynahe jedem Betracht „der Küfte von Labrador in Amerika fehr ähnlich iſt; fehr „verſchieden hingegen von den im gleichen Warallelen Lie: ‚genden Gegenden von Europa. Philadelphia Liegt unterm 4often Grad nördlicher Breite, gerade fo wie Pekin in jr China, und beynahe gleich, liegen Madrid in Spanien,
„und der Theil von Californien, von welchem Sir Franz
„Drake Befiz genommen hat. Philadelphia und Pekin lies » gen an den nemlichen Seiten der zwey Welttheile, nems „lich der Ben die Winter find Ealt und die Sommer „ſehr warm. An beiden Drten bringen die nemlichen Winde 1 diefelben Wirkungen hervor; in beiden find die Nordweſt⸗ „Winde kalt und durchdringend; die Suͤdweſte warm und „trocken; die Nordoſte kalt und feucht; die Suͤdoſte feucht, „aber warm. In beiden Gegenden herrfchen die Nordweſt⸗ ” Bun im Winter und die Suͤdweſte im Sommer. Ans vr ders
N 4
*
u
*
%
xxIv Klima und Witterung
na
—
meiniglich das Gegentheil, feucht und warm. — RD. * und D. Winde bringen Regenſtuͤrme. N. O. if öfters
anhaltend und häufig. Schnee fommt mit I. und
RD — SW. if unbeſtaͤndig, kommt aber oft mit ploͤzlichen Stoͤſſen. ©. if felten ſtark, und verliehrt
ſich gemeiniglih in Windftillen; mit ihm oder während der Windftillen Eommt das heiffefte Wetter. - Man hat
bemerft, daß die heftigſten Stürme gemeiniglich auf der Seite anfangen, da der Wind hingehet (to leewaard); fo bricht z. €. ein RD. Sturm um einen Tag früher in Virginien aus, denn in Boſton. — Die Urfache dar
von if Jar: wenn nemlich in den füplichern Theilen die
Luft burchgsiegeid eine Urſache verbünnet iſt, fo wird bie dichtere Luft aus den naͤchſten Gegenden ſich zuerſt gegen den verdünntern Drt bewegen, und fo einen Zus flug von den mehr nördlichen Gegenden, nur nad) und
nach;
„ders verhält es fich aber in Madrid und in Californien, „obgleich diefe Gegenden übrigens meiſtentheils mit einans „der übereinftiimmen. Solche Aehnlichkeit geiget fich nicht „nur in dem Klima und der Witterung, fondern auch in „der Landesart und dem natürlichen Erzeugniffen. Toback, „„Phytolaeca, der Perſimon und Maulbeerbaum, und vers „ſchiedene andere Pflanzen, find einheimifch in China for „wohl, als in Amerika. Ginſeng wird weſtlich von Pekin „geſammlet, und diefe Pflanze wisd in Feiner andern Ges „gend der Welt gefunden, als unter den nemlichen Gra⸗ „den der Breite in Amerika: ,,
|
* en Nordamerika. xxV But De ú üñ — —— — — — Und daher iſt auch nördlicher Wind, wenn’ er; nach einige ‚Zeit lang angehaltenen Süd» und Siswelichem Wetter einfällt, nicht gleich fo Falt, als er es 24 Stunden nachher, und je laͤnger mehr wird. Auſſer dieſen allgemeinern Winden finden ſich noch laͤngſt der Kuͤſte von Nordamerika im Sommer, und während: der heiffern Tagsjeit/ die ſogenannten Sea- bree- zes — gemshnlicher und beftändiger aber an den mehr füdlichern Küften. Wenn die Sonne von dem Mors gen an bis gegen Mittag ftärfer auf dag Land wir fet, und dieſes einen groͤſſern Grad der Waͤrme an⸗ nimmt, als die benachbarte See, ſo ergießt ſich die Seeluft bald in ſtaͤrkern, bald in ſchwaͤchern Stroͤmen von allen Seiten nach dem Lande zu. Sie erſtrecken ſich aber auf keine groſſe Weite in das Land. Phila⸗ delphia, dag tief im Lande liegt, empfindet nichts das von and die Hize iſt ſchwer und druͤckend; Boſton am Ende einer tiefen Bay fuͤhlt ſie nur wenig. Von Neu⸗ vork werden ſie einigermaſſen durch die Hoͤhen von Long⸗ und Staaten - Eylanden abgehalten: unterdeſſen verfeh⸗ Ien fie faft niemals, mit der anwachfenden Flut nad) der Stadt zu kommen; am deutlichften Auffern fie ihren Einfluß auf Rhod⸗Eyland, dag wegen feiner unmittels baren Lage an der See im Sommer gegen die Mittags» zeit beynahe immer durch fie von der übermäfligen Hize »% b 5 gekuͤhlt
— —
xxvi Klima und Witteruung
gefühlt wird, die auſſerdem oft’ fo. „unerträglich. ſeyn wuͤrde, als in den benachbarten Gegenden, die ihrer entbehren. Aus dieſen und andern Urſachen wurde die⸗ ſes Eyland beſtaͤndig fuͤr Pe angenehmen und gefune den Sommeraufenthalt gehalten , und häufig begaben fi ch wohlhabende Leute aus Weſtindien und den ſuͤdlichen Provinzen dahin, den Sommer da zuzubringen. - ‚Die Land» breezes, die in den weſtindiſchen Eyländern und den mehreften wärmern Gegenden, mit den Sea⸗breezes abwechſeln und die Naͤchte kuͤhlen, indem ſie vom Lande gegen die See wehen, find hier nicht fo deutlich, we⸗ nigfteng nicht immer, wahrzunehmen: fie fpringen manchs mal gegen Mitternacht und fpäter auf, find. gemeinige - lich nur. ſchwach, und vergehen gegen Sonnenaufgang. Morgens und Abende im Sommer ift gemeiniglich Wind» file. Diefe und die. Seewinde am Tag haben öfters fegelfertige Schiffe mehrere Tage aus dem Hafen von Newport zu fommen verhindert. : Eine. andere, an dies fen Küften gewoͤhnliche Art Witterung find flarfe und dicke Nebel, die fehr Häufig, mitten im Sommer ent fiehen, und eine Aufferft unangenehme Schwüle und dumpfe Hize verurfachen und nach fich läſſen. Oft find fie fo dick, daß fie die Kleider naß machen; und auf Rhod/-Eyland, wo ich fie amı häufigften gefehen, mar es manchmal unmöglich, Bücher, Lederwerk, und mag 1— ſonſt
J
in Nordamerika. | xXVI
Wirku — einer feuchten Luft ausgeſezt iſt, , und ohne Schimmel zu erhalten. Man fieht fie öfters des Morgens in Geſtalt ſchwerer Wolken, uͤber der Oberflaͤche vr See ‚, deren nächtliche Yusdünftung folche erzeugen, nach dem Rande zu vollen , wo fie nicht felten lange bleiben, big fi ie durch Winde oder die Somne _ zerſtreut werden. Die Einwohner halten ſolche für ums fhädlich; welches in fo ferne wahr ift, als fie nicht ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen von ſtehenden Waſſern und Suͤmpfen, ſondern blos reines, in der Luft aufgeloͤßtes Seewaſſer enthalten. Dies gilt aber nicht von denen, die durch Landwinde nach der Kuͤſte gebracht werden. In den Monaten Februar, März’ıc. mo immer einem ſchoͤnen Tage ein Falter folgt, find folhe am häufigfien, und unter ähnlichen Umftänden auch manchmal zu ans dern Jahrszeiten.
Es iſt dine Lieblingsmaxime der Amerikaner, daß ſie ſich einbilden, die uͤberwiegende Kaͤlte ihres Landes werde hauptſaͤchlich durch den in ihren ungeheuren Wal⸗ dungen lange liegenden Schnee dem Winde mitgetheilt.
Sie ſtuͤzen dieſe ihre Meynung auf eine truͤgliche Er⸗
fahrung. Sp babe ich verſchiedene alte Einwohner bes baupten hören, daß die lestern Winter bey weitem nicht fo firenge kalt mehr wären, als die vor 20 — 30 jahr zen; feit welcher Zeit eine groſſe Menge Waldungen ab⸗
getrie⸗
hi
xxvm Klima und Witterung
‚getrieben torden.. Da fich diefe Meynung aber blog - auf Eörperlihe Empfindungen ‚gründet, und das 66 daͤchtniß, in Vergleihung dei Empfindungen von ver fchiedenen Jahren, zu fehr truͤgt — da die Witterung des Landes fo gar ungleich — da fit dem Hierſeyn ber Arnieen und des Kriegs von beyden Seiten noch uns. ‚gleich mehr Hol; in der Nachbarfchaft abgetrieben wor, den, und dem ohngeachtet der vorige Winter firenger war, als viele der vorhergehenden — fo erfordert dies andere Beweife. 7, Diefe Kälte ift fo wenig den Wal dungen zusufchreiben , fagt ein ſchon ermähnter Schrift „ſteller, daß vielmehr die Hälfte des Landſtrichs, von „woher fie kommt, "nicht nur Eeinen Wald, fondern nicht einmal einen Buſch, oder einen Baum hat. Es gift der Mangel der Waldungen und die ungeheuren s’ Seen, wovon jene wütende Winde entfliehen, welche „ſehr viel duch Waldungen geſchwaͤcht werden. In „Waͤldern kann man diefe kalte Winde noch ertragen, _ zı aber auf freyem Lande find fie für Dienfhen und Vieh z unerträglich, und. dies fo gar in den füdlichen Kolonien, », Wenn daher die Holzungen jener Landfchaft ausgerot⸗ riet würden, fo würde Canada und Seit. Schottland To Falt als Hudſons⸗Bay — die nördlichen Kolonien To Ealt als Granada, und die füdlichen wie die noͤrd⸗ nlihen werden. Man fehmeichle fih ja nicht mit dem
neiteln
in Nordamerifa. XIX
4
eiteln Gedanken, die Natur verbeſſern zu wollen, oder * dieſe unfreundlichen Gegenden milder zu machen, wel⸗ Iches blos dadurch wuͤrde geſchehen können; daß man’ N wenigſtens 20 Grade von dem noͤrdlichſten Lande ab⸗ n fehnitte und bie unzähligen Schneegebürge: ſchleifte, „von welchen 2 Urſachen die Kälte, von der die Rede niet, entitehet. „, UT Es iſt zu erwarten, a bie — nnd in veränderlihen und fo ſehr entgegengefesten Himmels⸗ ſtriches, auf eine: oder die andere Art die Wirkungen davon empfinden muͤſſen. Mehr oder weniger Schwaͤche, Weichlichkeit, Unthaͤtigkeit u. ſ. w. zeichnen alle die Nationen aus, die entweder unter einem ſehr heiſſen oder fehe falten Klima leben. Nur milde, gemäffigte und "gleichförmige Gegenden erzeugen thaͤtige, arbeits fame und mit den nöthigen Kräften zu groffen Unter nehmungen verfehene Einwohner. Ich bin zu wenig oder faft gar nicht mit den urfprünglichen Amerikanern befannt, um aus eigener Ueberzeugung zu fprechen; aber aug gefammleten Erfahrungen und Urtheilen, fagt Nobertfon: „die Amerifaner find merkwuͤrdiger wegen „ihrer Geſchwindigkeit, als Staͤrke. Sie gleichen „Raubthieren mehr als Laſtthieren. Sie find nicht „nur harter Arbeit abgeneigt, ‚fondern auch. unfähig dazu; und werden fie durch Gewalt von ihrer ange
bohr⸗
xXX Klima und Witterung
bohrnen Indolenz aufgeweckt und zur Arbeit getries ben, fo finfen fie unter Unternehmungen, die die Eins wohner der alten Welt mit der größten Leichtigkeit A würden vollzogen haben. Das unbärtige Geſicht und die glatte Haut des Amerikaners ſcheint einen Man⸗ Agel von Kraͤften anzuzeigen, der durch irgend eine „Anordnung in feinem Bau veranlaſſet wird. Ihm „mangelt eines der aͤuſſerlichen Zeichen von Mannbar⸗ keit und Staͤrke.„Unlaͤugbar tragen auſſer den na türlichen Urfachen auch politifche und moralifche das ihrige dazu bey. Allein auch die hiefigen europäifchen Abkoͤmmlinge fcheinen im Ganzen die nerpichte Stärfe) die feftere Bildung und den männlichern Bau der Natio⸗ nen, von denen fie abflammen, verloreu zu haben. Schlank, ſchwaͤchlich, ſchwammicht, blaß % ohne dag blühende und volle Anfehen einer jugendlichen Geſund⸗ heit, und ähnlicher einem fehnell auffchieffenden Rohre, als der langſam zu währender Staͤrke aufwachſenden Eiche. Es koſtet beynahe nur einen Blick, um den Ame⸗ rifaner und Europäer zu unterfcheiden; und hat jener einmal die durch die anfängliche Veränderung des Kli⸗ mag verurfachte Befchwerden überffanden; fo trozt er nachher für immer, unter ähnlichen Umftänden, dem gebohrnen Amerifaner. Sch weiß nicht, wie viele und wie alte Leute es in Amerika geben mag: die mehreſten aber,
in Mordamenta ER. —0—
—
aber Fahnen, und die eineg 70 — gojährigen
* Alters wegen merkwuͤrdig waren, waren entweder Eu⸗
ropaͤer / oder noch von europaͤiſchen Eltern geboren, von
denen fie eine beſſere Konſtitution erbten. Die ameri⸗ kaniſchen Truppen, obgleich fie unter dem Himmel fech⸗ ten, zu dem ſie von Jugend an gewoͤhnt ſind, litten beſtaͤndig von den Ungemaͤchlichkeiten der Witterung, Maͤrſchen, Fatiguen ; fo viel und mehr, als die koͤnigl.
europäifchen Truppen. Waren ja unſere "Truppen -
kraͤnklich, fo waren es die ihrigen doppelt; und oͤfters waren fie eg, wenn die unfrigen der beften Geſundheit genoffen. So gar hier, in und um Neuyorf, hefrfchen oft zahlreiche. Krankheiten unter den Einwohnern, wenn die» Hofpitäler der Armee beynahe gänzlich leer find. Die Urfache diefer -fo allgemein merfbaren Schwäche fcheint mie wenigſtens in ber aufferordentlichen Ungleich»
beit und oͤftern Abwechslung der Wärme und Kälte zu
” fiegen. Sene erfchlafft und ſchwaͤcht ihre Fibern über die Maaſſe, und dieſe auf der anbern Seite macht fie beſtaͤndig ſproͤde und muͤrbe — bis ſie, gleich einer oft hin und her gebognen Feder, zulezt kraftlos werden. Beſonders gilt das von den ſogenannten mittlern Kolo⸗ nien. Virginien, ob es gleich eine von den ſuͤdlichern Provinzen iſt, bringt nichts deſto weniger geſuͤndere und ſtaͤrkere Menſchen ſowohl als Pferde hervor. Die Hize /
NE TR u 2 *
xxxu Klima und Witter. in Norbomenifa,, |
—
Bier ber es wegen ſeiner ſuͤdlichen —* Aanterworfen wäre, wird duch häufigere Seewinde, zahlreichere u Fluͤſſe, und die nahen. Gebürge beträchtlich. gemildert. Der Winter aber iſt wegen ſeiner mittaͤglichen Lage im Ganzen milder; J und ſo genießt es, im Vorzug aller übrigen Provinzen, durch das ganze Jahr einer ‚ges maͤſſigtern, gleichfoͤrmigern Witterung, die den thieri⸗ ſchen Koͤrpern einen groͤſſern Grad von Starte und zu⸗ gleich Lebhaftigkeit giebt. N 2
4
Reife von Philadelphia nach Charleston.
Penſylvanien.
8 war um dag Ende, Novembers als ih in
der Abſicht, bie füdfichern Kolonien zu beſu⸗ hen, Philadelphia zum zweytenmale verlies. Ich hatte mie vorgeſetzt, mit einem der beſtaͤndig von
hier nach, Charleston wechfelnden Paqueiboote, bie Keife dahin zur See zu machen ; und es war nicht für wohl die in ‚diefer fpäten Jahrszeit gemeiniglih unan⸗ genehme und öfterg langweilige Waſſerfahrt, als dag Zureden einiger verehrungsmwürdiger Männer, und: ihre Vorftelungen von mancherley Vortheilen und ‚dem Vers gnügen mannichfaltiger unterrichtender Gegenſtaͤnde,
welche eine Reiſe zu Lande gewaͤhren wuͤrde, was mich
Schoͤpfs Reu.Th.— a | zur
t
EP er
=
=‘ | N ! Penſylvanien. zur Tegtern beflimmte. Ich beſchloß daher, ı von Phila⸗
delphia über Lancaſter, und von da uaͤngſt der Gebuͤr⸗ |
ge, den fogenannten hintern Weg (back road) durch Virginien nach Nordkarolina zu nehmen, auf welchem ich viel Merkwuͤrdiges zu finden hoffen konnte. Aber die mit dem herannahenden Winter ſich verſchlimmern⸗ den Straſſen jener Gegenden, noͤthigten mich nachher, ſie zu verlaſſen, und laͤngſt der Kuͤſte zu reiſen. Leider aber fand ich in dieſer todten Jahreszeit nicht die ges hoffte Entfchädigung für den langen Weg, welcher im Srühlinge oder Sommer mit jedem Schritte nüzliche und angenehme Unterhaltung gewähren müßte.
Bon Philadelphia aus paſſirt man die mittlere Faͤhre des Schwylfills über eine ſchwimmende Brücke, welche aus groffen und langen, mit flarfen eifernen Klammern vereinigten Blochen befiehet. Damit fie bey der Ebbe und Fluth fich mit dem Waffer heben und fallen fönne, hat man in gehörigen Entfernungen, flarfe ei: ferne Gemerbe in den Querhoͤlzern angebracht. — Die Ufer, befonders der Weftfeite diefes angenehmen Flufs ſes, zeichnen fih durch ſchroffe und nackende Felſen⸗ waͤnde fchön aus. ES find Granitfelfen, in welchen man aber den SFeldfpat meiftentheils vermiffel. Die Veberlage if die gemeine söthlichte fandicht » thonichte
Erd»
Swedes / Ford. 3 Erdart; eini ge Meilen weiter aber iſt eine bloſſe Thon⸗ Schieferart i Decke der Felſen; und hin und wieder zeigten ſich Bruchſtuͤcke einer Llaulicht- ſchwarzen Dich. ten Felsart, hier der blaue Stein (blue ftone) ge⸗ nannt. Indem man die gerade weſtliche Straſſe nach Lancaſter etwa 11 Meilen verfolgt, wird ſchon die ſtuffenweiſe zunehmende Erhoͤhung des Grunde, gegen die zuruůckgelaſſenen Gegenden, von Zeit zu Zeit merkli⸗ cher. Ich wandte mich aber hier rechts von der Haupt⸗ ſtraſſe ab, und kam bey Gulfmill durch einen engen Daß, zwiſchen zween hohen, anſcheinlich gewaltſam ges trennten Felſen, nach einigen Meilen wieder an den Schuylkill, und laͤngſt dieſem nach Swedes ⸗ Ford. Es begegneten uns viele mit Kalch, der Stapelwaare dies
ſer Gegenden, beladene Magen. Ein Strich von Kalch⸗ und Marmorgebürge ziehet fih von Whitemarfh, Chess nuthill und Plymouth hieher, und diefes find die näch« fin Orte, welhe Philadelphia mit Kalch verfehen. Das Kalchbrennen gefchiehet hier durchgängig nicht in aufgemanerten Defen, fondern in vieredichten, in die Erde vertieften Gruben, welche, doch auch nicht immer; . mit feuerfeften Steinen ausgeſetzt find. Aus verſchiede⸗ nen Urfachen ziehet man todtes Holz, oder abgeftandene Stämme, dem frifchen zum Kalchbrennen vor, und rech⸗ net ungefähr 15 Eord Holz, um 5 — 600 Bufpel Kalch 42 zu
u | Sucdes / gord
x - * N
zu — fuͤr noͤthig. Das Holz wird auf dem Stamm gekauft, und 5 Schillinge Venſylo. Current, (7 Spani⸗ ſche Thaler,) fuͤr die Cord, ſchon fuͤr theuer gehalten. Nach dem verſchiedenen Preiſe des Holzes, Abtreibes und Fuhrlohn, kan der Bufpel gebrannten Kalcheg, von 8 bis 13 Pence Penfylv. Current verfauft werden. Der meifte zwar wird nach der Stadt gebracht, ſehr viel wird aber auch von den Landleuten hiefiger Ges gend, ald Dünger verwendet. Da fie in der Nähe eis nes. guten Marktes find, und ihre Länderenen fchon | lange bearbeitet haben, fo kommt ihnen diefe Art der Verbeſſerung ihrer Felder ganz gemächlich zu flatten. Geringes und trocfnes hohes Land, finden fie, verträgt nicht über 15 — 20 Bufhel auf den Acker; ihre fetten thonichten niedrigen Ländereyen aber, mehr als noch ‚einmal fo vie
Um Swedes⸗Ford find fehr anſehnliche Marmors Brüche. Der ſchon erwähnte Strich vom Kalchgebürge ift auf der Dfifeite des Fluſſes umd dichte am Ufer fteil und fchroff abgebrochen ; da das weftliche Ufer bins gegen niedrig if. Die ganze Breite dieſes Kalchſtein⸗ ſtriches, welcher in oͤſtlicher und nordoͤſtlicher Richtung den Fluß durchſchneidet, betraͤgt eine bis zwo Meilen ypd vielleicht mehr. Der meiſte Marmor wird hoch
oben
Swedes/ gord. 5 oben am Berge genommen, wo er in dicken Schaalen ober Lagen, die in einem Winkel von etwan go Graben oftwärts fallen, fich darſtellet. Durch) verfchiedene Ritzen und Spalten ſowohl, als auch durch die abgeaͤnderten Farben, zeichnen ſich dieſe beynahe ſenkrecht ſtehenden auf» und aneinander gelehnten Strata ſehr deutlich aus. Schwerlich kan dieſes ihre urſpruͤngliche Richtung ſeyn; es if vielmehr wahrſcheimich, daß fie eine gewaltſame Abaͤnderung in ihrer Lage erlitten haben. Es ſind uͤbrigens dieſe Marwor nicht die feinſten, nehmen auch "wicht die feinſte Politur an, und ſpringen unter dem Meiſſel fehaalenweife ab, Ihre Hauptfarben find weis und grau, verfchiedentlich gemiſcht.
*
Auf den niedern Huͤgeln an der Weſtſeite des Fluſ⸗ ſes, die ebenfalls aus Kalchfels beſtehen, finden ſich in groſſer Menge loſe Quarzſtuͤcke umher verſtreuet, welche haͤufig mit ſchoͤnen Kryſtallen beſezt ſind. Be⸗ ſonders häufig trift man fie auf Hrn. Rambo's Laͤn⸗ dereyen an, welche auch. durchgehends auf Kalchgebuͤrge gegründet find. Die nemliche Bemerkung, daß Kryſtal⸗ len, two nicht immer, doch gar gewöhnlich, auf Ealchiche ten Boden angetroffen werden, habe ich-noch durch mehrere Benfpiele vieler anderer Gegenden in Amerika⸗ beftätiget gefunden. Re # Eger 43 Der
5 Swedes / Ford
De Schuylkill if Hier gewoͤhnlich nicht viel tiefer, als daß man durchreiten Fan; daher, und von einis ‚gen fehmebifchen Familien, welche vormals diefe Ges genden anbauten, kommt der Name Swedes-Ford (Schweben-Zurt). Die Nachkommenſchaft jener Schwe⸗ den bewohnt noch die zerſtreut liegenden Hoͤfe ihrer Vorfahren. Sie haben eine eigene Kirche in der Naͤhe, und der Prediger der ſchwediſchen Gemeinde zu Philadelphia kommt um die dritte Woche und haͤlt Got⸗ tesdienſt / aber in engliſcher Sprache. Die Schwebeny von welchen die Nede ift, waren in biefer Gegend nie ſehr zahlreich; durch Entfernung von ihren Landsleu⸗ ten, durch Umgang und Heirathen mit englifhen und deutfchen Familien, find fie faft ganz von ihrer Mut terfprache abgefommen, und viele wiſſen fich kaum darinn auszudrücken, und ‚bedienen fich allgemeiner der englifchen Sprache. Den meiften 3 Deutfchen würde eg in Amerifa nunmehr wohl eben fo ergangen ſeyn, waͤ⸗ re nicht ihre ungleich gröffere Anzahl, und der immer - erneuterte Zuwachs von Europa aus, zur Erhaltung ih⸗ ter Sprache behülflicher gemefen. ,
%
Zwiſchen Smebes« Ford und Valley » Forge, trift man viele zum Kalchbrennen vorgerichtete Gruben an; auf der Oberflaͤche des Landes ſahe man doch nur ge⸗
meine -
>
ii, Ballen Forge. 7
— Quarje und Sandſteine. Die Hoͤl — an deren
Fuß Ballen» Forge lieget, war mit einer Menge har⸗ ter ſchiefrichter Sandſteine uͤberſtreuet, in welchen ſich hie und da kleine ſchwaͤrzlichte Spizchen von ſchoͤrlar⸗ tigem Anſehen zeigten. Der gegenſeitige Huͤgel beſtund faſt gaͤnzlich aus braunem, mit Glimmer gemiſchtem Eiſenmulm. Dieſe ſonſt ſehr unbedeutende Schlucht wurde der Welt bekannter, durch die WinteDuartiere, welche 1778 General Washington fer bielte, Die zum Hammer gehörigen Werke und Gebäude find im Kriege niebergebrannt worden. Das Eifenerz, welches hier geſchmolzen und verarbeitet wurde, bricht in einem nah gelegenen Thale. :
Die: Hügel, über: welche der Weg, weiter fort gieng, fchienen noch größtentheild aus braunem Eiſen⸗ mulm, oder einer diefem ähnlichen Erdart zu beſtehen In einem der Thaͤler fand ſich Kalchſtein. Es hat ſich
aber dieſe ganze Gegend, weit umher, keines beſondern | fruchtbaren Bodens zu rühmen; man bauet wenig Ges traide, und hat Mangel an Wiefen, die ſchmalen und niedern Strecken laͤngſt dem Schuylkill ausgenommen,
welche alle dag gute Land ausmachen, dag man in
biefer Gegend fuchen Fan. Deſto ergiebiger ift fie. bins ‚gegen an Eifenerzen, wodurch die Anlage von mehrern A4 Huͤt⸗
F . N x N be > 25 — — Balley⸗Forge. —
— d Haͤmmern veranlaſſet Wworden. Die Wal⸗ dungen ſind überall dünne, und haben junges ſchwaches
Holz; denn eben die vielen Eiſenwerke mußten bey der a hiefigen unordentlichen Forſtwirthſchaft, betraͤchtliche Verheerungen der Mälder, zu ihrem eigenen Nachteil anrichten. Das beffere Land wird zum Ackerbau ano ⸗ |
*
gelegt, und das ſchlechtere, wo man Holz ſtehen laͤſſet, R
gewaͤhret dieſem Es iſt auch das Ms in. biefen Gegenden fehr haus fige Wild meiftens verfheucht, und man wird auffer einigen Phafanen (Terrao Umbellus & Cupido L.), Reb⸗ huͤnern (Tetrao virginianus L.), Eichhoͤrnern und Haa⸗ fen, wenig andere Thiere mehr gewahr. Da jedermann volle Freyheit bat zu fehieffen, fo viel er fan und mag, fo: wird das gröffere Wild im den angebauten und bes wohntern Gegenden aufgerieben, und eg bleiben ihm die hintern, am längfien oͤde liegenden Gebürge y zum einzigen Zufluchtgort. Die Landleute, welche zwifchen und auf diefen Hügeln wohnen, fcheinen nicht die wohl, babendften zu ſeyn, auch find ihre Wohnungen nicht
die beften. Dennoch aber find fie in der Auflage der ”
Zaren nicht vergeffen worden; ein mittelmafliges Haus
„ & mit 105 dazu gehörigen Morgen Landes, bezahlte
für dieſes Jahr 20 Pfund Penfplo. Current. Der Bes figer davon, ein Deutſcher, wuͤnſchte daher lieber auf einem
weder fehnellen noch ſtarken Wuchs.
einem: BR zu wohnen, doch bezeugte er eine ii wunderliche Abneigung gegen die geruͤhmten Gefilde Kentucky am Ohio, wohin zu ziehen ihn einige "au Sreunde bereden wollten. Er hatte gehoͤret, daß > man in’ Kentucky Eeinen rechten Winter habe; wo man aber feinen Winter hat, argumentirte er, da wird man
Jahr aus, Jahr ein, arbeiten muͤſſen, und das zu Re thun war nicht ſeine Neigung, denn ihm waren zu
ſeiner Gluͤckſeligkeit, Winter, warmer Ofen und fau * unentbehrlich. RE" Be *
—*
Coventry, ein andrer Eiſenhammer, 15 Meilen von * Valley⸗Forge, gehoͤtet einem Hrn. Pott. Auf dem Wege dahin fand ſich noch immer der Eiſenmulm, bald weich, bald hart, und verſchiedene andere Felsarten, ſchaalichte Sandſteine, Q Quarze, und Breccien mit Sand und Eifen gekuͤttet; die Hauptgebuͤrgsart aber war gneis fichtes Geftein. Der Eifenhammer zu Coventry liegt |
‚einem engen Thale, welches von Dfien nad) Weften a Es find 3 Herde. und. 3 Hämmer. Die Haͤmmer liegen mit der Welle parallel, und die Zapfen der Welle greifen an den Hälm kurz hinter dem Ham⸗
br mer felbft ein, und heben ihn alfo mit einer geringern | Gewalt. in die Höhe, } * *
—— ur
As Die,
——— Warwick Mine, holes.
Die Blasbaͤlge ſind von Holz, und beſtehen aus zwey in einander geſteckten chlindriſchen, ſich genau an⸗ ſchlieſſenden Faͤſſern, die zwiſchen vier hoͤlzernen Pfoſten ſich auf und ab bewegen. Der Wind gehet erſt durch einen ledernen Schlauch in ein eiſernes Rohr und in den Herd. Dieſe einfachen Blasbaͤlge haben den Vor⸗ zug, daß ihre Vorrichtung weder muͤhſam noch koſtbar
iſt, daß fie weniger Reparatur brauchen, und doch
dauerhaft ſeyn ſollen. Das beſte Staabeiſen wird der⸗ Malen hier, der Centner zu 38 Schilling Penſylv. Cur⸗
rent, oder ungefähr 5 Pence das Pfund, verkauft. Eier ſowohl als überall, behauptet man, daß dag amer rifanifche Eifen, dem beften europäifchen um nichts nach» ſtehe. Hr. Pott, der Eigenthlimer des Hammers, war abmwefend, aber dennoch wurde ung von feiner Familie mit ausgezeichneter Höflichkeit begegugt, und unfern Bes dürfniffen mit: fo viel vorfommender Bereitwilligfeit abs geholfen, dergleichen man in den fogenannten Sffentlis chen Häufern auch für ſchwere Bezahlung, leider nur zu oft vermiffer.
Fünf Meilen weiter, über trockene, fteinichte, mwaldichte, und unbewohnte Hügel, famen wir zu Wars wie Mine -»holes, welches, in diefem Bezirk ſehr ber rufene Eifengruben find. Das Erz liegt bier, wie es
fo
Warwick Mine, Bolen. Az au fo allgemein in Amerika zu thun pflegt, in Hügeln aufe gehäuft, und feicht unter der Dammerde. Die Ober
fläche diefer Hügel decket ein eifenfchüfliger Sand; zu⸗
naͤchſt lieget eine braune Ochererde mit untermengten kleinen Eiſenſteinen, und darunter ein nicht tiefes Bette von rothbraunem, grobem, und gemeiniglich muͤrben Eiſenſtein; tiefer kommt eine weislichte thonichte Lage,
noch mit etwas eiſenſchuͤſſiger Erde gemiſcht. Die groͤßte |
Tiefe, zu der man gegraben hat, beträgt nicht über 20 Fuß, denn man findet gemeiniglich ſchon hinläng« lichen Vorrath in geringerer Teufe. Alle Bergwiſſen⸗ ſchaft iſt hier überflüffig, wo man weder Schacht noch Stollen zu treiben hat, und blos zu Tage oder in groffen breiten Gruben arbeitet.
Wir werfehlten von bier aus den ung vorgeſchrie⸗
benen Weg, und kamen durch ungebahnte Waldungen
und Huͤgel, nach dem Hauſe eines Quaͤkers, wo wir
genoͤthiget waren, um einige Erfriſchungen anzuhalten, die man uns auch nicht verſagte; dahingegen liehen wir auch der Frau des Hauſes ein geduldiges Ohr, und vernahmen mit vielen Umſtaͤnden, wie ihre Mann, wäh- vend des Krieges, dutch weile Benuzung eines Poſtens im Landamt (Land - Ofice), fich ein anfehnliches Vermoͤ⸗ gen erworben, damit fieben Plantagen erfauft habe, und
num
——
nun Er Welt auslache. u bat um. fo *
dazu, da der Ankauf ſeiner Guͤter mehrentheils mit Papiergeld geſchehen, deſſen Unwerth er zu rechter Zeit
einſahe, und die Leichtglaͤubigkeit feiner patriotiſchen / Landsleute zu feinem DVortheil benuzte. Wir trachteten von hier aus wieder in die ordentliche Straſſe nach Lancaſter zu kommen, machten aber noch einen kleinen Umweg, um auch Jones's Mine/-holes zu beſehen,
welches von den vorhergehenden wenig unterſchiedene
Eiſengruben ſind. Brauner ſandichter und muͤrber Ei⸗ ſenſtein lieget ebenfalls ſeichte unter der Oberflaͤche, iſt aber ſehr ausgiebig; 3000 Pfund Erz ſollen 2000 Pfund Eiſen geben. Unter und uͤber dem Eiſenſtein liegt eine Lage von grauer, weicher, thanichter Erde, welche von
den Arbeitern Seifenſtein (Soapftone) genannt wird.
Die) Arbeit wird hier auf die vorige Art getrieben. —
graͤbt nehmlich ‚hie, oder da, wo man am bequemſten N, zufommen fan, tiefe und weite offne Gruben, und
wenn diefe der Tiefe, der Waſſer, oder anderer Um⸗ fände wegen, unbequem „werben, nimmt man wieber eine neue auf, Eine Meile von diefen Gruben, fanden wir ones» tavern, an der Hauptſtraſſe nach Lancaſter. Die Welfh » Mountains ftofen bier. mit. verfchiedenen andern Hügelreihen zufammen, und zwifchen ihnen iſt der Anfang oder dag Ende eines beträchtlichen Kalch«
thalg
chals & welches ſich von hier über — York x. bis nah dem Potowmack fortziehet. Auf dieſen Huͤgeln entſpringen der Coneſtoga⸗ French⸗ und Brandywine⸗ Creeck welche nach ganz entgegengeſezten Gegenden e firömen. "Jones, tavern liegt in der Ecke von Berks— County, wo diefe an Chefter» County graͤnzet. Die Landmeffer, indem fie die Gränzlinien dieſer beyden Counties vor Kiniger Zeit bezeichneten "überfahen eine Strecke Landes von ungefähr 300 Morgen, welches zwiſchen beiden lieget und nun zu Feiner von beiden ges hört. Der Eigentümer diefed Landes ermangelt nicht dieſes Ueberfehen zu benuzen, und bezahlte weder im Kriege, noch jest, einige Tape, weil es nicht entſchie⸗
"den iſt, welche County ihn taxiren fol. Zwiſchen die⸗
ſen Hügeln, befonders gegen Reading bin, find noch * verſchiedene Eiſengruben, Oefen und Haͤmmer. Auf
dem Wege von Philadelphia her, ſahen wir faſt keine | lebendige Creatur, als einige Kraͤhen, verſchiedene
Spechte (Picus villoſus, principalis &c. L.), eine
Sitta, den Schneevogel (Emberiza nivalis L), und var 2 eini⸗
> - a 2
CH Sch verftehe darunter ein mit Kalchfteinflöszen ers fülltes Thal, oder Wertiefing zwiſchen Gebürgsreihen von andern Fel n, und vermeife deshalb auf 7 Beytraͤge zur Kenntniß von Nordamerika.
Zone Me er
14 Jones
—
N J —V — & > *
verrre
einige NRebhuͤner (Tetrao virginianus L.), Das Wetter |
war angenehm und warm, aber alle Baͤume laͤngſt ents
1 laubt, And nur bie oder da fand noch eine verfpätete Sternblume; alle übrige Gemächfe ſchlummerten.
— \
Die Straffe nach Lancaſter gehet durch das erſt⸗
erwähnte Kalchthal, welches eine, fruchtbare, abwech⸗
felnde und wohlangebaute Gegend ift. Längft der Straffe wird man wohl nur meift geringe Hütten gewahr, denn die befiern Häufer der hieſigen wohlhabenden Kandbe« fizer, find alle etwas vom Wege abgelegen. Diefeg, und die Gewohnheit immer etwas Gehölze zunächft der Straffe fiehen zu laffen, macht, daß Reiſende glauben
‚fie zögen durch lauter Müfteneyen, da doc) zahlreiche Plantagen und Wohnungen überall umher im Gebüfche verfterft find. Ich redete ale Menfchen, die mir auf
* Er
diefer Straffe begegneten, Deutfch an, und mir wurde _
von allen in der nenlichen Sprache geantiwortet. Sehe
viele Wiedertäufer wohnen in biefer Gegend;. gufe freundliche Leute und wackere Unterthanen, die biee eben ſowohl als in Deutfchland, die Liebe ihrer Nach» barn und die Achtung ihrer Obrigkeit fih erwerben.
Der Kalchftein dieſes Thals iſt noch immer ber nemliche ſchwarzgraue und grobe, wie aberall, und haͤu⸗
Neu ⸗ Holland. 15
— — haͤufig zu Tage ET Da biefes Kalchthal for wohl, als das mittlere: und bintere groffe Kalchthal, fruchtbares Land enthalten, fo fragt fi ſich: Macht kalchich⸗
ter Boden uͤberall fruchtbares Land ? und durch welche Verbindung? Oder ift es blos die tiefere Lage die⸗ ſer Thaͤler, welche die vorzuͤglichere Frucht arteie be⸗ guͤnſtiget?
Auſſer den zerſtreuten Plantagen und Wohnhaͤu—
ſern, kamen wir nur durch ein Dorf von 40 — 50 Haͤuſern und einer Kirche, Neu-Holland genannt,
13 Meilen dieſſeits Lancafter, wo wir Abende, noch vor einem. heftigen Schneeſturm, eintrafen. Diefer Sturm müthetes mit ungewöhnlicher Heftigfeit, längft
der Küfte von Nordamerifa ‚ und war von einigen Erde
* erſchuͤtterungen () begleitet, welche in Philadelphia | ſowohl, ald in Neunork deutlich gefühlt worden.
* Verſchiedentlich hoͤrte ich auf dieſem Wege uͤber
die Laſt der Taxen, unter der neuen Regierungsver⸗
| faffung
CH Su der Bay sn Neuyork lagen gerade Damals die
lesten brittiſchen Schiffe zur Abreiſe fertig; und es fehlte
nun nicht an frommen Seelen in Amerika, welche dieſe
Erderſchuͤtteruns und Sturm als ein vielbedeutendes Zei⸗ chen, bey der Abreiſe ihrer Feinde, anſahen
a faffung, klagen. Wenn ſolche aber ſchon hoch — ſind ſie doch nicht willkuͤhrlich angelegt. Nicht die Men⸗ ge des Landes, ſondern deſſen Beſchaffenheit, Güte,
> - otaneaflen.
a CE
—
Kultur und Ertrag und der. dazu gehörige Viehſtand,
iſt die. Mansgabe der Auflage In jedem Bezirk
(Township) find geſchworne Männer aufgeftellet ‚sum
das Eigentum und deſſen Werth zu fchäzen und miß
verhältnißmäffigen Abgaben | zu belegen. Der Landmann, wenn er glaubt unbillig angelegt — ſeyn, hat Freyheit
Gegenvorſtellungen zu machen. Don dieſer Einrichtung entitehet eine anfcheinlihe Ungleichheit der Abgaben, im Verhältniß zur Menge des Landes, welches einer oder
der andere befizet. Die Männer, weiche bie Zaren bes fiimmen (Aflizers), haben nichts mit ber Einfoderung
au thun; dazu find Collektors aufgeftelt, welche Mühe
und boͤſe Worte genug haben, ehe fie die Abgaben fammlen Eönnen, um folche an die Einnehmer (Recei-
vers) der County zu liefern. Es müffen gegenwärtig auch die Geiftlihen Taren bezahlen, wenn fie Landeigen⸗
thum und Defonomie befizen; hingegen hat man die ehemalige Gemohnheit Fahren laffen, Procente von ih⸗ rer Einnahme (eine Art Gewerbſteuer) zu fordern.
*
Cancaſter iſt unter ben innlaͤndiſchen Staͤdten
von gan Nordamerika, die betraͤchtlichſte. Sie enthaͤlt | ſchon
Fre, k — J 111
Enbaſter | "7 |
— —
—
ſchon 900 Häufer, und ei ſind kaum 80 — ihrer Anlage yerfloffen. Sie hat feinen Fluß in der‘ Nähe, ‚welcher ihr ſchnelles Wachsthum durch Vortheile des
Handels beguͤnſtiget haͤtte die Susquehannah fließt 16 Meilen ſuͤdlich von ihr, und der kleine Coneſtoga
> Meilen oͤſtlich. Es ſollte zwar anfänglich dieſe Stade ander Susquehannah angelegt werden, und wirklich waren ſchon ein hoͤlzernes Courthouſe und Gefaͤngniß bey Wrights⸗ ⸗Ferry erbauet; aber Hamilton, ein an⸗
—— Rechtsgelehrter, wußte es durch feinen Ein⸗
7 6%
fluß dahin zu leiten, daß bie Anlage der neuen Stadt auf dem ihm zuſtaͤndigen Grund und Boden unternom⸗ men wurde. Seine Samilie befiget noch die Grundherr⸗ hhfeit und beziehet an Grund⸗ Renten ein jährliches Einkommen, von wenigſtens 1066 Pfund Sterling. = Diefe Grund» Renten find ungleich, nachdem die vers ſiedenen Antheile (Lots) früher ober ſpaͤter aufgenom⸗ ten wurden, und in einem oder dem andern Theile der Stadt liegen; denn die beym erſten Anfang der Siodt aufgenommenen Antheile bezahlen am wenigſten, wie ſich die Stadt aber nach und nach vergroͤſſerte, ſo wurde der Preis der Antheile erhoͤhet. Die Stade iſt regelmaͤſſig angeleget; das Stadthaus ſtehet auch hier in der Mitte, wo ſich die zwo Hauptſtraſſen durch⸗ reuzen, welches dem guten Anſehen derſelben ſehr hin⸗ CHR. NE B der⸗
— x
.
vr.
*
*
u
18 ancaſter.
derlich iR. Es follen nicht ‚über so per Samilien
bier wohnen; alle übrige find Deutſche; dennoch aber ift die engliſche Sprache, zwar. nicht die herrſchende, aber doch die gerichtliche. ‚Die Einwohner treiben Acker⸗ bau, Handwerke und Handel. Lezterer iſt dennoch nicht
ſehr beträchtlich, weil die Stadt noch zu nahe an Phi⸗ ladelphia (73 Meilen) liegt. Es ift eine ſchoͤne lutheri⸗
ſche Kirche, und eine Isle Schule (*) bier. RER — De
*
Laneaſter hat dermalen auch eine hobe a. * Auszug eines Schreibens aus Philadelphia, nn „zum Beften der deutſchen Nation, welche aus ‚eir
„nem oder. dem andern Vorurtheile bishero immer unter-
„laſſen hatte, (— ausgenommen in Philadelphia —) ſich „mit ihren englifchen Mitbürgern in irgend einer Erz » siehungsanftalt zu vereinigen, hat die Affembly im Herbſte
1,1786, einen Freyheitsbrief und 10,000 Morgen Landes,
„sur Errichtung eines Collegii in Lancafter bewilliget. Die⸗ „ſes Collegium wird Dr. Franklins Namen führen, wels „cher folches reichlich beſchenket hat. Die deutſche Nation „iſt uͤber dieſe Anſtalt ſehr erfreuet. Der Eifer und die Sreygebigkeit, womit fie ſich die Beförderung einer jeden y guten Sache angelegen ſeyn laffen, welche Bezug auf ihre
| Nation und Religion hat, läßt hoffen, daf diefes Col⸗
a, as in wenigen Jahren, an Reichthum und Aniehen, | den
4
nr b
— | + MO
J—
Das anyüglichfe für mich in ae war bie ſehr angenehme Bekanntſchaft. welche ich mit dem Pre⸗
— diger der hieſigen lutheriſchen ‚Gemeinde, (und nunmehr er ‚ae Peincipal ber neuen hohen Schule dafelbit,). Herrn ' Heinrich muͤhlenberg, zu machen das: Vergnügen
hatte. Diefer vortrefliche Mann hat durch eigenen Fleiß ſich betraͤchtliche Kenntniſſe in der Naturgeſchichte er⸗ worben, und iſt unermuͤdet in der unterſuchung der Thiere, Pflanzen und Mineralien feiner Gegend. Daß ſei⸗ ‚ne Bekanntichaft mie fo fpäte und nur auf kurze Zeit zu Sheil wurde, babe ich Urfache zu. bedauren: fie ‚mußte mir ‚aber um fo fchäzbarer, und fein Andenken, ‚wird mie _ um fo. werther fenn, da unter den eingebohrnen Ameri⸗ 2 Et ‚mern Rn
_ — —
„den aͤlteſten Collegien in Amerika gleich fiehen werde. ,, —
Dieſe deutfche hohe Schule, I laut eines Schreibens, von Sen. Pf. Muͤhlenberg, von dafiger Obrigkeit, ı unterm 6ten Suniusga7e7 twirflich errichtet worden, und hat dermalen fünf Lehrer. Hr. Pf. Müplenberg if Principal; Hr. Paſt. Hendel, Viee⸗Prineipal; Hr. Vaſt. Melzhaimer, Profeſſor der deutſchen, lateiniſchen und griechiſchen Sprache; Hr. Reichenbach, Prof. der Mathematik, und der engliſche Pre⸗ diger, Hr. Hutchins, lehrt englifche Sprache ind fchöne -
Wiſſenſcha ſten. (S. allgem. Litt. Zeit. 1788. Pro. 14.) —
Die Affembly von Wenfylvanien hat auch feit kurzem erft beſchloſſen eine öffentliche Schule in Pittsburg anzulegen:
\
*6 &
x
80. tancafter. _ A A — 4 * * —— *
kanern er ber eimjige war, ben ich al Liebhaber der Naturfunde Fennen lernte und erfragen konnte. Fäns den unter feinen Landsleuten fich mehrere von ſeinem muſterhaften Fleiß und Streben nach Kenntniſſen, fo wuͤrde Amerika bald ſeine eigenen Produkte beſſer ken⸗ nen, imd die Naturgeſchichte um vieles bereichert wer⸗ den. — Seine angefangene Sammlung von inländis (ben Mineralien ift zwar noch Flein, aber um nichte
| defto weniger merkwuͤrdig, da man nirgends eine beſſere antrift. Sie enthält unter andern: Schoͤrle, aus der
Nachbarſchaft von Lancaſter, in Quarzen und in Sands fieinen ‚eingefprengt. Eatnedfe und anbere gefärbte Kier rel, an "der Coneſtoga. Terebratuliten, aus der Ge⸗ gend von Middletown, welche von den Landleuten für verfteinerte Hicfory » Rüffe gehalten werden Schönen Bley⸗ Spat von Pequeg⸗Creeck in Penſylvanien, Tonne dieſes Erjes gab 1500 Pfund Bley und noch ‚einige Unzen Silver; der Aufſeher bey dieſer Grube verlangte von den Theilhabern den 13ten D der Ausbeute als Belohnung; man ſchlug es ihm ab, er fürte die Grube. auf und "das Werk blieb ‚liegen, SteinFoblen und Schiefer von verſchiedener Güre, von der Susquehannah. Schwarze feinförnichte Scleif. und Probierfteine, deren fich "die Gold⸗ ſchmidte mit gutem Nuzen bedienen, aus der Nachbar
ſcchaft
Ne 2
Hr
*
* M AN ;
*
ſchaft von Lanecaſter. Stinkſteine, Rauchtopafe,
ſchoͤne Kryſtalle, wuͤrflichte Markaſite, acht⸗ eckicht kryſtalliſirtes Eiſenerz (Minera ferri $-edra.
Cronik), ſchwarze Kreide, aus hieſiger Gegend; Blingelſtein Gaxum tinnitans Lo von Pottegrove; 'Seifenfteine, und andere damit verwandte weiche
‚Steinaten ‚vom South - Mountain; braungefleckte
| Marmor, einen pörpbyrartigen Stein mit Schoͤrl,
vielerley Thon⸗ und Mergelartige Erdarten der um⸗ liegenden Gegenden, und. viele andere Erze und Stein, ‚deren Erwähnung zu mweitläuftig werden würde,
Einen andern einfichtevollen und wuͤrdigen Mann dernte ih an Heren Williom Henry (Judge of the’ co- — kennen. Bey ihm ſahe ich einen ziemlich
reinen Bergkryſtalt, von wenigſtens > Bfund- Ges. wicht, aus der hiefigen Gegend. Bleyerz von der
Juniata¶ welches zugleich Gallmey enthaͤlt; in den Rauchfaͤngen unter welchen das Bley ausgefchmelzt wurde, , festen fich Zinkblumen in geofler Menge an. — Unter andern Merkwürdigkeiten aber war mir eine
— Heine Mafchine angenehm zu fehen, von welcher Here ‚Henry ber Erfinder, und eine gefellihaftlihe Difpute,
über die Möglichkeit, eine ſich gegen den Wind bewe⸗ gende Maſchine zu verfertigen, die Veranlaſſung war. D3 ‚ Sie
*
Lancaſter. *
/
ar
Sancafter. \ * on
Sie iſt ſehr eine und leiftet volfommen bie vet. langte Wirfung. Ein blechernes Fluͤgelrad, wie man ſich ihrer bey den Ventilatoren in Fenſtern bedienet, hat zu ſeiner Axe eine eiſerne ſechszollige Spindel. Diefe Spindel lieget auf einem Geftelle, welches aus
| jiveen, nach vorne, ober mach dem Fluͤgelrade zu, in einen fpizigen Winfel, oder Dreyecke, vereinigten eifernen Stäben beſtehet, deren jeder ‚an dem bintern Ende auf einem glatten Raͤdgen ruhet; unter der Vers einigungsfpize aber iſt ein’ gröffereg doppelt gezähntes Rad angebracht, Auf diefen 3 Rädern ruhet und bee weget ſich die Mafchine. An der Spindel, kurz hinter dem Fluͤgelrade und gerade, über: dem vordern doppelte gezähnten Rade, ift eine boppelte fhraubenförmige Kerbe angebracht, von "welcher ein Faden fo um das untere Rad gefchlungen iff, daß wenn die Spindel durch das in Bewegung gefeste Flügelrad umgedrehet wird, diefes vorwärts fich bewegen muß, Wenn dar ber durch Wind, oder. Blafen mit dem Mund, bag Fluͤgelrad fich umdrehet, fo beweget die ganze Mafchine fich dem Luftitrome fehnurgerade entgegen, und zwar mit einer verhältnißmäfligen Gefchmwindigfeit zur Stärfe deffelben. Es ift aber diefe Mafchine nur auf einer harten —2 anwendbar, im welche das untere gezaͤhn⸗
gezähnte — kan. Doch verſichert Herr Henry/ daß er noch eine andere Maſchine zu verfer⸗ tigen im Stande ſey / welche, wenn ſie auf einem Boote
| angebracht wird, dieſes dem Strom eines Fluſſes ent⸗ gegen bringen muͤſſe und auch blos von dem entgegen kommenden Strom und Wind in Bewegung geſezet
werde. Dieſe Maſchine aber will er nicht eher be⸗ kannt machen, bis er ſich fuͤr ſeine Erfindung belohnet ku werden boffen dürfe, indem er. verfichert iſt, daß durch biefelbe die mühfame Gegenfahrt auf dem Ohio⸗ und Miffiffippi- Steome, zum Vortheile feines Vaters
| landes betraͤchtlich erleichtert werden koͤnnte. Nach Maasgabe der erſtern Maſchine moͤchte es aber nicht ſchwer ſeyn, die Einrichtung der leztern zu errathen. Ich uͤbergehe mehr andere, magnetiſche und elektriſche Verſuche welche die Nebenſtunden Herrn — auf eine nuͤzliche und angenehme Art ausfüllen, und in wel⸗ chen er ſich als einen denkenden und — Mann zeigt.
Die ſehr uͤble Beſchaffenheit des Weges und der ne waren mir, nebft andern Hinberniffen, ent gegen, Ephrata, den Siz eines religisfen Voͤllchens, zu — welches in der Naͤhe von Lancaſter faſt un⸗ bemerkt lebet, und doch um ſeiner auszeichnenden Sitten,
8 4 Mey⸗
— Eyhrata
——— und FREE willen, —— wer⸗ den verdient, als es ſelbſt in Amerika, in geringer Ent⸗ fernung von ſeinem abgelegenen Aufenthalt iſt. Die Nachrichten, welche ich hier mittheile, ſind entlehnet, aber bie vollſtaͤndigſten, fo ich erhalten konnte, und haben einen getreuen und aufmerkfamen Beobacheer
sur Berta. ü —
—— oder ——— Town iſt ein Doelchen von mittlerer. Groͤſſe; lieget in einem kleinen aber deſto an⸗ genehmeren Thale, und an einem kleinen Fluſſe, 1x Mei⸗ len von Lancaſter. Nebſt einem Theile der umliegenden Laͤndereyen, iſt es das Eigenthum einer kleinen Geſell⸗ ſchaft von Menſchen, welche fi) Dunkards oder Duns kers nennen, und groͤßtentheils von deutſcher Herkunft ſind. er Ort iſt in Geſtalt eines Dreyecks angele⸗ get, und hat einen groſſen Obſtgarten in der Mitte, \
Der Heine Bach, welcher den größten Theil des Orts umflieffet, ift ihm eine natürliche Schuzwehre von der einen Seite, fo wie es ein mit Obfibäumen bepfianz⸗ tee Damm und Graben von ber andern if. Den Nas men Dunfard haben fie, mie man fagt, von der Art, ” ihre Neubefehrte zu taufen; fie tunfen oder tauchen diefe nemlich in einem Fluß umte:, wie es auch bie Wiedertäufer im Gebrauch: ij von denen fie fich aber
übrie
= *
— —
ein Deutſcher, welcher vor 40 oder mehr Jahren ſich
— ‚Gegend niederlieh , wo Ephrata nachher erbauet
worden, welche damals aber noch auf: viele Meilen umher dicke Wildniß mar. Zufrieden und einfam lebte
SE * hier viele Jahre, und indem er feine wenigen Be | duͤrfniſſe ſich durch feinen eigenen Fleiß verſchafte, fo
„ Tonnte er fih um fo mehr der Gemeinfchaft mit der 2 ietigan Welt entziehen. Nach und nach aber wurde um ihn ber die Gegend bewohnter, und mehrere Deut—⸗ ſche kamen, ſich da anzubauen; verſchiedene von dieſen,
bewogen durch die exemplariſche Lebensart dieſes Man⸗
nes, und gereist durch ein Gefühl ähnlicher Geſinnun⸗ ‚gen, vereinigten fih mit ihm, und gründeten eine Ges felifchaft, welche durch den Zutritt neuer Mitglieder bald anfehnlich und zahlreich wurde. Es war alfo nicht
„eine ſchon gebildete Sekte, welche fich von einem ans
dern Orte aus hieher verſezt hätte; fie entfprung da, wo fie noch iſt, und hat fich nicht weiter ausgebreitet. Es fol aber ihre Gefellfchaft gegenwärtig in Abnahme
ſeyn / und faum gegen 200 Mitglieder zählen, welches eine unbeträchtliche Zahl gegen dad, mas fie ehemals
war, if, Männer und Weiber leiden fih im Som⸗ mer in meifles innen, und im Winter in weiſſes
Wollengeug, Ihr Habit befiehet in einem weiten, lan⸗
DB 5 gen,
e — * Der Stifter diefer Sefte er
—
* *
—
°F
Ih “am ie. auf bie Rudel - berabflieſſenden ⸗ ER (Tunie), der um die. Lenden geguͤrtet, und mit einer Kapuze zur Bedeckung des Hauptes verſehen iſt, denn
Huͤte tragen ſie nicht. Unter dieſem Leibrock tragen ſie
ein grobes Hemd und Unterkleider. Die Weiber ver ⸗
beten, wenn fie ausgehen. ihr Geficht unter der, Ras puze. Die Männer laſſen ihren Bart lang wachen,
ſchneiden aber die Haare des Kopfs kurz. Sie find ein
fleiffiges, freundliches und erfindſames Voͤllchen; ſind gaſtfrey und wohlthaͤtig. Ihre vorzuͤgliche Nahrung beſtehet in Pflanzen und Wurzeln, denn des Fleiſches enthalten ſie ſich als zweckwidrig der buͤſſenden Enthalt⸗ famfeit, welcher Chriſten ſich befleiſſigen ſollen. Es iſt auch ihr hageres und blaſſes Anſehen Buͤrge, daß ſie nicht des Leibes pflegen. Nur bey Gelegenheit der Feyer ihrer Liebesfeſte (love-feaft) erlauben fie ſich Fleiſch, und zwar Hammelfleiſch; dann verfammlen fich Hrüder und Schweftern in einem groſſen Saale, und fpeifen in Gemeinfchaft. Andere Ergszlihkeiten, als die Abwechslung ihrer Keligiongübungen und. häuslichen Gefchäfte, Fennen fie nicht. Zmwenmal des Tages, und eben fo oft des Nachts, verſammlen ſie fid zur Er⸗ bauung. Nur Kranfe liegen auf Betten; die übrigen auf harten Bänfen, und. haben einen Kloz zum Haupt⸗ fiffen. Männer und Weiber leben in abgefonderten Mohr
—— ‚ante‘ — Geſezen. Die
—
jude fuͤr Bruͤder und Schweſtern ſind von Holz / aber geräumig, und jedes. mit einem Speifefaal und
Betzimmer verfehen, denn fie halten ſich auch die meifte |
Zeit bey ihren Religionsuͤbungen abgeſondert. Dieſe Gebaͤude ſind in Zellen abgetheilet, beten jede groß ge⸗ niug iſt, eine Perfon zu beherbergen; fie find ‚ohne Vers sierung „% ‚aber nett und reinlich. Zwiſchen Brůͤdern und Schweſtern findet Fein Umgang ſtatt, als den bie Beforgung ihrer Sfonomifchen. Angelegenheiten erfor zauch nicht einmal durch Heyrathen. Wenn aber doch ein Paar dieſem Geſeze ſich entziehen und in den Eheſtand treten wollen, fo werden fie nicht laͤuger als vollfommene Mitglieder der Gefellfchaft angeſehen, auch wird ihnen nicht laͤnger verſtattet, unter den unverhey⸗ ratheten zu wohnen Pi ſondern fie müffen nach Mount Sion, eine: Meile von Ephrata, oder fonft in der Nähe wohin ziehen, und erhalten die Erforderniſſe zu ihrer Einrichtung und Haushaltung aus dem öffentlie den Ahaze. Linterdeffen fahren fie aber doch fort dier felde Kleidung zu tragen, werben als Verwandte der Gemeinde angefehen, und überlaffen diefer in der
Folge ihre Kinder zur Erziehung. e Die vornehmften Religionsgrundfäge dieſer Duns fers find Opngefäbe folgende: daß zufünftige Glückfelige leit
4*
®
Er
a
N
»
28 3 Eyhrata.
keit einzig und allein durch Buſſe und aͤuſſerliche Zůch⸗ tigung des Fleiſches in dieſem Leben zů erwerben ie;
Pie
RER! 4 * — nn
und ‚daß, wie Chriſtus, durch: fein verdienſtliches Leis
den ‚die Erloͤſung des menfchlichen Gefchlechts im All⸗
gemeinen bewirkte, alſo auch jeder einzelne Menſch durch Faſten, Maͤſſigkeit, Entſagung alles Ueberfluſſes in Kleidung , Vergnuͤgungen uf w. fine eigene Selig.
feit erwerben muͤſſe. Daher find Demuth, Keuſchheit,
Maͤſſigkeit und chriſtliche Tugenden überhaupt , der. all» gemeine inhalt ihrer Unterredungen. Sie glauben und behaupten, daß ein Menſch mehr ſeligmachendes Ver⸗ dienſt ſich erwerben moͤge, als er fuͤr ſeine eigene Red’ nung brauche, und daß demnach der Ueberſchuß ſeiner guten Werke einem andern, zur Erlangung der Selige keit, zu flatten fommen fönne. Sie halten das Sakra⸗
‚ment des Abendinahle und der Taufe; lezteres vollziehen
fie abee nur an erwachfenen Perfonen, durch Unten
- tauchen. Sie läugnen die Erbfünde und lehren ben
freyen Willen. In ihren Augen ift jede Gewalt, Süns de; fogar Selbftvertheivigung gegen Gefahr und Rechts⸗ ſtreitigkeiten, wenn fie auch dazu durch erlittenen Bes trug, oder gewaltfame Entreiſſung ihres Eigenthumg aufgefordert. werben follten. Sie fenern den jübifchen Sabbath; bedienen fich bey ihrem Gottesdienft Feiner Gebetsformeln, fondein beten und predigen aus unmit⸗
telba⸗
14
h telbarer Empfindung. Sie glauben, daß der Henland das "Evangelium auch. den Todten predige, und daß, ſeit feiner Auferſtehung die Seelen der Gerechten damit beſchaͤftiget waͤren, ſeine Lehre ſolchen abgeſchiedenen Seelen fund zu machen, welchen fie bey ihrer Lebens⸗ geit unbekannt blieb. Sie verwerfen die Ewigkeit der Hoͤllenſtrafen und glauben, daß der juͤdiſche Sabbath/ das Sabbath - Jahre und das Zubels Jahr, die Vorbe⸗
deutung von gewiſſen Verioden ſeye, welche nach dem groſſen Weltgericht werden gehalten, nach welchen die ı Seelen derjenigen, ſo nicht gleich in den Genuß der
Seligfeit eintreten, allmählich gereiniget, von ihrer Verderbniß befreyet, und früher oder fpäter zur ewigen Gluͤckſeligkeit zu gelangen ar werden — Hr
a — — Be He .
Auſſer den fchon Preis gröffern > span ben, fiehet man in Ephrata noch mehrere kleinere Ge⸗ baͤude „welche hauptſaͤchlich für verſchiedene Manufaktu⸗ ren eingerichtet ſind. Denn ſo ſehr auch ihre Einrich⸗ tung, und einige ihrer Grundſaͤze, dem Geiſte des
WMoͤnchthums ſich ‚nähern, fo mollen fie doch nicht blog
beten, fich maͤſten und müflig gehen, fondern beten und arbeiten. Wie dein auch die nemliche Denfunge- art alle übrige in Amerifa anzutreffende Sekten beles bet, und zu nüzlihen Bürgern machet. Es werden in
Ephra⸗
Ephratn 29
30 Eu Es
9
Ephrata allerley —S— mit Fleiß und Sericlih« feit betrieben. Es find hier eine: gute Delmüple, Dar piermüßle und eine Druckerey. Es werden Pergament, Leder, wollene und leinene Zeuge gefertiget, mehr als die Geſellſchaft felber bedarf. Die Schweſtern beſchaͤf⸗ tigen ſich mit Verfertigung von Wachslichtern ‚ kuͤnſtli⸗ chen Blumen und andern ihnen angemefjenen Eleinen. Arbeiten und ERROR rg fie. an die er den tag, verkaufen. = BR Re
4 [3 A > * 5 3 ’ ERS Na
Bor vielen Jahren fchon hatten ſich wegen einer Zwiſtigkeit in Lehre und Gottesdienſt, vier oder fuͤnf Bruͤder von der übrigen Gemeinde geſchieden, und wohn⸗ ten in einem eigenen Haufe beyfanmen. Ob biefe gleich nicht mehr in vollfommener Gemeinſchaft mit den uͤbri⸗ gen Dunfers waren, fo behielten fie doch ihre Rechte auf ihren Antheil des Ertrags der Gemeingäter, wel ches mit dem, was ihr eigener Fleiß erwarb, zu ihrem Unterhalt hinlänglich war. Sie trugen nicht mehr den langen Leibrock, fondern kuͤrzere aufgegürtete Röcke und Hüte. Man war ihnen übrigeng, ihrer felbfigewählten Form wegen, nicht gebäflig , Aueh übte die Liebe und Geduld gegen fie, welche die Srunbfäge diefer Ges meinde empfehlen. — ,
*
Der
Lancaſter. hi By
a Winter erlaubte: feinen Iangens Aufs tl in ae; es war. ‚die beyden Tage Mers —— eine Menge Schnee gefallen , und die falten Winde lieſſen beforgen, daß wir vielleicht an der Ueber⸗ fahrt uͤber die Sus quehannah ur: verhindert. wer⸗ den. Bon Lancaſter ſind es to Meilen nach Weightes Ferry an jenem Fluſſe / welcher daſelbſt an zwo Meis
len: breit, zwar nicht ſehr tief, ‚aber von verfchiedenen -
—* und kleinen Edlanden durchſchnitten iſt, che den aufs oder ‚abwärts geheffden Booten nur u fehmale Paſſagen zur. Durch» und Ueberfahrt übrig laffen ſo daß hohe Winde, ſtarke Fluthen, oder
Eis, die Neifenden oft viele Tage verfpäten, wie es
auch uns würde begegnet. feon, wenn mir um nur einen Tag fpäter gefommen wären. Der ganze Meg von Lancaſter hieher , und weiter big York, gehet über huͤge⸗ üchtes Kalchland, oder vielmehr in einem breiten un⸗ ebenen Kalchthal welches rechts von der Kette des South Mountaing, und feiner Aeſte, wovon der Eos dorus, Mountain feiner der unbeträchtlichften ift, links
‚aber von den Fortfäzen der Welfh - Mountaing gebildet
wird, Es iſt überall gut bewohnet und angebauet, wie denn überhaupt die Graffchaft- Lancafter für die
fruchtbarfte in Penfplvanien geachtet wird, deren Aecker |
bie Ausfaat 20 — Zofältig wieder geben. Aber frenlich
‚erfhien
: dor
— in dieſer Jahrszeit das Land nicht Vorheil. — ae ER. der — —— liegt
are Kae EN 120 575
„Nor in sa ein — el
Städtchen, von etwa 300 Käufern, und fünf verfchies denen gottesdienftlichen Gebäuden. Erſt feit 40 Jahren wurde die Anlage gemacht, und man hat auch hier das Rathhaus (Court-houfe) in die Mitte der fich durch. freuzenden Hauptſtraſſen geſezet. Der Codorus ein kleiner nicht ſchiffbarer Fluß, läuft durch die Stadt. Die Einwohner ſind groͤßtentheils Deutfche: Ihre Ber dürfniffe an fremden, hauptfächlich weftindifchen unent⸗ behrlihen Waaren, als Rum, Zucker, Molaffes, Koffee u. dergl. holen fie von Baltimore in Maryland; nicht, weil ihnen dieſe Stadt näher ift, oder fie beſſern Marft für ihr Mehl, Korn, oder Vieh daſelbſt faͤnden; ſon⸗ dern um die Unannehmlichfeiten und das Ungemwiffe der Heberfahrt über die Susquehannah zu vermeiden. Es balten fich wielerley Handwerker und Künftler in dieſem, und andern: dergleichen Landflädtchen auf; beſonders fcheint ed, daß viele Wand» und Stockuhren hier ge⸗ fertiget werden, wenigſtens ſahe ich in den meiſten Haͤuſern laͤngſt der Straſſe ſehr gut gearbeitete —* mit der Aufſchrift dieſes Orts.
Solgen
dorf. 8
— — ereignete ſich in hieſiger Nachbar⸗ ſchaft, und verdient als ein Beytrag zu andern aͤhnli⸗ chen Geſchichten- und als ein Beweis, angemerkt zu werden / wie öfters kleine Veranlaſſungen den eine Zeit⸗ lang umterbeichten Gebrauch des Verſtandes wieder in feine vorige Freyheit und gefimde Thaͤtigkeit ſezen koͤn⸗ nem. Michael Car, der Sopn eines Landmanns aus hieſiger Gegend, war in dem vorlezten Kriege verſchie⸗ dentlich mit gegen die Franjoſen und Indianer zu Felde gezogen. Ungluͤckliche Liebe aber verutſachte, daß er erſt melancholifh und dann rafendtol wurde, und vers ſchiedene Jahre in dieſem Zuſtande im penſylvaniſchen Hofpitale au Philadelphia zubrachte. Man führte ihn, da er etwas ruhiger geworden, zu feinen Eltern zurück, umd es waren nunmehr 20 Jahre verfloſſen, feitdem er im tiefften Bloͤdſinn, zu jeder Arbeit und Geſellſchaft unfähig, als ein Gegenftand deg Mitleideng von feinen | Freunden ernährt wurde. Don ungefähr zog im Iep tern Kriege ein Werber mit Trommelfpiel und fliegen» der Fahne dem Ort feines Aufenthalts vorbey. Kaum hoͤrte er die ihm vormals gewohnte Kriegsmuſik, als e ploͤzlich aufſprang, feine Lumpen von ſich warf ‚mie aller vernünftigen Befcheidenheit um Kleiter bat und dem Werber folgte. Denn von diefem Augenblick an
Schoͤpfs R. 11. Th. € bate
34 York:
hatte und behielt er den vollfommenen Gebrauch. feiner Verſtandeskraͤfte wieder. N we
Wagen und Pferde, die uns auf dem Wege hier⸗ her begegneten, waren alle in vortreflicher Ordnung; dieſen Vorzug bat Penſylvanien, und die hintern Ges genden von Maryland und Virginien, vor den übrigen Provinzen und den vordern Diftriften voraus, weil der Mangel an infändifcher Bootsfahrt auf Erhaltung befferer Landfuhrwerke aufmerkſam macht. Man hat hier eine flarfe und groſſe Zucht von Pferden, die wohl gehalten werden, und daher immer gefund und rüflig aus⸗ fehen, wenn die Gerippe von Pferden an der Kuͤſte zum Umfallen mager find. Die penfplvanifche Zucht liefert fhöne und anfehnliche Kutfchenpferde ; aus Mans gel an anhaltender Arbeit aber find diefe ſtarken penfuls vanifchen Pferde zu langen Neifen und ungewohnter An⸗ firengung doch nicht dauerhaft genug, und werden leicht gichtifeh (gouty) und blind. Ploͤzlichen Entkräftungen (foundering) find überhaupt, oder follen vielmebe
alle amerifanifche Pferde mehr unterworfen feyn, als
« die europäifchen; es fällt aber die Schuld davon wohl oͤfter auf Die aͤuſſerſt ſorgloſe und unmitleidige Behand⸗ lung derer, ſo ſich ihrer bedienen, als auf die vorge⸗ gebene ſchwaͤchere Beſchaſſenheit der Thiere ſelbſt. Die
Fracht⸗
MEallifterstown. 35
Frachtwaͤgen der penfplvanifchen Landleute find ſtark ges bauet; bie Border. und Hinter» Räder ſtehen nahe beyfammen; das Geſtelle des Wagens iſt ſtark nach vorne abhängig, fo, daß mit Beyhuͤlfe der ſehr hohen Vorderräber, ‚ber belafiete Wagen fic) leichter über die Unebenheiten bed Weges und andere Hinderniffe weg beweget. Gewoͤhnlich find diefe Wägen ale durch ein grobes über Reife gefpanntes Tuch bedeckt, und dienen ihren Führer auf der Reife zur Wohnung. Von Dorf aus befommt man rechts die Pidgeons hills ins Geficht, welche ziemlich hoch zu feyn fcheinen, und zum Got, Mountain gehören; in ihren Wal. dungen halten fih noch Bären und Wölfe auf, und les gen Öfterd unangenehme Befuche auf ben Plantagen in <hale ab, durch welches die Straffe noch immer über Kalchſteinfloͤzzen fortgebet. m
M Calliſterstown, 13 Meilen von Dorf, ein Städtchen von ungefähr 200 Häufern, und etma 30 Sabre alt; und noch 6 Meilen weiter ein groffes Dorf, Veterlittle’stown, find die lezten Drte in Penſylvanien. Die Nothmwendigfeit folher lecken, wo Krämer und Handwerker ſich fammlen, und den übrigen zerftreut und fporadifch mohnenden Landleuten die’ erforderlichen
ea Bequeme
36 MeEalliſterstown.
— —
Bequemlichkeiten, Kleidungsartifel, Geraͤthſchaften und Berürfniffe des Luxus, für die Produkte feines AIckers und feinek Heerde geben, fällt am mehreften da auf, wo man fie nicht hat, und der einfame Landmann, von Städten und Märkten zu fehr entfernt, bey dem Ueber⸗ fluß an ſelbſt erzeugten Lebensmitteln, Mangel an mans cherley andern Nothwendigkeiten leiden, und manches Vergnügen fich verfagen muß, indeffen ihm das, mos durd) er ſich das eine oder das andere verfchaffen koͤnn⸗ te, auf verfchiedene Weife und unbenuͤzt verlohren gehet (X. Man war daher von jeher in Penfplvanien, N si und (*) Unterdeffen haben doch auch folche einzelne und gem fireute Niederlaffungen ihr Gutes, und alle die Vorzuͤge, welche dergleichen fporadifche Wohnungen überall und zu allen Zeiten hatten, finden auch bier fiatt. Diefen, der Natur, den alten Sitten und dem Nuzen gemäffen Anbau, ſchildert Möfer vortreflich.. „, Die einzelnen Wohnungen ‚haben Bortheile und Rechte, welche man anderwaͤrts und „izt wieder einzuführen wuͤnſchet. Sie haben ihre Aecker, zr Wiefen und Gebölse, ringe um ihre Däufer, beſtellen ihr „Land nach eigenen Gefallen, und finden sur Zeit ber Noth ‚noch immer etwas in Ihren Bezirken, woraus fie eine Beyhuͤlfe ziehen konnen. Brand und Seuchen verbreiten „ſich bey ihnen nicht fo Teiche; im Kriege liegen fie vers „ſteckt,
— MCalliſterstown. 37
und einigen, andern Provinzen , fleiſſig darauf bedacht,
die Anlegung folder einlaͤndiſcher Städtchen zu befoͤr⸗ dern / und mit Vergnügen bemerkt man überall. aus dem ſchnellen Anwuchſe derfelben, daß fie zu dem Wohlſtande der Einwohner einen groſſen Theil beytragen. Ich habe aus der Urfache, alle, durch welche ich gefommen bin, angemerkt, um fo mehr, da man nirgendwo ein volle fommenes Verzeichniß von ihnen antrift, ‚Diefe Land» ſtaͤbtchen der Hintern Gegenden haben meiftend ganz das Anfehen von unſern deutſchen Marktflecken; die Haͤuſer ſind nach dem Geſchmack ihrer Innhaber bunt⸗ ſcheckicht gemahlt, und in ihrer innern Einrichtung auch wenig von jenen abweichend; denn der groͤßte Theil ih⸗ rer Bewohner ſind Deutſche. Hin und wieder ſind auch irrlaͤndiſche Familien darunter, uͤber welche aber die Deutſchen mit einem eigenen Stolze und anmaßlichen Vorzuge, als beſſere und ordentlichere Wirthſchafter herabſahen. Deutſche Gaſtwirthe haben uns auch im⸗ mer wieder andere deutſche Wirthe, laͤngſt der Straſſe get € z empfohs wi;
steckt, und wenden auch im Frieden nicht su viel auf sr Blänzende Sachen, um keine Nauber zu locken. Ihre „, Entfernung von einander und von der Dorfſchenke ver- - srbindert überdem manche Verſuchung, a. und Ge⸗ „rlegendeit.,,
38 —— —
empfohlen, und es iſt — ——— und ihueu von beynahe jedermann zugeſtanden, daß man ſich amt beſten bey ihnen befindet; wenigſtens, wenn es bey einem oder dem andern zu ihrer Empfehlung dienen moͤchte, trift man überall in den beutfchen Haͤuſern ei⸗ nen warmen Dfen, gutes Bier, und um biefe Jahrszeit auch Würfte, Schweinefleifch und Sauerkraut an, wel * alles ſie als Ka rear — * Maryland. wi u Die Grenzen zwiſchen Penſylvanien und Maryland werden durch eine in den Waldungen breit ausge⸗ hauene Linie bezeichnet. Tonnytown, ein Flecken von ungefaͤhr 150 Haͤuſern, 9 Meilen von Peterlittletown, war der erſte Ort in dieſer Provinz. Von bier führte uns die Straffe über den Pipe» Creeck; der in einem tiefen Bette fih nach der Susquehannah ziehet, und vortreflihes Land an beyden Seiten hat; und weiter bin, über den Monacafy , einen Eleinen Fluß, 4 Meis len von Fredericktown. Ben 110 Meilen waren mir nun immer in demfelben Kalchthal gereifet, deffen Ans fang ich oben bey Jones⸗ Tavern bemerfte. Die höhere Släche davon Fan als eine fortgefezte Ebene angeſehen werden, in welchem die verfchiedenen Hügel und Uns gleichheiten, nur durch die Fluͤſſe entfliehen, welche es ſchraͤ⸗
ſchraͤge —ã— indem ne von dem — dem Ocean ihren Weg nehmen, Daher iſt jeder Abhang, den man in diefem Kalchthale bemerfet, nat Oſten oder Suͤdoſten abfallend. Es gewähren aber diefe tiefern Stellen den vortreflichfien Wiefenboden, und der auggebreiteten Viehzucht diefer Gegenden vortheil⸗ hafte Nahrung. Der Boden an den hoͤhern Stellen hingegen iſt noch immer dieſelbe einfoͤrmige roͤthlichte Erdart, die in trockner Jahrszeit den beften, und bey no. per den ſchlinmſten Weg machet.
peter. Es war zum zweytenmale, daß mein Weg durch dieſe Stadt traf. Ueble Witterung verurſachte einen Aufenthalt von einigen Tagen; aber diesmal fo wenig, al das erſtemal, hätte ich dag Vers gnügen, Geſellſchaft von Gentlemen genieffen zu koͤn⸗ nen. Die Geiftlichfeit, und einige andere, deren Bes kanntſchaft ich fuchte, twaren jedesmal abtvefend , und die übrigen Deutfchen und allerley Einwohner find bie unmanierlichften Gefellen, die fich weit und: breit ans treffen laſſen. Ueber Mangel an harten Gelbe, und über bie Sffentlichen Aufligen, wird hier, twie überall, laut und viel geklaget. Krämer und Handwerisleute, welche ihre Waaren in Baltimore baar bezahlen müffen, geben 15 — 20 Procente Intereſſen, um Vorlehen zu 4 | befonts
betommen; d denn —— — und — dorzůglich nur in den Seeſtaͤdten, von wo aus es in Menge von den Sciffen für ‚eingebrachte Waaren weg⸗ gefüpret, wird. Vor dem Kriege waren 6, Procente ſchon ein hohes Intereſſe es iſt daher fein Wunder, wenn die Landleute uͤber die immer ſteigenden Preiſe der fremden Waaren Klagen » Ändem-fie durch jene: hoben, Zinfen, mit, beläfiget. werden, und, für,ipren, Theil big« | ber, nicht d ben. nemlichen Abſaz ihret Landesprobufte, ges noſſen, welcher, durch den — — Handel nach Weſtindien gehemmt iſt. Die € Zaren betragen in Marys land ein, und, „ein halb Procent, von allem, bewegli⸗ hen. und, ambetveglichen, ‚Vermögen; un, es wird ſogar dermalen Hausgeraͤthe angeſchlagen. Viele koͤnnen ſchlechterdings nicht, und noch mehrere, haben, nicht, Luft, Zaren zu ‚bezahlen, bis fie nicht, ernſtlich dazu ges nöthiget werden, welches man denn auch zu thun nicht, unterlaflen wird. Die hieſige Landwirthfchaft und. Er⸗ zeugniffe find die nemlihen, als in den bintern Gegen⸗
den des benachbarten Penſhlvaniens und Virginien, |
vorziglich nemlich Walzen, Days und Bieh, Ehe⸗ mals wurde eine betraͤchtliche Menge Hanf gebautz,
man wählte dazu altes wohlgeduͤngtes Land, in Vor⸗
zug vor ganz friſchem, worauf man ihn anderwaͤrts ſaͤet. Ruſſiſche Schiffe haben aber dieſes Jahr Hanf und
und, wu wohlfeiler nach, Sale eek
es hier zu haben iſtt.. Inmdon ee mar len un Auſſer den uͤberall — Veranlaſſungen zu Rechtsſtreitigkeiten, iſt Maryland noch mit einer ganz eigenen Duelle von Prozeſſen geſegnet, und dieſe iſt die Abweichung der, ¶ Magnetnadel , nenn. nicht vielleicht Fehler des Inſtrumentes, ‚oder Ungeſchicklichleit derer, fo damit umgehen, mit Theil daran haben. Landeigenthum wird,in den Kaufbriefen, ſeinen Umfang nach „fo. ber ſtimmt, ‚daß von. einem, begeichneten: Baum / Fels, oder anderem Gegenſtand an zu rechnen, ſo viele Ruthen nach dieſem „Striche bed, Kompaſſes, dann wieder ſo viele Ruthen nach, einem. ‚andern ‚Striche, und ſo fort an— bis wieder zur erſten Landmarke herum gemeſſen wer⸗
den. Nach einiger Zeitlaͤnge koͤnnen nun, durch die in⸗ mittelſt ſich ergebenden Abweichungen der Nadel, die ehemals damit geſuchten Linien nicht wieder auf die nemlichen Punkte ‚zutreffen, und die Abweichungen der neuen Winkel von den alten, muͤſſen bey groſſen Stre« den Landes, um: defto „beträchtlicher ausfallen; und fo geſchiehet es nicht felten, daß. eine nach Verfluß von mehreren. Jahren neu vorgenommene , Meflung, ı ein Stuͤck angebautes und urbares Land, von den Beſizun⸗ gen des Nachbars abichneibet ‚ und ihm, dafür auf einer C5 BR andern
>
andern Ecke, vieleicht ein Stuͤck Wald, Sumpf oder
anderes unfruchtbares Land überläffet: Dadurch ent ſtehen denn nachbarliche Irrungen, Prozeffe und Ver⸗ gleiche, woHon die Sachwalter den beſten Nutzen
ziehen. In andern Provinzen wird die Gelegenheit zu
ähnlichen Irrungen vermieden, indem man ‘dag Eigen thum durch mehrere fefigefegte Land -Marfen bezeichnet, und die Grenjen nicht der"Veränderlichfeit ‘der Magnet⸗ nadel uͤberlaͤſſet, die unterdeffen durch genaue‘ Beobach⸗
sungen; Berechnungen, auch leicht verbeffert werden
koͤnnten. Man fühle das Unbequeme diefer Einrichtung, und wird die nöthigen Aenderungen durch gefejlihe Ans ordnungen treffen, ; wenn nicht,‘ wie ich einige ‚Sande leute beforgen hörte, die Rechtsgelehrten Herten es zu bintertreiben, und diefe ergiebige Duelle von Proseffen noch Tänger offen zu halten ſuchen.
Der Hintere Weg , welcher von Fredericktown aus, jwifchen dem South» und North Mountain, nach Ka rolina führet, mar nach allen Nachrichten in dieſer fpäten Jahrszeit nicht ohne groffe Beſchwerlichkeiten zu bereifen; anſtatt alfo jene Straffe zu verfolgen, wie es die Abficht war, mußten wir dieffeits des South⸗ Mountains bleiben. Auf dem Wege nach dem Pos tommack behielten wir demnach diefeg Gebirge zue
Rech⸗
Rechten, und "eine andere Neihe niederer Hügel’ zur Linken, welche fih aber in der Nachbarfchaft jenes Sluſſes auf einmal in einen hohen abgeriffenen Gipfel endigte, der unter dem feiner Geftalt entſprechenden Namen Sugar - loaf- Mountain » weit herum fichtbar iſt. Breifhen dieſen beyden Gebuͤrgsreihen fireicht' noch immer das vorige Kalchthal fort. Schon ein’paar Meilen, bevor wir die Ufer des Potommads erreich⸗ sen, wurde dieſes Kalchthal abhängiger, und überall umher zeigten ſich im Waſſer abgerundete Steine, und . andere Beweife, daß das Bette des Fluſſes, vor Zei⸗ ten, ſich weit über feine gegenmwärtigen Grenzen aus⸗ . gebreitet Hatte. Die Ufer auf mehr als eine halbe Meile vom Sluffe, beftehen aus reichem, fettem, ſchwar⸗ gem Boden, der ein Jahr um dag andere alle ihm ans vertraute Früchte mit groſſem Gewinn wieder giebf, ohne jemals gedüngt zu werden. Nowles⸗ Ferry, bie Gegend, wo wir über den Fluß zu ſezen haften, iſt weit überhalb dem Fall des Potowmacks (*), und der Fluß
IE) Daß man in Virginien und Marvland darauf Bedacht nahm, die Hinderniffe zu heben, welche dieſer Fall der innländifhen Schiffahre entgegen feste, babe Ich bereits im erſten Theil erwaͤhnet. Nach neuern
Nach⸗
44 Fredericktown.
Fluß daher weniger reiſſend; die Fluch ſteigt nicht herauf, und er enthaͤlt nur friſche Waſſerfiſche, unter welchen groſſe fette Aale von 53 — 6 Pfunden Gewicht nicht ſelten ſind. Goldoperſche und- Fullfiſche werden hier ebenfalls gefangen, und ihr Wohlgeſchmack ge⸗ ruͤhmt; ich habe ſie aber nicht geſehen. Der Fluß iſt hier eine Meile breit, feine Ufer hoch, welche nebſt eis nigen kleinen Inſeln mit ſtattlichen Baͤumen beſezt ſind, und mit der ſchoͤnen Ausſicht nach den entfernten Ge⸗ buͤrgen, in einer beſſern Rn eine herrliche Lande re re EZ IK?" Ra ee hat man diefes — na begonnen; und man findet, daß die zu überwindenden Schwierigkeiten geringer find, „als man anfänglich, beforgs te. De anfcheinende gute Fortgang dieſes Gefchäfts ges wahrt den Landbeſizern, überhalb des Falls des Pototomacks, fröhliche Ausfichten. Eine Privargefellfcaft betreibt das Werk, unter Beguͤnſtigung der Regierung und unter An⸗ Teitung General Wasbingtons. Zur weitern Beförderung des Innländifchen Kommerzes hat man von einem der bins terſten Tchiffbaren Arme des Potowmacks, eine Straffe durch das Gebürge, 53 Meilen lang, nach Morgands ton am Monanghahela ausgehauen Dies gefchahe auf Unkoften des Staats von Virginien, welcher fomit eine fehr Leichte und bequeme Kommunikation zwiſchen den Einwohnern an der Weſt⸗ und Oſtſeite der Gebuͤrge eröffnet bat.
*
— ** Die Breite von Maryland in dieſer hintern Gegend, von Tonnhtown bis an den Pos towmack, der diefe Provinz von der ſolgenden ſcheidet,
beträgt 43 Meilen. ar de de Ai BE. Ur at >> en PR PTR NER ” Birginen, —
is — — iſt dag erſte virginiſche Städtchen an dieſer Straſſe; hat aber nur wenige und geringe hoͤl⸗ zerne Haͤuſer· Wegen feiner hohen, angenehmen und gefunden Lage, har man den Vorſchlag gethan, eine lateiniſche Schule Hier anzulegen, und es mar diefe
Anſtalt in einem befondern Anſchlage an ber Thüre deg Wirthshauſes, dem Publiko beſtens empfohlen, welches fie auch! allerdings zu ſeyn verdient, indem es noch
überall auffer den Hauptftädten, an gehörigen Schul ‚und Erziehungsanftalten in Amerifa mangelt. Man hat nicht durchgehende die Gewohnheit Schilder vor die Wirthshaͤuſer auszuhängen, fie find aber dennoch leicht ‚an der groffen Menge von allerley Papieren und Ans zeigen zu erkennen, womit man die Wände und Thuͤ⸗ ren dieſer Öffentlichen Häufer bekleiftert; je mehr man ‚deren von auffen erblickt, defto beſſer pflegt geneinig. lich das Haus zu ſeyn. Reiſende haben den Vortheil einer mannichfaltigen Unterhaltung davon, und Finnen
ſich belehren, wo die Taren fchmwer eingehen, mo die
Weis
EN 1
Be | een
Beier entlaufen, wo man Pferde, Met, , odet wo ein neuer * angekommen.
Vom Ufer des Dotormmacte bis nach, Leesburg, (12 Meilen) und einige Meilen weiter, it man noch immer in der von jenfeits des Fluſſes fortfegenden Släche des Kalchthals, wenn man die breiten Vertie⸗ fungen des alten und jezigen Flußbettes wegrechnet. Auch bleibt der Kalchſtein, wo er dieffeits in Virginien zum Vorfchein kommt, noch immer der fchon öfters ers ‚wähnte einfache und graue, Es kamen fehr groffe und kleine Stücen Breccien vor, aus abgerundeten Kie⸗ fein und Sand, durch Kalchtheile gefütter. Der Boden, zwifchen dem Fluffe nad) und um Leesburg, fehien gut und fruchtbar zu feyn; und enthielt einen flarfen Ans theil eines rothen eifenfchüffigen Letteng, der zuweilen auch für ſich in verhärteten Stücken vorfommt, die man der tiefen Farbe nach, für Blutſteine halten ſoll⸗ te. Naͤher um Leesburg wurden die Spuren des Kalchſteines ſeltener, es zeigte ſich aber ein rother Sand⸗ ſtein. Die Reihe von Huͤgeln, welche uns jenſeits des Potowmacks zur Linken war, wurde nun immer niedri⸗ ger; wir famen ihr 6 Meilen von Leesburg näher, wo fie eine imeiffe feinförnichte quarzichte Felsart (Grindftone) enthalten. In diefer Gegend paffirten
mir
”
senhurg. 47 wir, eben „Gonfe- Ereec welder 7 ziemlich tief). breit und reiſſend war. Aus verſchiedenen Um⸗ ſtaͤnden ſchien es mir nachher, daß wir in dieſer Ges gend unbemerkt ſuͤdoͤſtlich ab, und ganz uͤber die immer niedriger und unmerklicher werdende Reihe jener nur erſterwaͤhnter Huͤgel gekommen waren, welche bie das ber die Fortſezung der ſuͤdlichen Grenze des Friedrich⸗ towner Kalchthals bezeichneten; denn weder. von den einen noch den andern Felsarten, Fam weiterhin etwas mehr zum Vorſchein, wir hatten hingegen viele Mei⸗ len weit durch den gewöhnlichen rothen md dermalen
naſſen und zähen Letten mit, Mühe und Verdruß zu
reiſen. A
-
Es war auf diefem Wege nicht wenig befremdend,
ſo viele Wiltnig und neuangebautes Land zu bemerfen,
nachdem man nur eben die fehr bewohnten und wohl _ ‚Eultivieten Gegenden Penfplvaniens und Maryland ver- laſſen hat. Die Urfache liegt nicht in einer fchlechtern
h Beſchaffenheit des Landes, welches jenem kaum nach»
ir ſiehet, fondern darinn, daß einzelne Perfonen fehr groffe
und weitläuftige Bezirfe von Ländereven befizen, von ‚welchen: fie nichts verfaufen wollen, um ihren Familien deſto gröffere Güter hinterlaffen zu koͤnnen. Sie find zwar ſaͤmmilich geneigt, Anıheile davon zu Lehen zu
Be ws ie ne nee — — an verlaffen, und wuͤnſchten das: ihnen zuffändige Eigen thum , "fo wiel möglich, von Beſtaͤndnern bebauet und bewohnet zu fehen; dieſe finden fich aber’ nicht leicht, fo fange noch irgendwo Land kaͤuflich zu uͤberkommen ift. Diefe Politik, welche der Nachkommenfchäft folcher reis hen und angefehenen Familien allerdings vorteilhaft ſeyn wird, hat in der Nachbarſchaft von Neuyork und in andern Gegenden dem Anbau und der Bevoͤlkerung vielfach im Wege geſtanden, indeſſen die hintern Ge⸗ genden von Penſylvanien, Maryland, und auch eines Theils von Virginien, mo kleine und arme Familien ‚auch; Fleine Antheile Landes eigenthümlich haben konn⸗ ten, gefchtinder befezet und bevslkert wurden. Das kleinſte Eigenthum hat für jedermann mehr Reis, als das beträchtlichfte Lehen. Auſſerdem aber find auch die Virginier der vordern Diftrifte fehr bequemliche und laͤſſſge Landwirthe. Vieles und fehr gutes Land, wel ches einer arbeitfamen Familie reichlichen Unterhalt ges währen würde, bleibt ungenuͤzet liegen, wenn es eins ‚mal etwas erfchöpfet ift, denn an Dingen und andere Perbefferungen wird zur Zeit noch nicht gedacht: Man nimmt neues Land auf, das befte, welches man in feis nem Bezirke findet; bauet 3 — 4 Jahre Toback darauf, und dann indianiſches Korn, fo lange etwas wachfen will, Iſt endlich der Boden völlig ausgezehret, fo fängt . man
geesbutg. | 49
man es auf die nemliche Art mit einem andern Stücke von vorne an. Auf dem alten Lande wächfet unterdefe fen wieder Hol; auf, und auf dem neuen rottet man es mit Mühe aus; und dag alles, um ſich des Din. | gene, und aller der Mühe zu überheben, welche, um allenfalls auch nur Dinger zu erhalten, zu einer forge fältigern Verpflegung des Viehes erforderlich wäre.
Ungeachtet fir noch nicht weit in Virginien vor geruͤcket waren, fo ließ ſich doch ſchon ein beträchtlicher unterſchied in der Anlage der Plantagen, und dem Cha⸗ rakter der Landleute dieſſeits des Potowmacks zu denen jenſeits, wahrnehmen. Eine Plantage in Virginien, und auch in den niedern Gegenden Marylands, hat oͤfters mehr das Anſehen eines kleinen Dorfes, wegen der vie⸗ len einzelnen kleinen Gebaͤude, welche zuſammen genom⸗ men doch oft kaum mehr ausmachen, als ein einziges geräumiges und bequemes Haus. Hier find Wohn- zimmer 7 Schlafgemach, Aufenthalt fuͤr Fremde, Vor⸗ rathskammer Kuͤche, Wohnung für die Sflaven, und wer weiß was alles, gemeiniglich eben fo viele vers ſchiedene Eleine und fchlechtverwahrte hölzerne Hütten, ohne Glas in den Fenftern, von der Struktur und Solidität eines Kartenhäuschense, Diefe Einrichtung iſt nicht ſowohl die Folge eines befondern Geſchmacks, Schoͤpfs KR. 11. Th. D als
40 kein:
als der Notwendigkeit. Bey der Anlage einer neuen Plantage iſt man zufoͤrderſt nur um die nothduͤrftigſte Wohnung bekuͤmmert, und begnuͤgt ſich mit einem in der Eile erbauten Blockhauſe; nach und nach aber, bey unehmender Familie, Vermehrung des Geſindes und Erweiterung. der. Wirthſchaft, muß auch für mehrere, Bequemlichkeit geſorgt werden. Dadurch wird denn die allmaͤhlige Erbauung mehrerer einzelner Haͤuschen und Huͤttchen veranlaſſet, welche gemeiniglich ohne Beyhuͤlfe von Zimmerleuten, durch die Landleute und ihre Neger ſelber zuſammengeſtoppelt werden. Da die⸗ ſes gemaͤchlicher und leichter geſchehen kann, als ein groſſes Gebaͤude mit einemmale zu errichten , fo fiehet man oft auch da noch immer fich folhe Häuschen vers mehren; wo es weder an Materialien: noch Vermögen gebricht, fie in ein folides Haus zufammenzufchmelzen. — Su. folhen Hütten nun, um welche her man: alle Merk male der Nachläffigfeit gewahr wird, iſt es dennoch nichts ſeltenes, die Dame vom Hauſe, oder uͤberhaupt Frauenzimmer mit aller Sorgfalt gekleidet und geſchmuͤ⸗ cket zu ſehen; denn das ſchoͤne Geſchlecht in Amerika kan dem Hange, ſich ſchoͤn zu machen, nicht wider⸗ ſtehen, wenn ſie auch auf einſamen abgelegenen Land⸗ fen Des Vergnuͤgens von jemand andern, als zufaͤllig Reiſenden, bewundert zu werben, entbehren muͤſſen. Wir
| Moores Tavern. 51
Wir waren viele Meilen durch lauter Wald gereiſet, hatten blos einige elende Hütten geſehen, und erreich⸗ ten endlich ein uns bezeichnetes Haus, welches von den uͤbrigen keine groſſe Ausnahme machte, keine ganze Scheibe in den Fenſtern, und weder Rum noch Brandte⸗ mein noch Brod hatte, wo alles windig und leer aus, ſahe; dafür aber hatten wir dag ganz unerwartete Vers guügen, einigen Damen, in Seide gefhmadvol ge, Hleidet und mit Federn gefchmückt, unfere Aufwartung zu machen. E83 muß aber auch angemerft werden, daß in der Prunfliebe die Schönen der. füblichern Provinzen jene ber. nördlichern weit übertreffen, und daß man ähnliche Exrfcheinungen unter ähnlichen Umftänden in Penfolvanien nicht zu erwarten hat; fie denn auch) die enfgegengefeste Sorglofigfeit dee Männer in ihrem Aufzug, eben fo auffallend iſt, als die Eitelkeit ber Weiber.
Hinter Moore's Tavern, und dem rotben Haufe, (30 Meilen von Gooſe⸗Creeck) fam und wieder eine hoͤhere Reihe von Hügeln zu Geſicht, welche ung num zue Rechten lagen und ſuͤdweſtliche Richtung bielten, Es waren die Bull-run - Mountains ; zwifchen ihnen und dem South. Mountain iſt Kalchftein ; sitlich von ihnen aber findet man ‚feinen, Dieſer Umſtand macht es
D 2 wahr⸗
J
Buolirginien.
wahrſcheinlich, daß die Bull-run- Mountains dielleicht bie wieder erhoͤhete Fortſezung der lezten niedrigen
Zuͤgelreihe ſeyn möchten, welche um Gooſe⸗Creeck ſich
nur zu verlieren ſchien. — In dieſem Gebuͤrge halten ſich noch viele Rehe (Deers) auf. Eines, welches vor wenigen Tagen geſchoſſen ward, wog gegen 190 Pfund; man hielte dies fuͤr ein ſehr ſeltenes Gewicht dieſer Thiere. So erzehlte man auch in einem ber Wirths⸗ haͤuſer, wo ung die Ueberbleibfel eines wilden welfchen Hahns zu Theil wurden, daß derfelbe ohne Federn und Eingeweide 23 Pfund gewogen babe, welches hier eben auch ungewoͤhnlich ift, ob man fie.gleich in den füblis cheren Gegenden big zu 40 Pfund ſchwer antriffl. — Die Waldungen beflanden, fo viel ſich in ihrem bläte terlofen Zuftande erfennen ließ, noch immer aus ben mehr noͤrdlichen Holzarten, menigfiend dem größten Theil nah. — Indem ſich unfere Straffe immer mehr oftwärts lenkte, brachte fie ung zugleich in weniger bügelichte Gegenden, und wir näherten ung allmäplig den eigentlichern Tobackgefilden. Es wird zwar auch Toback weiter weſtwaͤrts zwifchen dem Gebürge erzie⸗ let, der nicht fchlecht ift; aber der Gewinn wird fehr verringert, weil man ihn über lange und beſchwerliche Wege auf der Are nach den Plägen zu bringen hat, wo es von den europäifchen Schiffern fan in Empfang ge nommen
Birginien. 53
nommen erben. In den hieſigen Gegenden wurde durch einen Nachtfroſt, im vergangenen Auguſtmonat, eine ſehr groſſe Menge Toback verdorben, und man hat erfahren, daß der nemliche Schaden um die nem⸗ liche Zeit auch die hintern Gegenden von Karolina bes troffen habe. Dies ereignet ſich bie und dort um fo leichter, weil viele Pflanzer vorzüglich nur Sweet- fcented Tobacco bauen, telches eine kleinere und zärtlichere Pflanze if, die aber zwey und einen halben Schilling im Ceutner, oder 25 Schilling . Eurrent im. Hogshead, mehr einträget:
Wir brachten eine Nacht auf einer Plantage qu,
wo man nach der hiefigen Gewohnheit, und unter dem Titel von Private Entertainment, Reiſende gegen Bes zablung beberberget , ohne Wirthshaus zu halten. Mit den Öffentlichen Käufern fieht es in Virginien und den übrigen füdlichen Provinzen fchlechter aus, als in ben nördlichen. Der Vortheil des Unterfchiebs zwifchen Private und Public Entertainment iſt auf der Seite der Landleute, melche fich damit abgeben, und fogenannte Drivathäufer halten, um die Abgaben für die Er laubnig, Rum und andere Öetränfe ausfchenfen zu dürfen, zu erfparen, umd um nicht mit lärmenden Trinfgelagen geplagt zu fenn. Aus Ermangelung ans
D 3 derer
RU. 3 a
54 | Birginien.
derer öffentlicher Häufer find Reiſende gensthiger und froh, dieſe zu finden und zu fürchen. Hier fpeifet man denn mit der Familie dicken und binnen Homany, (ein Gericht aus indischen Korn,) trinft Waſſer nach Belies ben, bat nicht Freyheit zu verlangen und nicht Recht zu erwarten, was man wuͤnſchet, bezahlet aber dennoch eben fo viel als anderwärtd, wo man nach eigenen Gefallen Iebt, beſſer bedient und nicht gensthiget iſt, beym Kommen und Gehen fehr verbindlich für die Aufs nahme zu ſeyn. Auf ber andern Seite hat man aber den Vortheil in diefen Privathäufern nur einmal von der Familie ausgefragt zu werden, da man ſichs hin, gegen in den Tabernen von jedem NHereinfommenden gefallen Taffen muß , meil man nirgends einen abgefons derten Aufenthalt haben Fan, um fich der Neugierde zu entziehen, oder ſich mit etwas zu befchäftigen. Unſer Wirth hatte eine zahlreiche Familie; um fie zu verſor⸗ gen, wuͤnſchte er einen Käufer zu feinem Land zu fin den, welches in guter Ordnung war, und viel gereis nigten Wiefengrund hat. Der Acer Land wird in diefer Gegend von 25 big zo — 60 Scillinge virgin. Current verfauft; für baar Geld würde er das feinige für 40 Schilfinge geben, und mit dem Erlöfe über dag Gebürg nach Kentucky ziehen, um dafür dort fo viel mehr Land zu Faufen, ale jedem feiner Kinder einen
hin⸗
Virginien. 55
— ⸗ —
dinlanglichen Umrerhalt verſchalfen - kounnte · Denn die
Landleute ſind durchgehends darauf bedacht, ihre Kitts der mit liegenden Guͤtern zu verſorgen, welches in den —2 vordern Gegenden ſchwer haͤlt, und daher beſtaͤndige # ) Auswanderungen nach ben bintern Gegenden veran⸗ laſſet. Es war dieſes eine ausgezeichnet gutherzige und arbeitſame Familie, welche durch befondern Fleis und Aufmerkſamkeit, beynake alle ihre Nothwendigkeiten ſelbſt erzeugte und bearbeitete; denn das Land und die Viehzucht lieferten ihr hinlaͤngliche Materialien dazu Man hatte Flachs, Baum⸗ und Schaafwolle, welche zu Kleidungsſtuͤcken verwebet wurden; Haͤute zu Schuhen und andern Beduͤrfniſſen. — Es gebrach nicht an man⸗ cherley Gattung von Fleiſch⸗Nahrung; und zum Ge traͤnke lieferte der Obſtgarten etwas fairen Cyder und Whiskey, und ein füßlichtes nicht unangenehmes Bier | wird aus dem Perſimons, (den Fruͤchten des Dioſpyros) bereitet. Es werden nemlich die zerſtoſſenen Fruͤchte mit Waizenkleyen zu einen Taig gemacht und gebacken, und dieſes Brod nachher abgekocht und zur Gaͤhrung hingelegt. Dieſes Getraͤnke ward beſonders für die bevorſtehenden Weyhnachsfeyertage zurechte ges macht. Der Mays iſt naͤchſt dem Toback das wich⸗ tigſte Landesbrodult / und der Hauptgegenſtand der 1% wirtelbaten Nahrung der Zamilie, der Neger, des
Ni 4 großen
-
56 Virginien. groſſen und. kleinen Viehes; denn alles lebt davon.
Der Toback endlich beftreitet die übrigen Beduͤrfniſſe bes Lupus und des Zufalls; Toback bezahlt bie Taxen/
Sur Ya
Br *
fchaft die den Weibern unentbehrliche Seite, Spigen |
unb andere auslaͤndiſche Waaren, Koffee, Shee, Zuder, —“ und alles, was man nicht ſelbſt erzielen und verfertigen kan oder will. Ohngeachtet der vorzuͤg⸗ lichſte Wohlſtand der hieſigen Pflanzer aus dem Toback⸗ bau entſpringt, ſo iſt ihnen doch der Mays nicht weni⸗
ger wichtig. Mißwachs dieſes allgemeinſten und
wichtigſten Nahrungsartikels CH) ſezet den Pflanzer in
CH, Bon dem, für die amerikaniſche Landwirthſchaft ſo
wichtigen Mays, fehe man Hrn. Kalms Defchreibung som Mayskorn in Nordamerifa, deffen Pflege und Nuzen; in den Schwed. akadem. Abhandl. ızten Band. — Es ift das Getraid der Trägen. — jeder Stengel hat gemeinigs lich 2 — 3 Aehren, und jede Aehre 3 — 500 Körner. Es ift ein Mißjahr, wenn man nicht das zoote Korn der Aus⸗ faat bekommt. Zwey Bufchel Saat find für ein groffes Saushalten genug. Es verträgt viele Ungemaͤchlichkeiten der Witterung. Die Blätter find dem Vieh angenehm. — Mays allein giebt nicht gutes Brod, aber mit Koch oder Waizen gemengt. — Suppen und Brey von Mays, heißt bey den Engläudern Homany, bey den Franzoſen Sagamicc,
und
J—
Vitginien. 57
Er die: Nothwendigkeit, ihn u, in. — — oft weit her zu holen, wenn er feine Sklaven: und fein
Vieh nicht will darben laffen; ‚dadurch verliert er zu⸗ |
weilen mehr als den Gewinn, welchen ihre Arbeit beym Tobackbau abwirft. Es find. hauptſaͤchlich die fehr trocknen Sommer, welche dem Mays fchaden.
Von hier ‚aus, verfeblten wir den rechten Weg, wurden es aber nicht gewahr, „weil ung einen ganzen halben Tag ‚lang, ‚auf ‚einer, groffen breiten Straffe, niemand. begegnete , als einige unwiſſende Neger , des
ten Geographie ſich felten weiter erſtreckt, als auf die Plantage ihres Heren. ‚Wir paflirten Cedar-run an einer Stelle, die wegen tiefer, Köcher hätte können ger fährlich werden, wären, wir ‚nicht, fo. glücklich. gewefen, von Ungefähr. die rechte aber ‚Schmale Fuhrt su treffen. Um ung wieder.in die rechte Straffe zu bringen, ſchickte man uns durch ungangbare Waldungen und Suͤmpfe umher, wo wir endlich wuͤrden ſtecken geblieben ‚feyn,, bätte ung nicht noch zu rechter Zeit ein guter alter
YA Dann,
und bey den Indianern Sapaan, Vom Maysgrüge und Ahorn⸗ auder bereiten die lestern ihre Quirzera,. eine Kraftfpeife, deren fie fih auf langen Reifen bedienen. —
— —
den iſt/
—————— deſſen Haus, ee fagte, jedem Reiſenden offen ftehet, und ber felber den Frem⸗ den verbimden iſt, wenn fie bey ihm anrüffen wollen. Nach einem Tagelangen befchwerlichen und vergeblichen umherirren erreichten wir endlich dieſes gelobte Haus, welches auf einem fehr angenehmen Hügel Tag, und fehe Viel 'öffenes Sand um fi ch ber Hatte. Die ges woͤbnlichen Regerhutten und andere wirthſchaftliche Gebaͤude bildeten zuſammen ein kleines Dorf, in wel⸗ chem das ſchonere und gröffere Haus des Kapitains ſich gut ausnahm Wier klagten dem Kapitain unfere Ebenitheuer, und“ baten nothgebrungener Weife um Ers friſchnngen und Nachtherberge welche er, jedoch mit der Bemerlung/ daß fein Haus Fein — fey, zufagte. Eine Erinnerung, welhe man in einem gaſt⸗ freyen Haufe ,. (wie er nachher von fich felber und feis nem durch das ganze Land bekannten Namen ruͤhmte) nicht erwartet, und die ſich auch nicht durch Heu, Maysbrod, Waſſer und Fiſche, deren man 2000 auf einen Zug fängt, womit man ung und unfere . bewirthete, gut — ea u⸗
Ein
Ra, F
Birginten. 35 — —— — — — ——— , ¶Ein ſonnenheller / warmer und se Sin zwar eine gute Vorftellimg von ber angenehmen Witte ⸗ zung biefer Gegenden zu erlauben; aber ebe ben diefe,.am sten Decehiber fo angenehme kan ft, hatte man iulige Jahre vorher, * ‚am Toten Junius RE u mit Schnee — geſeben / und in dem nemlichen dahre halte man foger noch weit füplicher bey Hellow⸗Ciffs in Rord⸗ faroline 1 Kup tiefen Schnee i im Monat May angetsoffen. Diefe veränderlihen Witterungen verhindern das Ges beihen der Obſtbaͤcme in dieſen Gegenden, wo die war men "rfplinge ihre Bluthen fehr feüßzeitig hervor locken, und durch ſpaͤte heimtuͤckiſche Rachtfroͤte eben ſo oft befehäbiget werden @). Cyder if baher in Vir⸗ ginien
* — 4 Ir ge i 554 Me | * 34 J
Die fpäten Behhtingsfrönt, welche in den mittlern und füdtichen Provinzen fi gar oft unerwartet einfinden, verderben. gemeiniglich die Hoffnung des Landmannes, und berauben ihn der Fruͤchte, bie ihm feine‘ vollblůͤhenden Bäume verfprachen. Xufmerkfamere £andwirthe haben ins deſſen diefer unangenehmen Ereiguiß dadurch und nicht ohne guten Erfolg vorzubeugen heſucht, daß ſie fuͤr ihre anzu⸗ J— Obſtgaͤrten eine nordweſtliche Lage wählten, im
er die Bäume bei ane"vidfer Himmkisnegend wehen⸗ den haunere ren und Fälteren Winden ansgefet find. Auf diefe de wan den u fruͤhen Anstreiben derfelben Eins
N halt
R-
60 Virginien.
sinien nicht mehr ein fo allgemeiner ‚Trank, als in dem
'
——— und Penfplvanien.
ic
Bon 4000 Morgen Bandes, welche der Kapitain beſhet, iſt nur ein ſehr kleiner Theil urbar gemacht; denn ee felder fan durch feine Neger unmöglich alles bearbeiten und benusen laffen. Er hat einige kehns⸗ leute „(Leesholders) (*), und wunſchte deren mehr zu —
halt gethan, und die Abſicht erreicht, daß die Bluͤthen for ter und dann erſt ſich entfalten, wenn die meiſte Gefahr der ſchaͤrferen Fruͤhlingsfroͤſte voruͤber iſt. Andere Land⸗ wirthe nehmen ſich auch wohl, wenn ſie Urſache haben eine froſtige Nacht zu befuͤrchten, die Muͤhe, groſſe Hau⸗ fen von Reiſſig oder Stroh an der Winterſeite ihrer Obſt⸗ gärten anzuzünden, und man verfichert, daß diefe Vorficht in ſehr vielen Faͤllen genuͤzet, und die Bläthen der Bäume erhalten habe, welche im benachbarten, nicht alfo beſorg⸗ ten Obſtgaͤrten, gänzlich getödet wurden. — Einer ahnlis chen Vorſicht bedient man fich in Ungarn, um die Wein fiöcke gegen Manfröfte zu bewahren.
. CO Diefe Lehnsleute, oder Beſtaͤndner, müffen das übers nommene Land allmählich urbar machen, und von 100 Mor: gen. ungefähr 1000 Pfund Toback abgeben. Ein Morgen neues und gutes Land wirft wohl alleine ein Hogshead
/ oder
Birginien. | 61
haben, weil man durch fie ohne Mühe reich with, Deurfche wären ihm die liebiten gebnötente aber ſo lange es Land im Innern von Amerika zu kaufen giebt, werden dieſe kluͤger ſeyn, und lieber ihren Schweiß auf ein eigenes, obſchon noch ſo kleines Guͤtchen verwenden. Es baben auch aus andern Urfachen, die fo häufig berüber gebrachten Deutfchen und iriſchen Dienftboten, ſich von jeher gar ungern, weder in Virginien noch in Karolina, auf beftimmte Dienftjahre wollen verfaufen laffen ; fo wie fie auch fonft, wenn fie nicht beträchtlie ches Eigenthum haben, und felbft Sklaven kaufen koͤn⸗ nen, fehr ungern fih hier anfäffig machen. Sie haben zu vielen Stolz mit und unter den Negern zu arbeiten, welche in Virginien und Karolina faſt nur allein arbei⸗
Ki tende Menfchen find. Denn die Virginier an und für
ſich find ein laͤſſiges hochmuͤthiges Volk, deſſen Dich⸗ ten und Trachten blog dahin gehet, den Lord zu ſpie⸗ Ien, groſſe Strecken Landes und zahlreiche Sklaven⸗ heerden zu befizen. Irgend ein Mann, wenn er nur 2 — 3 Neger aufbringen fan, ſchaͤmt fich jeder Ars beit, und laͤßt fih im Müffiggang von feinen Sklaven
ernaͤh⸗
*
oder 000 Bund Toback ab, deffen mittlerer Werth ıo Gui⸗ neen find. Die Lehen werben nur auf Eure Zeit verlaffen, and dann wieder erneuert.
. 6 u Birginien,
x —*
ermäßsen. „Die Einführung ber Neger hat daher für gar die moralifchen Grundfäze der. Einwohner biefer Provinzen verderbt, hat fie träge, und hochmuͤthig ger macht and ße: fie Durch ie Nafpodie Gemalt, mise fie über ihre Sklaven haben, zum Theil auch graufam werben... Auch iſt der blos durch Neger ‚betriebene Landbau nicht der vortheilhaftefte, welches man zwar einfiehet und ihrer los zu ſeyn wuͤnſchet, aber wohin mit ihnen, und woher andere arbeitende Hände?
‚
* 7 A
u, ?
An den- ausgewafchenen Ufern eines Fleinen Fluſ⸗
N)
feg, auf dem Lande des Kapitains, hat man eine
ſchmale Ader von Kupfererz entdeckt, welches nach eis ner in Philadelphia damit angefteliten Probe 25 — 30 Hund im Tentner halten fol. Es if zur Zeit. nur noch wenig davon gefördert worden, denn der- Eigen. thuͤmer iſt willens den vorfichtigen Weg einzuſchlagen, und durch ſeine Neger, wenn ſie ſonſt nicht angeſtellt
ſind, ſo viel Erz graben zu laſſen, als moͤglich, (wel⸗
ches nicht ſchwer ſeyn duͤrfte, da ihm der Gang ganz ſeichte unter der Oberflaͤche hin zu ſtreichen ſcheinet) und dann erſt Anſtalten zum Schmelzen zu treffen. Die ganze Gegend umher iſt mit einem feſten rothen Letten uͤberleget, welcher dem Jerſeyiſchen ſehr viel aͤhnlich iſt. In einem Brunnen, welcher auf der Anhoͤhe nahe
am
ipalelen, -
h ß —
am — worden, fand man — Erdart bis auf die Tiefe von zo Fuß, mit mehr oder weniger Sand vermifchet. Auf einem. andern benachbarten Flecke findet ſich ein feiner und feſter Quaderſtein (Freeftone) von rother Farbe, welcher dem ganz aͤ lich iff, defien man fich um Reading und in Jerfen zur Aufmauerung der Eifendfen bedienet. Die bier noch berrfchende rothe Bodenart verlor fich erſt nach mehre⸗ — Meilen, die wir von hier aus oſtwaͤrts machten, um in die Hauptſtraſſe nach Fredricksburg zu kom⸗ — men, und nachher kam ſandiges Land, welches aber noch nicht die eigentlichen Sandflaͤchen ausmachte, ſon⸗ dern noch huͤgelicht, und zugleich beſſer bewohnt und bebaut war, als die Gegenden, welche wir zulezt durch⸗ zogen. Die Pechkiefer (Pinus foliis ternis), welche fih weiter zurück nur hie oder da auf fandichten Stel len, und ‚einzeln + batte wahrnehmen laffen, fand fich num in groſſer Menge ein, und machte ganze Waldun⸗ gen, welche die Gegend grün, und mit Hilfe eines warmen Tages (69° Fahren. den ıöten December,) den Weg durch fie angenehm machte; angenehmer we⸗ nigſtens, ald er durch bie vorigen eh und mo»
raftigen Wälder war. x - Wir famen über Acquia-Creeck und nach dem Rappahannock durch allerley Wege, nicht ohne fie jeun weilen
—
64 | Frederickeburg. weilen zu verfehlen; denn bie alfgemeii-2 Antwort, wel he man auf die Nachfrage, die Wege betreffend, er⸗ haͤlt, heißt: Bleibt in der Hauptſtraſſe, oder: gerade fort; — weil jedermann in ſeiner Heimath die Wege | fennt, fo glaubt man, daß auch Fremde bie gerade Straffe leicht finden müffen, die doch gemeiniglich ſehr krumm find. Der Rappahannock, welcher an Groͤſſe dem Jamesfluſſe und dem Potowmack nachſtehet, ent fpringt am South» Mountain; iſt aber für die innläns diſche Bootsfahrt wenig brauchbar. Eine und eine halbe Meile über Fredricksburg, bey Falmouth, macht er eis nen Zal über die Granitreihe, und wird erft von da an big zu feiner Mündung in die Bay fchiffbar, wel ches eine Länge von 90, von feinem Urfprung an aber zu rechnen, gegen 200 Meilen betragen mag. Hier if er etiwa eine halbe Meile, und an feiner Mündung nicht über 4 Meilen breit. Schiffe von groffen Laſten koͤnnen doch nicht ganz big Fredricksburg heraufkommen.
Fredericksburg. Dieſe mittelmaͤſſige Stadt iſt zum Theil an dem niedern Strande des Fluſſes, und zum Theil an der zunaͤchſt dahinter ſich erhebenden Ans höhe, (welche dag alte Flußbett machte,) erbauet. Die öffentlichen Gebäude der Stadt, Kirchen, Markthaug, Courthaus, liegen dermalen in Ruinen, und das aus
keiner
Brent a
feiner andern —— ‚alß. ‚teil man wäbrend: es Krieges es für unnsthig fand, fich ihrer zu bedieneny and fie daher vernachläffigte; - denn es kamen feine - feindlichen Truppen hieher, die folche hätten zerſtoͤren können. Die biefige Toback» Niederlage enthielt eben jego ſehr groſſen Vorrath. Hier und in Alerandrien war der’ Preiß diefer Waare dermalen nur 25 Schill. virgin. Current für den Centner. Die europäifchen Schiffe waren ſchon alle weg, die: Zeit, in. welcher die Landleute ihre Taren zu begahlen haben, war nahe, und die Kaufleute, bedienen fich daher diefer Gelegenheit, die niedrigſten Preife dafür zu bieten.
Eines der betraͤchtlichſten und ſchoͤnſten Eiſenwerke von Nordamerika, iſt in der Nähe des Rappahannock⸗ Sans, oberhalb Falmouth. Es ſollen jährlich ‚mehr. al8 6 — 800 Tonnen Eifen daſelbſt verarbeitet wer⸗ den. Herr Hunter ift Befizer davon. 8 zeichnet fich übrigens. dieſes Werk ‚noch durch eine Rolling» und Slitting- Mil aus, dergleichen big jezt nur zwey oder drey in Amerifa anzutreffen find, weil dergleichen Vor⸗ richtungen unter der vorigen brittifchen Regierung an⸗ zulegen verboten waren. Die Rolling - Mitt iſt ein auf die DVerfertigung von Eifenbleh angewandtes Streck⸗ werk, wo nemlich. in einer Mafchine, zwiſchen zween Schoͤpfs R. ll. Th. E glat⸗
*
*8
u Siedetltsbutg
ü————— —
ac — —*— das Blech — ter und gleichfoͤrmiger gedehnt wird, als unter Haͤm⸗ mern. Die Slitting⸗Mill iſt eine andere kuͤnſtliche Vorrichtung, breite eiſerne Staͤbe auf einmal in meh⸗ tere ſchmale Stäbe zu ſpalten, welches nach der ges woͤhnlichen Weife weit langfamer unter dem’ Hammer gefchiehet. Es war mir leid, erſt ald es zu fpät war, x Nachricht von dieſem merkwürdigen Eifenwerfe zu er⸗ halten; denn meines beſtaͤndigen Nachfragens ungeach⸗ tet, hoͤrte ich im dieſer Stade ſelbſt ihrer nicht erwaͤh⸗ hen. Ueberhaupt ift es in Amerifa ſchwer, Nachrich- ‚ten über irgend etwas zu erhalten. Die Neugierde der Amerikaner beſchaͤftiget ſich mur mit Handels- und Staats. Angelegenheiten; alles übrige um fie her fchei- het ihnen aus Gewohnheit unbeträchtlich, ob fie gleich immer von den entfernten Wundern anderer —* ſchwazen.
Die Huͤgel dichte um Fredricksburg und am Fluſſe beſtanden hauptſaͤchlich aus Sandſteinen von verſchiede⸗ nen Farben. Es fanden ſich aber auch Bruchſtuͤcke von ſchoͤnen Graniten, welche Felsart eigentlich die den Fall des Rappahannocks verurſachende Felsreihe aus machet. Sie beſtanden aus Quarz, Feldſpat und Glim⸗ mer mit hin und wieder eingeſprengtem Schoͤrl. Die
Baͤn⸗
# ” *
Fredericksburg. 67
Baͤnke des Fluſſes, zwiſchen hier und der Bay, enthal⸗ ten an vielen Stellen Wallfiſchknochen, Hayzaͤhne, .. und andere Mufchelfehaalen. “ KV u RER nannte man einen Fifch, welcher 1; on den ganzen Winter durch in diefem und ben uͤbri⸗ gen’ virginifchen Flüffen findet, und in groffer Menge in Nezen gefangen wird. Er ſoll aber von dem eis gentlichen Shad (Clupea Alofa L.), der nur im Fruͤh⸗ linge erſcheint, ſehr berſchieden ſeyn. Ich babe ihn une geſehen.
Unweit Fredricksburg hatten wir die Ehre mit eis nem amerifanifchen General zu fruͤhſtůcken, deffen Klei⸗ dung auffallend bunt war; ein groſſer weiſſer Hut, ein blauer Roc, eine braune Weſte und grüne Beinkleider bedeckten die kurze dicke Perfon. — Bon hier aus kommt man eine Strecke durch ebene und offene Gegenden, in welcher der Anblick vieler, durch fehr gute groffe und zum Theil geſchmackvolle Wohnhäufer verfchönerte Landſize, doch einige Unterhaltung gewaͤhret. Noch zahl teichere und angenehmere Landfize aber liegen taͤngſt den ſchoͤnen Ufern des Potowmacks und der uͤbrigen Fluͤſſe, es hat daher eine Reiſe auf dieſen Fluͤſſen weit mehr Abwechslung fuͤr das Auge, als die gemeinen Land⸗
E 2 ſtraſ⸗
* ——— — N
—
Fredericksburg.
ſtraſſen. Die reichen Virginier, welche ſeit fangen Zei⸗ ten des Luxus und der Prachtliebe wegen, bey ihren ſparſamern noͤrdlichern Nachbarn in uͤbelem Ruf ſtehen, leben im allgemeinen lieber auf dem Lande, als in den Staͤdten und ſparen nichts, ihre Wohnungen nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde und Gelegenheit, von auſſen ſowohl als innen annehmlich zu machen.
Es zeigten ſich hin und wieder weitlaͤuftige mit MWaizen beſaͤete Felder. Man hatte bereits verfehiedene Sabre vor dem Ausbruch des Kriegs, den Anbau dies ſes Getraides in dieſen Gegenden mit mehr Eifer zu betreiben angefangen, nachdem nemlich der Profit des Tobacks durch die in England davon zu bezahlenden fchmweren Auflagen fehr verringert wurde, und überdies die fchon erfchöpften Laͤndereyen nicht mehr fo ergiebige Tobackerndten abmwarfen, welche nun aber durch ben ebenfalls einträglichen Waizenbau einen neuen und groͤſ⸗ ſern Werth erhielten. Man ſaͤete hier, wie auch in andern Gegenden von Amerika, den Waizen in die vors jährigen Maysfelder, ohne diefe erſt von den alten Stengeln zu reinigen. Ein befonderes Inſekt, Weevil (*)
ger
(*) In den anerifan. philof. Abhandlungen befinden fich ugrfihiedene Aufſaͤze, dieſes ſchaͤdliche Juſekt betreffend; es N ift
x Na — E
Frederitsburg. 69
-
genannt, ‚Sekbäblgetinber oft den Waizen —— lich, und vorzüglich dann, wenn das Getraide lange im Stroh liegen bleibt, und nicht bald genug ausges droſchen wird; in dieſem Fall foll ihm aber auch durch dazwiſchen geftreuten Kalch Einhalt gethan werden toͤn⸗ nen. Die Waizenfelder werden uͤbrigens auch durch ſchadhaften Waizen und mancherley Unkraͤuter (darnel, falfe-grain, ‚cheat,) verunreiniget; um diefen zu fleuren, empfiehlt man das Einmweichen des Saamens in eine ſtarke Salzlauge, von welcher die oben auf (hwimmene den leichten Körner abgefchöpft, die guten und ſchwe⸗ rern aber mit —— untermengt, ausgeſaͤet wer⸗ den ſollen.
— Schmetterlinge lieſſen ſich noch jezt in dieſer ſpaͤten Jahrszeit ſehen. Von Voͤgeln wurden wir keine andern gewahr, als einige Geyer⸗ und Spechtarten, die Motacilla Sialis, Loxia Cardinalis, und das virginiſche Rebhun (Partridge, Tetrao virgi-·
€3 niana
Er t
iſt aber im feinen deffen eigentliches Geſchlecht beſtimmt; und der Name Weesil und Grub bezeichnen überhaupt nur einen Wurm oder Made, die fich in andere Körper einfrißt. ‚Vielleicht iſt es der aus Europa hinuͤbergebrachte Curculio granarius L. oder eine ihm verwandte Art?
—
ir En 79 Frederickbburg.
— —
niana L.). Bon leztern fol jede Henne 17 — 20 Eyer, und alle zu einer Kütte gehörigen Hennen in ein ges meinfchaftliches Neft zufammenlegen, in welhen man bisweilen 2 — 300 Eyer will beyfammen gefunden has ben. Die Hähne der leztern unterfcheidet man durch weiſſe Federn, welche fie an der Kehle und am Kopf, da, wo die Kennen gelbe, haben. — Eine überra, fchende Erfcheinung waren ung auf Diefer Straffe zween deutſche reiſende Handwerkspurſche, ganz auf deutſche Manier mit Wanderbuͤndeln ausgeruͤſtet; es waren Gerber⸗Geſellen aus Elſaß, die mit einem franzoͤſi ſchen
Schiffe in Cheaſapeakbay angekommen, und nun ihr
Gluͤck in dieſem Lande zu ſuchen willens ſind. Ein Reiſender zu Fuß iſt in Virginien eine ungewoͤhnliche Erſcheinung; nur Neger gehen zu Fuſſe; Gentlemen reiten. — Weil nun aber das ganze Land nur von Gentlemen und ihren Negern bewohnt wird, und faſt
keine andere Abtheilung ſtatt findet, ſo iſt es immer
etwas auffallendes, einem weiſſen Fußgänger zu bes geguen. — Die Tavernen, oder Drdinaries, wie man fie in Virginien nennt, find nur zur Aufnahme von Gentlemen eingerichtet, beſonders in den untern Ger genden, mo felten einige Landfuhrleute und Wägen reis fen, welche immer ihre Lebensmittel und Pferdefutter
‘ bey fich- führen und fich im Buſch lagern. - Längft den
Haupt⸗
5
Fredericksburg. — Hauptſtta ſen And biefe Ordinaries bequem genug, wenn nicht zu viele Gaͤſte auf einmal kommen. Kaffee, Shin. fen und Eyer machen gemeiniglich die ganze Bewirthung aus. Schinken und Schweinefleiſch find. eine groffe Delikateffe für-die Virginier, ohne welche Fein Haus · . beſtehen zu Finnen ‚glaubt.
Von Fredricksburg nach Richmond Pi wir 79 Meilen zu machen; die eigentliche Entfernung be⸗
trägt nicht fo viel, die üble Beſchaffenheit der Wege
aber, und die vielen zerbrochenen Bruͤcken, machten Ummege nothwendig. Die Straffe nach zurücgelegter
erfier Hälfte führte größtentheils wieder durch weit⸗
läuftige , hauptfächlih aus ‚dee Pechfiefer (Pitchpine) befiehende Waldungen, zwiſchen welchen aber die fumpfichten Stellen häufig mit Stechpalmen, Kalmien und der glatten Winterbeere (Prinos glaber. L.) ange füllt waren. Diefe Sümpfe, ‚welche oft von groflem Umfang find, enthalten gutes Erdreich, und verdienten
nicht, fo vernachläfliget zu werden, da ben dem mehr _
reſten die Austrocknung nicht ſchwer zu bewerkſtelligen feyn wuͤrde. In diefen Waldungen liegen ebenfalls viele Pflanzungen zerfireut, die von der Strafle and nicht immer bemerkt werden. Der Pamunky und Mat⸗ tapany ſi nd in dieſer Gegend zwey noch unbeträchtliche
Ey Fluͤſſe,
R
7 Frederidsburg
Fluͤſſe, welche aus dem South⸗Mountain kommen, und durch ihre Vereinigung den Pork-River bilden. An ben Ufern des erſtern Tagen verfchiedene franzoͤſi⸗ ſche metallene 24pfuͤndige Kanonen, mit ihren Namen, 3. 3. l’Advocar, le Demoniaque &c. alle aber mit dem Motto: Ultima ratio regum, bezeichnet. Man hatte fie im Jahr 1781. zu Waffer hieher geflüchtet, wo fie von einem Theil der Cornwalliſchen Truppen gefunden, vernagelt und in den Fluß gewaͤlzet wurden, aus wel⸗ chem man fie num wieder hervorholet. — Zwey Mei⸗ len vom Pamunky kamen wir nach Hannover + Courte boufe. Wie es ehemals in Europa gewöhnlich war, ben abgelegenen Kirchen und Kapellen, zur Beförderung der Andacht, Schenken anzulegen, fo findet man in Amerika, zu Beförderung der Gerechtigfeit, die Court⸗ oder Gerichtehäufer auch niemals ohue diefelde Ber quemlichfeit. Man leget diefe Gerichtshäufer, in mels hen die monatlichen und vierteljährigen gerichtlichen Berfammlungen für jede County gehalten werden, gerne in ber Mitte der County an, und menn nicht. irgend ein Städtchen biefe Lage hat, fo werden fie für fich allein im Walde gebauet. An einem ſehr warmen Mittage (den 18. Decemb.) fanden wir hier einen ſchoͤnen Kreig von Damen, in Seide gekleidet und geſchmackvoll auf Hefest, um den Kamin ſizen. Dies war nım eigentlich
J
denmortonn. .
r
— — = fo aufferorbentlich, nicht; er daß einige. Par eüffige
Negerjungen, ganz in ihrer. natürlichen Blöfe um und vor dieſen Damen, ohne, Xergerniß zu geben, herum⸗ taumelten, war mir ein neuer Auftritt. — Hannovertown, ein kleiner Flecken an einem Creed‘, welcher ſich in den VYork River ergießt, war das erſte und einzige Staͤdtchen auf der Straſſe von Fredericks⸗ burg nach Richmond. Virginien (und ſo die übrigen füdlichen Provinzen) hat ungeachtet feines groffen Um⸗ fangs, doch gegen die nördlichen Provinzen eine ge ringere Anzahl von Dörfern oder Landflädten. — An den Ufern diefes und anderer Creecks, welche in den
Er
York» Niver fallen, und deren tief ausgewaſchene Bänfe
mehrentheils aus einer feften, rothen, thonichten Erde beſtehen, finden fih Wallfiſchknochen und andere Ueber · bleibſel von Schaalthieren in groſſer Menge. Der Toback, welchen dieſe Gegenden erzeugen, wird ſchon für beſſer geſchaͤzt, als der noͤrdlichere, und mit 5 — 6 ſpaniſchen Thalern im Centner bezahlt; ſo wie uͤber⸗ haupt Guͤte und Preis dieſer Waare in den ſuͤdlichern
— (*) ſich erhöhen. Hier, und in andern Plaͤ⸗ | € 5 der
c6 Nach einem im Jahre 1786, zwiſchen den General⸗ ae ‚von Scanereid und Hrn. Robert Morris, ' ehe⸗
74 Hannovertown.
zen, laͤngſt der ſchiffbaren Creecks und Fluͤſſe, finden ſich nun wieder, wie ehemals, engliſche Faktoren ein, welche ihre Manufaktur» und andere Waaren den Pflan⸗ zern gegen Toback und Holzgeräthfchaften uͤberlaſſen; doch haben auch hie und da die reichern Pflanzer eigene Waarenlager, aus denen fich ihre Nachbarn ihre Bes dürfniffe holen. Zum Toback wird auch hier noch ime mer neues Land aufgenommen, wenn das alte erfchöpft iſt, ob man gleich zugiebt und weiß, daß altes wohl⸗ gebüngtes Land eben fo vortheilhaft fenn wuͤrde; aber die Mühe, Wieſen anzulegen, Winterfutter zu ſamm⸗ len, um dag Vieh in Ställen oder in. Horden zu hals ten, und Dünger zu ſammlen, bält man für beſchwer⸗ licher, als Bäume umzuhauen und Stöcke auszurot⸗ ten; und laͤßt das Vieh lieber in den Waldungen und Suͤmpfen umher irren, um ſich ſeine nothduͤrftige Nah⸗
rung
ehemaligen General⸗Financier der vereinigten Staaten, abgeſchloſſenem Kontrakt, hat lezterer ſich anheiſchig ges macht, Toback zu folgenden Preiſen, in franzoͤſiſche Haͤfen abzuliefern:
Beſte Qualitaͤt von James⸗ und York⸗River
den Centner a 38 Livres. VPotowmack⸗ und Rappahannock⸗Toback a 36 — Marpländifchen Tobad 23 —
Richmond. 75
rung im Winter zu fichen. In der hiefigen Gegend fahen mir auch zum erfienmale einige Maulthiere; die beliebt zu werden anfangen, teil fie fich fo ganz zur amerifanifchen Haushaltung ficken, und mit geringer Wartung und fchlechtem Futter vorlieb nehmen. Sie was ren vor groſſe Tobackfäffer gefpannt, welche auf dem bloſ⸗ fen und ebenen Sand weg, von den Plantagen nach den Niederlagen Meilen weit gefchleppt wurden.
Um nach Nihmond zu fommen, mußten wir bie vordern fandichten Flächen verlaffen,, und kamen, indem wir und der Granitreihe näherten, wieder in die ihr vorliegenden-imebenen und higelichten Bezirfe, wo fich auch in den Waldungen wieder Eichen und andere Laubhoͤlzer einfanden, und nur hie oder da auf niedern und fandichten Stellen Nadelhoͤlzer erfchienen.
Richmond Tiege an den huͤgelichten Ufern des
James⸗Rivers, und gerade vor dem Falle diefes Fluſ⸗
ſes, wo er etwa eine halbe Meile breit if. Die Haus fer diefes vor kurzem noch unerheblichen Staͤdtchens find faft durchgehende von bloffem Hole erbauet, und
unordentfich auf zwey Anhoͤhen zerfireuet, welche ein
Kleiner Bach, der Shokoes, trennt; ihre Zahl ift wer — h ' der
5.7 8 m ———
ber groß CH), noch find fie an fich ſelber ſchoͤn. Was bem Drte aber Ruf und Anfehen verfchaft, find der Fall des James» Rivers, und der bieher * Si ber ige Ka RAR IE
or Fall des — war der fe — meiner Neugierde. Das untere Ende davon liegt zu⸗ naͤchſt an der Stadt; es erſtreckt ſich aber die ganze Breite oder Ausdehnung deſſelben bey 7 Meilen den Fluß aufwärts, bis nah Weſtham, einem Fleinen Städthen, und in diefer Weite beträgt der gefammte ſenkrechte Sal des Waffers doch nur 71. Fuß, wie man durch genaue Meſſung will beſtimmt Haben. Es ift da ber der Sal an und für fich umbeträchtlich, und man erwartet vergeblich hohe Felswaͤnde zu ſehen, uͤber welche das Waſſer ſich ſenkrecht herabſtuͤrzte; aber eine unuͤberſehbare Menge groſſer und kleiner Felsſtuͤcke er⸗ füllen, fo weit das Auge. reichet, das Bette des Flufs ſes, und durch diefe nimmt der Strom mit ſchaͤumen⸗ den Getöfe feinen Weg. Mit Hülfe der gefrümmten Ufer, und der an beyden Seiten befindlichen Waldun⸗ sen,
(*) Neuerlich wurde die Zahl der Häufer von Richmond auf 280, und die der Einwohner, auf ungefähr 2000 ges ſchaͤzet.
gen, macht die Ueberficht des ganzen dennoch einen groffen und. gefallenden Eindrud. Das Getöfe des Fal⸗ les verbreitet fich nicht mir, beſonders des Nachts, N Über die ganze Stadt, ſondern auch vor dem Winde auf verfchiedene Meilen umher. Es iſt die ſchon mehr erwähnte Granitreihe, welche längft des größten Theile der oͤſtlichen Küfe von Nordamerika herabläuft, und die meiften, wenigſtens die der See zunächft liegenden Faͤlle veranlaßt, die auch diefen verurfacht. Dieſe Gras nitreihe flreicht von Nordoften nad) Suͤdweſten quer durch daB Bette des von Weften nach Oſten ſtroͤmen⸗ den Fluffes. Der größte Theil der Felgmaffe ift wahr zer, aus Feldfpat, Quarz und Glimmer im verfchiede nem Verhältnig gemifchter Granit; aber eben fo hä fig trift man groffe unvermifchte Maſſen diefer einzel ; en Beftandtheile an. Beſonders finden fich hin und wieder mächtige, ganz aus fchönem vofenfarbenen Feld» fpat beftehende Trümmer, welche: fi in groffe, über Zoll lange Rhomben ablöfen laffen. In den aus dem Waſſer emporragenden Felsftücen erblickt man fehr häufige‘ Riefentöpfe oder Löcher, von verfchiedenem Durchmeffer und Tiefe; diefe Aushslungen find inwen- dig ganz glatt, und meiftens von gröfferm Umfang, als ihre Defnung if. Here Kalm und Bartram erklären ihre sanfte ſehr mwahrfcheinlich aus dem Abſchlei⸗
Y fen,
— Richmond. fen, welches. Feine, Steinchen, die man rn darinnen findet, in einer anfänglich unbeträchtlichen Vertiefung verurfachen, wenn fie. durch die wirbelnden Zluthen - darinn kreisfoͤrmig beweget werden... Aufler den Granitfelfen, welche die eigentliche » Gebürgsant
ausmachen, findet man denn auch durch den Strom
herbeygefuͤhrte und hier abgelegte und abgefchliffene Pros ben aller der weiter zurückgelegenen Gebürgsarten. —RA— * ee AR Der James » River. if von feiner Mündung in der Bay an. einer der größten und der fchönften amerifa, nifchen Flüffe, und wegen des, einträglichen Tobackhan⸗ delg, den er erleichtert und befördert, einer der, reich» fien. Fuͤt gröffere Kauffahrtenfchiffe it er bis 3 Meis len unterhalb Richmond, oder unterhalb des Falls zur gänglich. Ebbe und Fluth ſteigen bie an den Faß. heran. Hinter dem Fall, von Weſtham an, fan er nur; von Slatbooten und Canoes befahren werden, und auch das nur. bis an einen andern Fall, den er im South» Mountain macht. CH. Er — * im Als
— —
Er) Man iſt neuerlich damit ini, die Hinderniffe der -innländifchen Schiffahrt im Tamesfluß aus dem Wege au räumen, und eine Verbindung zwiſchen dieſem und dem
groſſen
leghany + Gebürge, unter, dem Namen Shuviana, und erhält aus ‚ven South» Mountain einen. beträchtlichen Zuwachs durch den Riviana. Seitwaͤrts und unterhalb Kichmond;, macht er noch einen andern kleinen Fall „ ben Petersburg über die nemliche Granitreihe. Beyde diefe Fälle find fehr vortheilhaft für die Fiſcherey; denn ed werden bier die den Strom aufwärts. fireichenden Sifche, durch diefe ihnen im Wege ſtehende Felsreihen, weiter zu. gehen verhindert, ſammlen fih in, unzähligen Haufen, und werden eine leichte Beute. Bald im Fruͤh⸗
jahre, und: zuweilen ſchon im. Februar und März, fine
den ſich die Heringe und Schäbs: hier ein, welche erſt in ber Mitte des Aprils und im May im Delaware und Hudſon anfommen; mit welchen Fluͤſſen die virginiſchen Gewaͤſſer auch noch andere Fiſche gemein haben. Der Zall, indem er unaufhoͤrlich eine Menge Waſ⸗ fers zerftäubet und in die Luft wirft, wird daher ale m * ’ die Mmc— re groſſen Kenhawafluß, an der Weitfeite der Gebürge, herzu⸗ fielen, welche beyde Fluͤſſe nur ein Landiveg von 23 Meir len trennt. Dadurch wird eine leichte Kommunikation
gwifchen dem James⸗ und Obiofluffe eröffnet werden. —
Auch hat General Washington eine anderweitige Verbin— bung des Potowmadss und Jamesfluſſes (vermuthlich durch den Shannandgre) in Borfchlag gebracht. —
Es
die Urfache der ‘vielen Nebel‘ 'angefehen , —— hier haͤufiger als anderwaͤrts, wo aͤhnliche Umſtaͤnde nicht ſtatt finden, bemerken will; auf dieſe Nechnung ſezet man es ferner, daß Richmond nicht ſo ganz ge⸗ (ind, als feine übrige Lage folte vermuthen Taffen, fon dern den Herbſt⸗ und Wehfelfiebern fehr unterivorfen fey. Da aber dieſe Krankheiten der ganzen übrigen Küfte eben fo gemein find, fo kan wohl der Fall deg Fluffes nicht als die vorzuͤgliche Urſache derfelben ans geklagt werden, eben fo wenig als der allgemeine Ge—⸗ nuß des Schmweinefleifches, deflen ich fchon gedacht. babe; mit mehr Recht hat man die fehr vielen. ftehen den Waller und Sümpfe "des Landes —* die Re jener EN PEN J —
Richmond war nicht von jeher, mag eg ſeit vier Jahren die Ehre zu ſeyn hat, der Siz der Regierung des Staats von Virginien. Vor der Erbauung von Williamsburg, war Jamestown, welches nunmehr ganz verfallen iſt, die Hauptſtadt der Provinz. Nach⸗ dem aber der Anbau und die Bevoͤlkerung des Innlan⸗ des immer mehr zunahm, fand man es fuͤr bequem And zutraͤglicher, auch Williamsburg zu verlaſſen, und. "von Sig der Regierung in dem 60 Meilen weſtlicher liegenden Richmond anzulegen. Noch jest aber iſt es
| befchwer«
— — bie Delegirten der eitferhten Grafichaften diefer weitläuftigen Proving, hieher zur Aſſembly zu reiſen; denn Virginien, mit Inbegriff des jenſeits der Gebuͤrge gelegenen Landes, (von welchen es naͤchſt Neuyork den anſehnlichſten Theil anfprüchig macht,) iſt der groͤßte von allen den vereinigten Staa⸗ sen, und zählet 72 Grafſchaften (X). Aber ſchon ber
oſtwaͤrts
n Virsinien zaͤhlte im Jahr 1783 folgende Grafſchaf⸗ ten: Aceomack, Amelia, Amherſt, Albemarle, Auguſta, Bedford, Berkeley, Botetourt, Brunſwick, Buckingham,
Caroline, Charles Eity, Charlotte, Cheſterfield, Culpepper,
Cumberland, Dinwiddie, Elisabeth Eity, Eier, Sairfar, Sarquier, Fluvannah, Frederik, Glouceſter, Goochland, Greenbrier, Hallifar, Hampfhire, Hannover, Henry, Heu⸗ rico, James City, Kentucke, King George, King und Queen, King William, Lancaſter, London, Louiſa, Lunen⸗ burg, Meklenburgh, Middleſex, Monanghahela, Montgos mern, Nanſemond, News Kent, Northampton, Northum⸗
berland, Norfolk, Ohio, Orange, Pittſylvanig, Powhat⸗
tan, Princeß Anne, Prince Edward, Prince George, Prince William, Nihmond, Rockingham, Rocdyridge, Shenandoah, Southhampton, Spotſylvania, Stafford, Suffer, Washings ton, Warwick, Weftmoreland, Isle of Wight, Williams: burgh, Yahogany, Dorf. — Schoͤpfs R. 11.Th. mg
a
F RG —F
Sigma. —
X
oſtwaͤrts * — liegende Antheil ie von geoffem } Umfange / und beträgt von dem obern Theil des Po⸗ towmacks bis an die Graͤnze von Norbkarolina, eine Länge von ungefähr 250 Meilen, und von der Küfte nach dem Fuß der Gebürge, eine Breite von 180 Mei⸗ len, bis an die aͤuſſerſten weſilichen Graͤnzen am Ohio aber, gegen goo Meilen. Bey dieſem groſſen Umfang des Staates, und der gegenwärtigen Einrichtung deſſel⸗ ben, entfiehen daraus mancherley Unbequemlichkeiten für die. von dem Size der Negierung und der hoͤchſten Gerichte zu weit entfernten Einwohner. Wenn diele 4. B. Proceſſe von Wichtigkeit abzuthun Haben, welche vor den General» Court gebracht werden muͤſſen, der nur in Richmond gehalten wird, fo find fie gensthiget mit ihren erforderlichen Zeugen ein paar hundert Meis len dahin zu reifen (X); denn es ift in Virginien nicht, wie in Penfyloanien, Neuyorf, Karolina und andern
| Provinzen, gewöhnlich, daß die Richter die ihnen ane getviefenen Graffchaften bereiten, um die Kechtsuorfale lenhei⸗
>
Co) Auſſer den gewöhnlichen County + Courts, welde monatlich in jeder Graffchaft gehalten werden, halt Virgi⸗ wien jährlich zwey General: Eourts, jeden zu 24 Tagen ; zwey Courts of Appeal, jeden zu 6 Tagen, und zwey High Courts of Chancery , jedem zu 18 Tagen. y
| lenbeiten in den. verſchiedenen Grafſchaften felber abju⸗ thun / und dadurch den unterthanen weite Reiſen, Zeit⸗ perluſt und. Unkoſten zu erſparen, als wodurch viele ab⸗ geſchreckt werden, ein erlittenes Unrecht, einen Dieb⸗ ſtahl 2c. gerichtlich zu belangen. So erinnere ich mich, in dem obern Theil. von Virginien, eines Falles, wel. hen ein Mann von fich felber erzählte. Ihm war ein Pferd von grofiem Werth geſtohlen worden; er glaubte den Thäter zu wiffen, und. genugfame Zeugſchaft gegen ihn ba ) n; aber. mit dieſen Zeugen 140 Meilen nad)
moi nd zu reifen, würde mit den übrigen Unkoſten
v erlittenen Verluſt verdoppelt haben; er unter⸗ ließ daher lieber die ganze Klage. Die eigenen Ge⸗ richte der Grafſchaften, (County. « Couets,) erkennen nur in geringen Schuldſachen, und andern ‚weniger bedeu⸗ tenden Streitigkeiten. — Die Aſſenibly⸗ Deputirten aus den am Ohio * Kentucy gelegenen Grafſchaf⸗ ten, fühlen es laͤſtig 600 Meilen hieher, an ihrem Beſtim⸗ mungsort, zu reifen, ob fie gleich ihre Taggelder das vi beziehen; wie vielmehr befchmwerlich muß es den Privatperſonen jener Gegenden werden, wenn eigene Angelegenheiten fie nach dem erflen Size der Gerech⸗ ngteit und der Regierung rufen? — Sie fuͤhlen es nicht nur ſchon, ſondern ſprechen auch allbereit von der Nothwendigkeit, fuͤr jene entlegenen Gegenden ein eignes 52 Gouver⸗
a
BE DRRNDn,
u Dr
Gonvernement zu beſtellen, oder wenigſtens einen eige⸗ nen Gouverneur dahin zu fegen: wie es der Fall auch
in der Provinz Neuyork iſt, welche auffer einem Gou— verneur in Neuyork fel6ft, noch einen andern, der Ent
fegenheit halber und zu Erhaltung befferer Ordnung, in
dem 160 Meilen von der Hauptſtadt entfernten Albany,
bat. Nach der gegenwärtigen Verfaffing und den herr⸗
fehenden Gefinnungen aber, iſt es höchft wahrfcheinlich,
dag wenn jene hintern Gegenden von Virginien erſt
einmal einen eigenen Gouverneur haben, fie leicht einen
Schritt weiter gehen, und fih von dem vordern oder
öftlihen Virginien unabhängig zu machen, bemuͤhet
feyn werben; wozu fie. ſich ſchon dadurch gewiſſermaſſen
berechtiget zu ſeyn glauben, daß fie von der Natur fels
ber, durch breite und unwegſame Gebürge, von den vor,
dern Gegenden getrennt find. Ihr politifches und
Handlungs+ Intereſſe wird es in der Folge ohnehin
notwendig machen — und was das wichtigfte iſt, fo
halten fie fich für eben fo ſehr berechtiget, eine Unabs
hängigfeit zu verlangen und zu behaupten, alg jede der . übrigen Provinzen, fo bald fie fich ſtark genug fühlen und es vortheilhaft finden, fich dahin zu erklären.
| "Die gefezgebende Gewalt des Staats von Virgi⸗ nien theile fich in den Senat und das Haug der Des legir«
Richmond. 208
legirten (Houfe of Delegates) oder die Affembly. Die Mitglieder der Aſſembly werden von den dazu berech⸗ tigten Landbeſizern alle Jahre, und die des Senates alle vier Jahre neu erwaͤhlet. Die ausuͤbende Gewalt iſt in den Händen eines Gouverneurs, welcher jährlich, und feines. geheimen Raths, welcher alle drey Jahre, von der Aſſembly und dem Senate, gewählt werben. Die Aſſembly war gerade nun zu ihren Winter, halb» jährigen Sizungen verfammlet, wozu ihnen ein Fleines hoͤlzernes Gebäude dienet , welches gelegentlich auch, mit Beränderung der Scenen, zu Dällen und oͤffentlichen Mahlzeiten gebraucht wird. Dean fagt von der Affembly : Sie ſiget; ich finde diefes aber fehr uneigentlich gefagt, denn die anweſenden Glieder zeigen fich in jeder andern möglichen Stellung mehr, als in der eigentlichen mit Anftand und Aufmerkfamfeit ftile figenden. Eine Ver fammlung von Männern, welche die ernftliche und wich» tige Abfiht, Gefeze zu machen, zum Endzweck bat, follte doch ein gewiffeg Decorum beobachten ; aber Un⸗ gebundenheit herrſcht auch hier. Während den Beſuchen, welche ic) da machte, ſahe ich diefe ehrmürdige Ver⸗ ſammlung feine 5 Diinuten ruhig; einige gehen , andere fommen, bie meiften unterhalten fih von unbedeutens den oder fremden Angelegenheiten, und von der Gleich— gültigfeit und Unachtfamkeit der meiften Geſichter zu
83 urthei⸗
heilen, ur es um Geſeze zu machen eine — fuͤgige Sache ſeyn. An der offenen Thuͤre des Saals ſtehet ein Thuͤrhuͤter, welcher beynahe unablaͤſſig und mit lauter Stimme ein Mitglied um das andere heraus⸗ rufet. Im Vorzimmer iſt eben ein ſo unaufhoͤrliches Getoͤſe; hier unterhaͤlt man ſich mit gleichviel Eifer von Pferderennen, von entlaufenen Negern, vom geſtrigen Spiel, von Staatsangelegenheiten, oder treibt Handel und Wandel. "Man muß auch nicht erwarten, dieſe er, Tauchten Verfanimlungen etwa fo gefleidet zu fehen, mie es die Etiquette in andern Ländern, unter ähnlichen Umftänden erheiſchen wuͤrde. In der nemlichen Klei- dung, in der man auf bie Jagd gehet, oder feine To— backfelder bereitet, fan man auch im Senat oder in der Affembly ſizen. Da find Stiefeln, Tromferg, Strümpfe und Indian Leggings; groffe Ueberroͤcke, or dentliche Röcke und Furze Safetd, nach eines jeden Willkuhr und Gemächlichkeit, gleich ehrwuͤrdig.
Das Tagegeld der Affemblyglieder ift feit kurzem auf 18 virginifche Schillinge, oder 3 fpanifche Dollarg, feftgefezet worden; welches file 175 Mitglieder, (ihre volle Zahl,) dem Staate eine tägliche Ausgabe von 525 Dollars mache, und ihre Verfammlungen währ ren zuweilen 4 — 6 Wochen, ohne die Zeit der Hins
und
HIRR: | 87
und. Herreiſe· Ehemals war ihre tägliche Bezäbliing nur 10 Schilinge. Im Kriege aber, da blos Papier · geld im Umlauf war, wollten die Mitglieder ‚lieber so Pfund Toback per diem nehmen, als fich mit ihrer eigenen Nine bezahlen laſſen. Der Gouverneur bat jährlich 1000, und der Sprecher ber Aſſembly 500 Pfund. — So wenig aber die Mitglieder ſich ſelber zu vergeſſen pflegen, ſo unbillig ſcheinen ſie gegen andere geſinnt zu ſeyn. Es wurde an einem dieſer Tage eine Bill eingebracht ‚ um denenjenigen Officiers, weiche in Anliegenheiten der ſaͤmmtlichen virginiſchen Truppen an die Aſſembly deputirt waren, zu Beſtreitung ihres Un⸗ terhalts, die taͤgliche Summe von 3 Dollars, ab» fhläglih nur auf ihre vieljährige guthabenbe Bezah⸗ lung, angebeihen zu lafien ; diefem ſehr billigen Geſuche wiederſezten ſich alle anweſende Mitglieder, bis General Lawſon ſi ch erhob, und die Nothwendigkeit und Gerech⸗ tigkeit der Forderung mit Nachdruck eroͤrterte. — Wie in jeder andern oͤffentlichen und Privatgeſellſchaft immer einige Menſchen zu ſeyn pflegen, welche das groſſe Wort führen und für ‚den Übrigen Haufen denken und ſprechen, fo iſt es auch im diefen Aſſemblys. Unter den biefigen Nednern ſcheint ein gewiſſer Kerr Henry ben meiften Einfluß über das Haus zu haben. Er hat einen ſchwuͤlſtigen und dreiſten Vortrag, mehr Worte 4 als
J Richmond.
als Gründe, und war noch) vor che langer Zeit ein Schulmeifter auf dem Lande. Männer von dieſem Schlage, welche entweder eine natuͤrliche Redſeligkeit beſigen/ oder ſie vermoͤge ihrer anderweitigen Berufs⸗ geſchaͤfte, wie z. B. die Advokaten, erwerben, machen immer den thaͤtigern und wirkſamern Theil dieſer Ver⸗ ſammlungen aus; die uͤbrigen, groͤßtentheils aus Land⸗ leuten, ohne belle und verfeinerte Begriffe, ohne Welt» Fenntniß und Erziehung, beftehenden Mitglieder, find blos da um ihre Stimmen zu geben, weldye man ihr nen denn, wenn fich das Haus in Partheyen theilt, durch Ueberlegenheit an zweckmaͤſſigem Vortrag und ans dere Wege abzugeivinnen fucht. *
rc 4 4
Penn die Gefinnung des Haufes über eine debat- tirte Frage zu vernehmen ift, fo fordert det Sprecher erft die Ayes, und dann die Noes ab, welche von den anweſenden Gliedern zufammen und laut ausgefprochen werden, und mit einem fritifchen Ohr beurtheilt der Sprecher aus der Stärke des Geraͤuſches, die Mehr beit der bejahenden oder verneinenden Stimmen. Wenn aber die Stimmen fo getheilt find, daß dag Ohr fie nicht deutlich unterfcheiden fan, fo wird eine Theilung (divifion) des Haufes verlangt, und die Glieder tre- ten auf zwey Haufen und zählen fi.
Die
Richmond. 89
he Die Einfürfte diefes Staates wurden. dermalen
auf ungefähr 230000 Pfund Current gefchäzet; und ents fiehen aus einer Abgabe von 2 Procent des Vermögens, von einer Auflage von 1Pfund auf jebes Paar Näber; 10 Schillinge Neger KRopffteuer , dann von der Auflage von 5 Procent auf eingeführte Waaren, (von defien ‚Ertrag die Hälfte dem Kongreß beftimmt if) u. f. w. Davon nimmt die Unterhaltung des: Gouvernements gegen zoooo Pfund weg; andere 40000 Pfund gehen auf die Bezahlung und die Intereſſen von dem den Provinzial Truppen ſchuldigen Gehalt, und bas übrige größtentheild auf Kriegsſchulden * und deren Ver⸗ zinſung.
Man barf — und oh, A e Wahrheit zu nahe zu treten, behaupten, daß die Negierung dieſes Staats (fo tie der meiften übrigen) in einer ſchwachen und ſchwankenden Lage fen, und daß ihre gegenmwärs tige Verfaſſung fie nicht für Lünftigen Unruhen und. ins nerlichen Zerruͤttungen ſchuͤzen koͤnne. Die geſezgebende Macht dur ſich noch nicht in dem Anfehen befeftiget,
55 wel
CH) BVirginien wurde 1781 mit einem jährlichen Beytrag von 1,307,594 Dollars zu den allgemeinen Kriegskoſten bes leget. j
welches fie haben müßte,‘ um durch ihre Verordnungen und Anſtalten nuͤzlich zu werden. Man ſpricht fogar in Öffentlichen Gefelichaften mit unſchicklichen und unan⸗ ftändigen Ausdrücken von ihren Mitgliedern. Die Se fhäfte in den Aſſemblyen werden durch eigennuͤzigen und oft niedrigen Partheygeiſt betrieben. Jede neue Verſammlung entwirft andere, und widerruft die von
der vorhergehenden gemachten Geſeze. Wenig werden ihre Gefeze gelefen s und noch weniger befümmert man ſich um ihre Volziehung. Wer fih die Mühe nehmen wollte, Anekdoten zu ſammlen, twürde vielfache Beweiſe darüber auffinden. Man bat um fo weniger Urfache, diefe Mängel einer Regierung zu bezweifeln, wenn felbft die angefehenften Männer des Staats gegen Fremde ſich darüber zu erklären nicht ſcheuen. Es mar in einer Gefelfchaft die Rede von den übertriebenen Forderun⸗ gen, welche die Gaſtwirthe auf dem Lande fomohl, als felbft unter den Augen der Regierung in der Haupt⸗ ſtadt, von Reiſenden zu erpreffen pflegten, ungeachtet alle Gattungen von Lebensmitteln in fehr niedrigen Preis fen fünden. „Es find zwar Gefeze dagegen vorhan⸗ den, erwicderte ein Mann von hohem Range, und nfefte billige Preife beftimmt, die Herren aber, deren nDbliegenheit es ift, über Erfuͤllung diefer Drdnung iu wachen, befümmern ſich darum fo wenig, ald man „ſich
x
ichmond. 1% MR
Pr Pr — Geſeze und ——* bekuͤm⸗ Fi merk. Als einen Beweis der fehr milden, glimpf⸗ lichen und nachſichtigen Regierung führte man an, daß die Defertion unter den virginifchen Truppen ſehr haͤu⸗ fig geweſen ſey; daß man ohne Unterlaß in dem Lande umher Rekruten geworben, und folche zur Armee ges ſchickt babe, die aber gemeiniglich gleich nach den erften paar Wochen wieder heimkamen. Obgleich nun bie Re⸗ gimenter Mangel an Leuten hatten, obgleich die Diſtrikte und einzelne Perſonen beſtaͤndig genoͤthiget waren, ihre Beyträge zu wiederholen, um die Werbunkoften zum Erfaz der Defertion zu beftreiten, und obgleich mare cherley Unordnung dadurch entftanden , fo waren doch die Obrigkeiten ſo menſchenfreundlich, die in ihren Diſtrikten betroffene meineidige Fluͤchtlinge, weder zu Reh noch fie zur Armee —
fi Ye
Das ganze — von Virginien war von jeher beynahe gaͤnzlich in den Haͤnden europaͤiſcher Handels⸗ häufer, welche ihre Niederlagen und Kommiſſionnairs bier hielten. Don den Pirginiern haben fich wenige weiter damit abgegeben, als daß fie hie und da Fleine Kramlaͤden hielten, und noch jezt ſind in der ganzen Provinz kaum einige Haͤuſer, welche groſſe Geſchaͤfte zu unternehmen geneigt oder im Stande waͤren. Es
hat
a Richmond. bat auch ganz DVirginien feinen Handelsplaz, welcher in dem Umfange der Gefchäfte mit Philadelphia, Nette vork Boſton, Baltimore oder | Charleston zu verglei⸗ den wäre; die natürliche Lage und Beſchaffenheit jener Provinzen, vereinigt in ihren Hauptſtaͤdten beynahe den gefammten Handel: ihres Innlandes, da er binge- gen in Virginien wegen ber vielen fehiffreichen Fluͤſſe, welche bag Sand burchfchneiden, ſehr zertheilet iſt; and ed werben daher in vielen kleinen virginifchen Städten zufammen Faum.fo viele Gefchäfte gemacht, als in einer einigen jener Hauptftädte; obgleich der ges fammte Werth ber von Birginien ausgeführten Maas ten den Betrag der Ausfuhr jeder andern Provinz überfieigt. Die Ausfuhr der rohen Produkte Virginieng gefchiehet noch big jezt faſt ganz alleine durch europaͤi⸗ fche Schiffe und Matrofen, welche zugleich europäifche Manufakturen und andere Handelsartifel dafür einbrins gen. Denn Virginien ſelbſt, wenn man die Fleinen - Rüften » Fahrzeuge, und einige Weſtindien⸗Fahrer, welche ebenfalls nicht groß find, abrechnet, befizet feine eis gene groſſe Schiffahrt und wenige Seeleute. Der Tor backhandel allein befchäftigte ehedeffen einige hundert englifche Schiffe, und einige taufend englifche Matro⸗ fen, und war daher fchon von bdiefer Seite ein Gegen» fand von der äufferfien Wichtigkeit für Großbritannien, - beffen
—
Richmond. 2
ET *
deſſen Borteile es nun mit andern Nationen muß. Es werden zwar in Virginien viele Kauffahrteh⸗ ſchiffe gebaut, aber meiſtens auf den Kauf, und fie find | wegen ihrer vorzüglichen und eigenen Bauart, als gute und fehnellfegelnde Schiffe beliebt und befannt. Von den euzopäifchen Kaufleuten, welche vor dem Ausbruche der Unruhen bier etablirt waren, als brittiſche Unters thanen aber waͤhrendes Krieges ſich entfernen mußten, famen biefen Frühling und Sommer verfchiedene mit Sadungen in Virginien an, in der Hoffnung, ihre Ges fehäfte wieder unter ihren vorigen Freimden und Yes kannten, wie ehemals, zu treiben. Die Regierung von Virginien, noch vol bittern Grolles, verfagte ihnen die Freyheit zu landen, und nöthigte fie, fich mir ih« ren Waaren weiter zu begeben, und andere Märkte zu füchen, welche fie auch bald und in der Nähe fanden. Virginien hingegen litte Mangel an europäifchen Waa⸗ ven, und mußte eben diefelben mit Verluſt von Phila⸗ delphia und Baltimore beziehen, welche man hier zuerſt ausgeboten hatte. Auch die Schiffe anderer europaͤi⸗ fhen Nationen, gegen welche man feine Einwendung hatte, wenn fie in der Bay anfamen , mollten fich nicht erft die Mühe nehmen, unter den wenigen Bie imd da zerftreuten Kaufleuten, Abnehmer ihrer Ladun⸗ gen aufzuſuchen, ſondern giengen lieber gerades Weges
nach einem der obigen pie wo a einen ge⸗ ſchwindern Abſaz rechnen konnten. Die Virginier wa— ren uͤberdies auch gemeinet auf langen Kredit zu han⸗ deln, wie ſie und alle ihre Nachbarn es von jeher mit den brittiſchen Kaufleuten zu thun gewohnt waren; aber weder. Franzofen, noch Holländer, bezeigten ſich, wo es auf Borgen ankam, fo: gefälig als jene; und hatten. vielmals Urfache, es zu bereuen, wenn fie es waren. Virginien uͤbernimmt und verbraucht ehemals und noch, ‚mehr auslaͤndiſche Artikel, als es durch ſeine eigenen Produlte bezahlen kan, und war daher von je⸗ her an. die brittifchen Kaufleute, verfchuldet , deren Nache ſicht und Zutrauen beynahe keine Graͤnzen hatte. Da man gegenwaͤrtig nun den nemlichen unbeſchraͤnkten Kre⸗ dit nicht bey den Kaufleuten der uͤbrigen Nationen fin⸗ det, ſo fuͤhlet man dermalen ſchon, was man vorhin nie ſo merklich fuͤhlte, den Mangel an baarem Gelde, um die Balanz des europaͤiſchen Handels, welcher. ges gen Virginien iſt, auszugleichen. Dan behilft fich zwar gegenwaͤrtig noch mit dem, was durch den Krieg im Lande iſt verbreitet worden; wird aber dieſe Quelle nach und nach erſchoͤpft ſeyn, ſo wird jene Verlegen⸗ heit mehr und mehr zunehmen, wenn ſich nicht neue Kanaͤle eroͤffnen, Gold und Silber aus den ſuͤdlichen Gegenden von Amerika zu erwerben, oder der Betrag
hair der
der. Sanbesprodufte vermehrt mid, deſſen der Soden — fäbig iſt.
“
23 Pan. ſhiet aber den Mangel an baatem Gelbe
nicht ‚allein in. den Gefchäften der Handlung, fondern auch in der Sammlung der ‚öffentlichen Einkünfte, und ed war daher die. Regierung genöthiget, durch eine Akte zu erklaͤren, daß Toback, Hanf, Mehl, Getraide und Thierhaͤute, von den Landleuten zu Bezahlung ihrer Abgaben ſollen angenommen werden. au dieſem Be⸗ huf find beſondere Magazine, und Auffeher angefielkt worden, wodurch dem Staate neue Unfoften zuwuchſen. ‚Und die Regierung, indem ſie die Verrichtungen eines Kaufmanns uͤbernehmen muß, muß auch dem Unterthan, welcher nicht im Stande iſt, ſeine Abgaben baar zu er⸗ legen, entweder mehr abnehmen, zur Beſtreitung der Unkoſten, welche durch Niederlagen, Aufſeher, und an⸗ dere ie —— „ober ſelber Fran leiden.
‚Richmond — — nur ein he AR Statt, woͤ⸗ chentlich zwenmal: und ſo viel ich weiß, ift dieſes auch nur noch das einzige, welches in ganz Virginien er⸗ ſcheinet. Dem ohngeachtet ſtehet es in jedem Betracht dem geringfien der. Philsdelphifhen Blätter nach und enthält im. Vergleich zu jenen nur ſelten einige Auf⸗
ſaͤze
96 | min,
ſaͤze von Wichtigkeit; fo wie — Dip Posi arm ift an litterarifchen Produkten. Man konnte mie 6108 einen Heren Jefferfon, welcher hegenwaͤrtig ein Mitglied des Kongreſſes iſt, als den Verfaſſer einiger vorzüglichen politifchen Brochuͤren nennen, mit deren Inhalt doch niemand bekannt zu ſeyn ſchien. Die Kon⸗ ſtitution von Virginien erwaͤhnt zwar auch der Preß⸗ freyheit, als eines ſeiner Grundgeſeze; demohngeachtet
aber wurde zu Anfang der Revolution, durch ein eige ⸗
nes Gefez, ‚, irgend etwas gegen bie Independenz zu reden und zu fchreiben, gänzlich verboten. Wenn aber auch in Virginien wenig gefchrieben wird, fo wird defto mehr gefprochen, denn die Virginier find fehr rebfelig. Sie rühmen fi), daß vor allen amerifanifchen Kolonien die englifche Sprache am reinften und. vollfommenften bey ihnen ſich erhalten habe, welches man ihnen auch nicht ganz abfprechen fan (*). * Aber doch haben fich hier und da einige Negroismen eingefhlichen, und den Miſchmaſch der englifhen Sprache hat man bier fogar
N noch
— —
CH) Ueberhaupt aber find die Muundarten der engliſchen Sprache in den verfihiedenen amerikanifchen Kolonien nicht fo abfiechend und auszeichnend gegen einander, als ſie es in den verſchiedenen Diſtrikten und Grafſchaften von Eng— land ſelbſt ſind.
Richmond, 97
noch: durch aſtuanine Worte bereichert; von welchen liche als berdienſluche wirlliche Bereicherung bet sprache angefehen werben, wie 3. Eder Neger⸗
edrne töad, etwas auf der Schulter RS wofür
man fein anderes englifches Wort Ani
Es in nur eine, und nur kleine Siehe, in ges - mond, aber immer geräumig genug. für alle ame
bächtige Seelen des Drts und ber. Gegend. Wenn die Virginier es auch nicht felber frey und⸗ oͤffentlich be⸗
kennten, daß dermalen der Eifer für Religion , oder
die Religion überhaupt ſehr ſchwach ‚begründet fen, fo fönnte man es leicht auch aus andern Umftänden als wahrſcheinlich annehmen. Fuͤr den Umfang des Staa⸗ tes erblickt man nicht nur eine geringere Anzahl von gottesdienſtlichen Gebaͤuden, als andere Provinzen auf⸗ zuweiſen haben, ſondern auch dieſe meiſtens in einem verfallenen und zerſtoͤrten Zuflande; und die Geiſtlich⸗ feit größtentheils verftorben, verfprenget und‘ ihre) Stellen unbeſezt. Virginien geftatfete zwar auch von jeher vollkommene Gewiſſensfreyheit, es waren aber doch ehemals in dieſem Staate die wenigſten Diſſentlen⸗ ten, und die engliſche Kirche konnte beynahe als die herrſchende angeſehen werden: num aber nicht mehr, indem eines Theils andere Glaubenspartheyen ſich ſehr
Schoͤpfs R. II. Th. G aus⸗
8
98 — Mc ausgebreitet: — Zahl. gugenonmen; md andern Theils die engliſche Kirche viele der vorhin gehabten
Beguͤnſtigungen entbehren muß Die waͤrmern Ans bänger der engliſchen Kirche, haben unterbeffen ‚doch
auch in Birginienz unter. dem. Antrieb einiger. ebrfüche
€
i tigen Geiſtlichen, den feuchtlofen Verſuch gemacht ‚ bies
fer Kirche wigder- rechtliche Vorzüge zu erwerben; die Geſinnungen des Publikums waren aber ſtark dagegen, und begründeten den Saz: daf in einem Frevſtaate die Re⸗ gierung, keine Kirche noch ihre Diener vor den uͤbrigen
zu beguͤnſtigen, auch nicht wegen der etwa groͤſſern
Anzahl der ſich dazu bekennenden Glieder, berechti⸗
get ſe.
— ı gun 3
So wenig man in ber — atn Fin BE will, und fo fehr man überhaupt: die Gleichheit aller» Stände im bürgerlichen Leben: beguͤn⸗ ſtiget und vertheidiget, eben ſo wenig ſind im Gegen⸗ theil die hieſigen Damen geneigt, etwas von den Vor⸗ zuͤgen des Rangs fahren zu laſſen, zu welchen ſie ſich durch dien Ehrenſtellen ihrer Männer berechtiget glau⸗ ben. Die Nachricht: von dem fürzlich in Amerifa ange⸗ fommenen ‚Definitiv» Traftatey' veranlaßte in Richmond Erleuchtungen/ Feuerwerke ; Schmaufereyen,, und zulezt einen Ball bey welchem die Ehre deg eriten Tanzes N g: der
Dunn. 9 i
| saren To Tochter eines fehr ehrbaren: en Schuler ure en zufiel Daß man dieſe Ehre aber auf 18 $ 08 änfommen ließ / war die Urſache eines groſſen Mißfal für die Damen von des Gouverneurs Fa⸗ alien und Verwandtfhaft, und der, Gegenſtand aller Geſpraͤche des naͤchſtfolgenden Tages, in welchen man
— — —
aber einſtimmig die Rechtskraͤftigkeit des Looſes gegen
alle Ranganſoruͤche vertheidigte, und auch dem Schönen, Geſchlechte feine andern Ausnahmen - von ‚ders allgemein. genehmigten Gleichheit der. Stände zuerfanfitey als die es ſich durch perſoͤnliche — —— er⸗ x werben würde. — —— rt Aue eo BR LLERBETEE TE ds 4 — star An ae Mach den Geunbfägeni einer REED —— ‚man ſich auch in unferm Gaſthofe, welcher eis nem morgeunlaͤndiſchen Caravanferal nach ſeiner Einrich⸗
tung ziemlich gleich kam. Herr Formicola, ein Neapo⸗
litaner ‚von Geburt, trieb hier Wirthſchaft. "Das ganze Haus enthielt nur zwey groſſe Zimmer an der ‚Erde, und zwey eben fo groſſe/ ‚mit vielen dicht zuſammenge⸗ rückten Betten befejte Kammern, unterm Dache; welche Zimmer and Kammern den ganzen Tag für jebermann para Hier fo wenig; ’ als in den meiſten uͤbri⸗
oͤffentlichen Haͤuſern von Amerika, läßt man
oe einfallen, daß man Zimmer zu einem andern '
62 1077 16
>
100 Richmond. Nr,
Gebrauch als blog zum Schlafen, Eifen und Trinken, nöthig haben koͤnne. Man ift daher gezwungen , den ganzen Tag lang unter allerley Geſellſchaft zu: ſeyn/ und auch des Nachts in groſſer Geſellſchaft zu ſchlafen, und Reiſende muͤſſen beynahe durchaus in Amerika auf das Vergnügen, fich zu ihrer Bequemlichkeit oder ihrer | Geſchaͤfte halber, von laͤrmender, ſtoͤrender, oder neu⸗ Bieriger Geſellſchaft abſondern zu koͤnnen , Verzicht thun, es ſey denn, daß man bey einem laͤngern Aufenthalt an einem Orte, ſich eine eigene Privatwohnung mierhe Die gegenwaͤrtig verſammlete Aſſembly veranlaßte einen ſtarken Zuſammenfluß von Fremden und Gaͤſten in Rice ⸗ mond, und unſere Herberge war jeden Abend ſehr vol Da waren Generale, Dberfien, Hauptleute Senato⸗ Pr i ren / Affemblyglieder, Richter, Doktors, Clerks, und Schaaren von Gentlemen, von allerley Gewicht und Kaliber, welche in bunter Reihe um das Feuer ſaſſen und tranken, ſchmauchten, ſangen und Zoten ſchwaͤzten Daruͤber hat man nun eben nicht auſſerordentliche Urs ſache zu klagen, weil dieſelbe Geſellſchaft zu andern Zeiten auch ſehr angenehm, unterhaltend und unterrich⸗ tend ſeyn kan; aber die undelikate Gewohnheit, ſo viele Betten in einem Zimmer beyſammen zu haben, iſt um ſo befremdender, da man ſonſt in Amerika auf Anſtand und
Richmond. ... 208
| und — viel Hält, diefe aber unter folcher Eis
richtung ters — werden. Di
—— Die Sufammenfunft fo vieler Bentlemen ans ber ganzen Probinz, brachte eine groffe Menge ſehr ſchö ⸗
ner Pferde hieher. Man Fonnte beynahe-glauben, ſich in einem arabifchen Dorfe zu befinden; ben ganzen lan⸗
gen Tag fiehet man an allen Ecken und Enden gefat-
telte Pferde ſtehen, und in den wenigen kothigen Straß
fen der Stade wimmelt es immer von Reutern, denn man fezet ſich zu Pferd, um eine Prife Toback über der Gaffe zu holen; Karoffen Hingegen, welche in den
groͤſſern Städten ſchon alle Straſſen erfchüttern, ſahe man bier nicht. — Pferde find ein Lieblings⸗Gegenſtand der Virginier; fie richten aber ihre ganze Aufmerkſam⸗
RK:
feit vorzüglich ‚nur auf Wettrenner und Jagdpferde,
von welchen fie auch unftreitig in Amerifa die fchönften
Roſſe haben, und ſolche ehemals durch Einfuhr engli⸗
fiber Hengfte und Mutterpferde forgfältig verbefferten
und unterhielten. Die Stammregifter der Pferde wer den daher auch mit aller Genauigkeit fortgefuͤhrt. Vir⸗ ginien lieferte die beſten und ſchoͤnſten Pferde für die amerifanifche Kavallerie, und die virginiſche leichte Reuterey übertraf alle andere an G ewandheit und Ge⸗ ſchicke. Über tuͤchtige Zug >» und Ürbeitspferde hat diefe
83 VPro⸗
RNichmon d Provinz nicht, fo mie ihre Landfuhrwerke, in dem vor⸗ bern Theile wenigſtens , überhaupt aͤuſſerſt elend find.
Man erblickt uͤberall kleine magere Thiere an Waͤgen geſpannt, welche durchaus von Hol; find, und an wel⸗ hen man ‚vergeblich. nach dem mindeſten Stuͤck⸗ chen Eifen ſuchen würde, Ein von Stroh geflochtenes x Kummer, und ein paar rohe lederne Riemen, ober von Baumeinde gewundene Stränge, machen dag ganze Ges ſchirre. Die vielen Fluͤſſe und Creecks erfegen frenlich ben Abgang der Landfuhrmwerfe an einigen Orten; uͤbri⸗ gens aber liegt es blos an der aͤuſerſten Sorgloſigkeit, mit welcher die Virginier und alle Amerikaner ihre Dferde ſowohl, als ihre übrigen Nuzthiere behandeln, daß fie nicht in durchgehende. befferm Zuſtande find. Sjene Pferde auggenommen, auf welche man ald Wett, renner einen hoͤhern Werth fezet, laͤſſet man die uͤbri⸗ gen in den Feldern und auf der Weide umherſtreifen, ohne ihnen im haͤrteſten Winter (auch in den noͤrdli⸗ chern Provinzen, Penſhlvanien, Reuyork, Rhodeyland) einigen Schuz gegen die Ungemaͤchlichkeiten der Witte⸗ rung zu verſchaffen, und viele dieſer armen Thiere ſind ſogar genoͤthiget unter Eis und Schnee ihre wenige Nahrung zu ſuchen Es ſcheint aber auch, daß die meiſten amerikaniſchen Pferde die Delikateſſe des Gau mens nicht beſizen, mit welcher die europaͤiſchen ſchlech⸗ tes
102
tes — Suter — * — freſen ſie alles ohne unterſchied das elendeſte Heu und fogar Ähten eigenen Auswurf. Man hat bey der Armee viel⸗ mals Pferde geſehen, welche geſalzenes Fleiſch fraſſen, und in Canada werden Pferde ſowohl/ als Hornoieh den Winter durch mit ante Eleinen ** ge⸗ — —— aa; er ⸗
x .. F JF
An der Suͤdſeite des James⸗ Rivers, Richmond gerade gegen uͤber, lieget ein eigenes kleines Staͤdt⸗ chen Mancheſter genannt. Der Fluß zwiſchen dieſen beyden Orten iſt nicht breit, und im Ueberfahren be⸗ merkt man kaum, woher der Strom kommt, weil die vielen Felſen und kleinen Eylande, in und um den Fall, in der Ferne ein zuſammenhaͤngendes Ganzes zu bil⸗ den ſcheinen. Ein Umſtand, den jemand zur Errichtung einer Bruͤcke uͤber den Fall zu benuzen gedenkt; denn dieſe Felſen haben ihren Eigenthuͤmer, welcher den untern Theil des Falls, zugleich mit einem ſchmalen Striche des beyderſeitigen Ufers, fuͤr einige hundert Pfunde erkaufte, und num an dem Projekte einer groſſen und ſchoͤnen Bruͤcke arbeitet, welches die erſte und ein⸗ zige ihrer Art in Amerika ſeyn wuͤrde, wenn er erſt die Erlaubniß dazu, und das Recht, einen Bruͤckenzoll zu erheben, von der uf embly erhalten Fan. In Mans
64 cheſter
Wander Dre 203
;
A
| RER na 24 nalen im Birgit.
dich beluchte ich — Jakob ER —* Deutſchen, ‚welcher ehemals in Jerſey mit Berg⸗ und Huͤttenwerken ſich beſchaͤftigte, ben dem Ausbruche des Krieges aber in Virginien eine —— und war die erſie in Amerika, errichtete. Den Salpeter dazu gewann man im Gebuͤrge, der Schwefel aber wurde von Europa geholet; ; denn ob man gleich Schwefeltiefe in groſſer Menge und vielen Orten in Amerika findet, ſo fand man doch, daß es langſamer hergehen und koſt barer ſeyn wuͤrde, den Schwefel erſt aus zuſchmelzen. Die Pulvermuͤhle konnte aber doch nicht vielen Vorrath liefern, und wurde in der Folge von brittiſchen Truppen zerſtoͤret. Here Ruͤbſaamen verſicherte, daß ſich bier und da in Amerika Spuren von Antimonium finden, und Zink ebenfalls nicht ſelten waͤre, ſondern vielmals
in und neben Bleygruben, beſonders in Chiſſels. Grube
in Virginien, vorkomme. Reiches Bleyerz findet ſich in Menge und zu Tage am New-⸗River und Green⸗
Briar; Kupfer um den Noanofe; Eifenerze überall häus .
fig, unter andern ein ſehr gutes, 20 Meilen von bier in ber Graffchaft Buckingham. Ein Steinfoplenflöz hat man 12 Meilen von hier, an der Suͤdſeite des James⸗ Mivers, und oberhalb des Falls, entdechet, und zwar bey Gelegenbeit eines vom Wind inngeworfenen Baums. Die Gegend) liegt niedrig, und es iſt maßrfcheinlich,
daß
2 —
Kr 1
es, in ee m ; — — daß 25 Bet as der, bintep-bem Fall angeſchlemm⸗
* chserde ſich gebildet habe. Vier Fuß unter der Oberfläche fommt man auf weiffen Thonfchiefer, dem ein ſchwaͤrzerer, und endlich die Kohlen, folgen. Man gräbt Gruben gerade hinab, und hat auf 26— 30 Fuß das Bette noch nicht durchgeſchlagen; da fich diefe Gruben. bald mit Waffer fülen, fo öffnet man immer wieder neuer ungeachtet man ſich diefe Mühe erleichtern koͤnnte. Die Kohlen ſind aber nicht die beſten; ganz Richmond flinft davon. Man verkauft. fie am Sluffe zu 1 o. virgin. Current den Bufbel.
ae den virginifchen Gebürgen find verfchiedene warme und kalte mineralifche Duellen, welche dem Ge ſchmacke zufolge Hauptfächlich fehwefelichte und vitrioliſche Beſtandtheile zu erfennen geben. Andere Salze ſchei⸗ ven fie eben fo wenig zu enthalten, als fire Luft, denn man bemerkt fein Aufwerfen von Blafen oder Perlen. Die befannteften find die (Augufta bot Springs) ware men Düellen von Augufia, in der Graffchaft biefes Namens. Es find deren verfchiedene, und unter bem Damen der füffen, fauren, warmen und beiffen Quel⸗ len befaant. Die ‚füffen und heiffen Quellen (fweer & hot Springs)" follen die eine go, und die andere gegen 110 — 115 Fahrenheitiſche Grad Wärme enthalten. 65 Sie
\
106 nes m Beim.
Sie find — — eo doch Bald — lich zu trinken. Schwefelkieſe oder Markaſite findet man dort uͤberall in der Nähe, von welchen man ge neigt fr ihre Wärme herzuleiten. In jener Gegend finden ſich auch ſchoͤne Bergkryſtallen und Amethyſten. Die Schwefel ⸗Quellen (Sulphur-Springs) am Green⸗ Briar werden gegen die Kraͤze und andere Hautaus⸗ fchläge geruͤhmt und getrunfen. Man erwähnt nod) eis nes andern Waſſers im Gebürge, welches fich von eis ner Flamme entzünden und beynahe gänzlich verzehren fol (x). Ueberhaupt fcheint die ganze Öraffchaft Aus guſta, welche einen Theil des Nord⸗Mountains oder Alleghany⸗Gebuͤrges umfaſſet, viele natuͤrliche Seltenheiten zu verſprechen; die Gebuͤrge ſollen um jene Gegenden am Jackſons⸗ Fluvannah⸗ und Green⸗Briar⸗ NRiver, ein rauheres, toilderes und fuͤrchterlicheres An⸗ ſehen haben, und vielleicht hoͤher ſeyn, als kein Theil der nemlichen Kette weiter noͤrdlich; um deſto unange⸗
nehmer
— —
EI Vielleicht das nemliche, von welchem in einigen neuern englifchen Blättern die Nachricht fund, Daß es von einem Piſtoleuſchuß fich entzuͤnden, ganz verzehren, und eine fals zichte Aſche zuruͤcklaſſen foll; die virginifche Grafſchaft Sins eafle wird genennt, aber Fein genauer Beobachter ange führt.
Dt — saß die äte und raube — ‚ch hindern mußte, ſie zu beſuchen; vielleicht haͤtte ich mehr Entfhädigung für meine Mühe dort gefunden, als auf dein Wege nach dem Ohio. Bon der Graf Schaft Augufta iſt Stanton ber Hauptort, welcher ‚gar nicht unbetraͤchtlich iſt, und vielen Handel nad) den " bintern Gebürgsgegenden treibt. Er lieget in. dem merkwuͤrdigen langen und fruchtbaren Kalchthale, wel—⸗ ches zwiſchen dem North ⸗ und South» Mountain ſich durch den groͤßten Theil von Nordamerika erſtrecket, und noch viele andere ſchon erwaͤhnte Staͤdte enthaͤlt, als Libanon, Carlisle, und Shippensburgh in Penſol⸗ vanien, Wincheſter in Virginien, Hagarstown in Mas roland wf to. Stanton hat fein. ſchiff bares Waſſer in der Nähe, unweit dadon aber entſpringt der Shannan⸗ 4 dore, welcher von bier aus einen fehr langen Weg noͤrdlich macht, und ſich endlich in den Potowmack ergieſſet. Es giebt keinen andern Fluß dieſer Gegen⸗ den, welcher fo ſehr ſich von der allgemeinern Richtung der übrigen entfernte; und dieſer Umſtand mag viels leit als ein Neben + Beweis für die angegebene höhere Lage jener "Gegenden ſeyn. Suͤdwaͤrts von Stanton, an einem Arm des Staunton» Nivers oder Noanofeg, findet man die merfwärtige Selfenbrücke (Rock-
bridge
“
bridge (*), wo ſich nemlich diefer Fluß einen unterirdie fhen Weg durch ein Kalchgebirge gegraben hat. Noch if zu erwähnen, dag man in dem Kalchbergen jener Gegenden, Cornua ammonis will gefunden haben, welche in den noͤrdlichen Strichen des Gebuͤrges, in Penſyl⸗ vanien und Maryland nemlich, zur Zeit noch nicht an⸗ getroffen worden, ob fie gleich in Canada wieder häu- fig vorfommen; und daß eine Menge Hslen dort ges funden werden, unter welchen eine in der Graffchaft Friederich, zwey Meilen von Fort Friederick, auf den Heizungen Herren George Mine, für die geöffefte ri ganzen Kontinente ausgegeben *
Richmond hatten ſich * paar frangsfifche
Abgeordnete aus den vormaligen franzsfifchen Nieder loffungen am Illinois eingefunden, um Forderungen
bey der Aſſembly für Lieferungen zu betreiben, welche
fie im Kriege an amerifanifhe Truppen und Beſazun⸗ gen ber Forts am Wabash und am Miſſiſſippi abgege⸗ ben hatten. Nach der Kleidung und dem Betragen bies
fer Herten fowohl, als nad) andern Nachrichten, herr»
fchet in jenen entfernten, ung wenig befannten Gegen»
den,
&) ©. Beyträge zur mineraloeifchen Kenntniß des oͤſtli⸗ chen Theils von Stordamerifa, ©. 102.
Wo a in bubeirigsente.. Nach⸗
dem jener Thei von Lonifiana ‘an Großbritfannien dr getretten wurde / haben: ſich viele der franzoͤſiſchen Ko⸗
loniſten auf die Weſtſeite des Miſſiſſippi begeben, und ſind Unterthanen von Spanien geworden; viele ſind aber auch dieſſeits noch um den Illinois geblieben, 100 fie verſchiedene nicht unanſehnliche Orte und. Städt: bewohnen. Sie liefern ihre Produkte nach und erhal. tem. ihre, Nothmwenbigkeiten von Neu» Orleans, und haben feithero, mie es ſcheint, "ganz für, ſich gelebt, ohne ſich um eine auswaͤrtige Herrſchaft zu bekuͤmmern. Es find viele Deutſche unter ihnen, und noch immer finden ſich neue Koloniſten bey ihnen ein, die ſich vom Ohijio aus dorthin begeben ‚ wenn es ihnen hier nicht
laͤnger gefaͤllt. Die Landſchaften um den Illinois und Miſſiſſippi ſind weit waͤrmer, und haben kuͤrzere und gelindere Winter, als Andere, die mit ihnen unter ei⸗ ner Parallele an der Oſtkuͤſte von Nordamerika liegen. Der Boden iſt fett und fruchtbar, und ‚ein neuer Ko⸗ loniſt/ der im Fruͤhlinge dort ankommt, kan ſich durch
34 gemächliches Auffragen und Beſaͤen des ebenen Bodens
zwiſchen den Bäumen, eine hinlänglihe Erndte von Rüben, Mays und Pumpfing verfprachen, um das erite Jahr davon beftehen zu koͤnnen. Weizen gebeihet auf dem ſehr frechen Boden durchaus nicht in den erfien
Jah ·
Jahren, "onen hie — ———— eine Are Kuͤrbiſſe, dienen zugleich als Futter fuͤr die Kühe, deren Milch fie vermehren und laſſen ſich bis um nen hai aufbetwahren. >. — unr ſunvl dia u a ers Mn. RN n Einign "Tage war uns die fehr unfreundlicher Wit« terung in der Fortſezung unſerer Reife hinderlich. Mit dem erſten Sonnenblich machten wir uns auf. den Weg nach Williamsburg. Die Huͤgel, an deren Fuß Rich ⸗ mond lieget cheinen aus Sand und. Fetten: zu⸗ be⸗ ſtehen. In den Hohlwegen, oder wo die Straſſen von Bächen durchſchnitten ſind, zeigten ſich allgemein) fol⸗ gende Lagen: Sand, Sand und Letten Kieſel und an⸗ dere im Waſſer abgerundete Steine), von verſchiedener Groͤſſe und manchmal in dicken Lagen, unter ihnen wieder Sand und Letten. Auf der Oberflaͤche ſahe man ſchon ſelten mehr einen Stein’, und nach etwa den erften 10 Meilen verloren: ſich auch bie erwähnten unter der Oberfläche begrabenen Steine ; und man erblickt gar Feine mehr, es fey denn an den Ufern der Baͤche, wo fie hie und da durch die Gewalt des Stroms herbey⸗ gefchleppet worden. Von bier an nun wird das Lande nach Oſten oder nach der See bin, immer flächer ind abhängiger , und blos von Sande bedeckt, welches da⸗ her zu der Sage Gelegenheit gegeben, dag in Virginien gar
gar feine St
begrabene. und. abgerundete, Steine aber find ein Be⸗
Steit * —— aber ı nur, ‚von dem ’ Zheil wahr iſt. Jene in verſchiedener Tiefe
weeis, daß es nicht fo-gang kurz her ſeyn kan / ſeit die⸗
ſer Welttheil ſich aus dem Waſſer empor he: bat. . s fi
.. A den Zames-iver,-t 6 Meilen unterhalb, Hiche — lag ehemals bey dem kleinen Flecken Wars wick ein nicht unbetraͤchtliches Eiſenwerk, welches aber
im Kriege zerſtoͤret worden. Weiter hinab am Fluſſe⸗
liegen Osborn's und Bermuda Hundred, ein paar an⸗ nehmliche/ aber kleine Orte. — Ein betraͤchtlicherer Handelsplaz iſt die Stadt Petersbourgh, an der Suͤdſeite des Jamesfluſſes und am Fall des Appamatox,
welcher einige Meilen unterhalb derſelben, ſich in den
erſtern ergieſſet. Petersbourgh fuͤhrt eine groſſe Menge Toback und andere Produkte aus, welche nicht nur die umliegenden virginiſchen Plantagen liefern, ſondern auch von Nordkarolina herbeygebracht werden. Diefe Stadt
hat eine ſehr ungeſunde Lage; ihre Einwohner errei⸗
chen ſelten ein hohes Alter, und haben immer mit
Wechſelfiebern und deren beſchwerlichen Folgen zu kaͤmpfen; demohngeachtet iſt fie groͤſſer als Richmond,
und man ſchaͤget gegen 300 Haͤuſer daſelbſt. Die Vor⸗ theile des Handels und der Schiffahrt locken immer wie⸗
-
| wieder neue Einwohner Eu wenn fie, — — heit, gegen Gewinnſt, vertauſchen zu müffen, voraus ſehen können. In der Nachbarſchaft von Petersbourgh, und folglich auch an der Süpfeite des James · Ribers, ſind noch ein paar andere kleine Staͤdte, nemlich Bland⸗ ford und Pokahunta. Ueberhaupt aber liegen laͤngſt dem noͤrdlichen und ſaͤdlichen Ufer des prachtvollen James, eine groſſe Anzahl dee ſchoͤnſten und fruchte i bariten Landfize, deren Anblit ung nicht: zu Theil wurde; denn bie gemeine Landflraffe von. Richmond nach Williamsburg, über Bottombridge, New Kent Eourthoufe, Bird’8 ꝛc. gieng größtentheils durch lange unfreumdliche Waldungen, in den fich nur bie und da ein angebautes Stück Land ımd eine armfelige Hütte geigte: Wer alfo DBirginien in feiner größten Pracht . fehen will, der muß die Shüffe befahren.
Die Witterung war günfliig und angenehm. More gen und Abende waren zwar kühle, oder auch: kalt, fo bald aber die Sonne hoch Fam, fo hatte man Som mer, ungeachtet e8 die lezte Hälfte Decemberg war. Eigentlich ift aber die Witterung in Virginien eben fo veränderlich, als am der ganzen übrigen. Kuͤſte von Amerika. In den Sommer» Dionaten Junius, Julius und Auguftus, pflegt das Zahrenheitifche Thermometer
| mehren.
\ 2 mehrentheils zwiſchen 89 — 90 - 95 Graden zu fliehen, und dieſe beſchwerliche Hize iſt mit Sfteen, faſt täglie chen und ploͤzlichen Abaͤnderungen, und ſchrecklichen Ge⸗ wittern begleitet. Die gewoͤhnliche ſtrengere Winter⸗
kaͤlte faͤllt vom Januar bis in die Mitte des Maͤrzes, ohne doch lange mit gleicher Staͤrke anzuhalten: denn da die Temperatur der Luft ſo viel von den herrſchenden Winden abhaͤnget, ſo hat man ſehr angenehme und warme Tage, mitten im Winter. — Die haͤufigen und fuͤrchterlichen Gewitter der waͤrmern Jahrszeit ſehen die Virginier, nicht ohne Grund, als eine mit⸗ wirkende Urſache der groſſen Fruchtbarkeit an, deren fie ſich in den meiſten Gegenden ihrer Provinz zu ers freuen haben. Den Gewittern folgen deö —— ſtarke Regenguͤſſe; wenn aber auch lange kein Regen faͤllt, fo erſezet doch, mie es ſcheint, bie niedrige Lage der vordern Gegenden, die vielen Flüffe und Suͤmpfe, welche das Land überall durchfreuzen, den Abgang der Luftwafler. Wegen der häufigen Gewitter, welche zwar bier und in Karolina vorzüglich toben, aber doch auch) die Küfte von ganz Nordamerifa wenig verfchonen, und überall groſſe Zerfidrungen anrichten, hat man beynahe nirgends weder Koften noh Mühe gefpart, die Ge⸗ baͤude durch Wetterableiter, dieſe wohlthaͤtige Erfindung des groſſen Fraͤnklins, zu ſichern. Man vermiſſet ſie
Schoͤpfs R.II. Th. H bey⸗
Petersbourgh. FE
— —
en Er 4 — Perersboungh
— ee in den allen Städten, und nit gends an den gröffern Häufern auf dem Sande .
Da der Toback die vorzuͤglichſte Stapelmaare dies fer Provinz iſt, fo ift fie auch ein wichtiger Gegentand der Aufmerkfamfeit der Negierung ; und diefe hat hier eben fo, wie ich fhon von Maryland erwähner, vor trefliche Anordnungen gemacht, dieſen Handelszweig in Anfehen zu erhalten, und die Käufer für on zu wahren.
Der James -Niver , Tobact wird zu den beften Sorten gerechnet, welche Birginien erzeuget, und es hält feinen Preis beynahe unveränderlich zu 6 ſpan. Dollars der Centner. Beym Rauchen findet man auch die hiefigen rohen Blätter ungleich flärfer und ange⸗ nehmer, als die des nördlichern Virginiens und der Maryländer, welche milder und leichter auf der Zunge find. In Maryland läßt man gemeiniglich die Pflanzen auffchieffen, bis fie 8 — 10 — ı2 oder noch mehr Blaͤt⸗ tee haben, bevor man fie topp’d, oder die Spizen, um dag meitere Wahsthum in die Höhe zu verhüten, ab» bricht; in diefer Gegend aber macht man eg zur Regel, die Pflanzen nur bis zu 6, hoͤchſtens 8 Blättern fonts men zu laffen, und glaubt beſſern Toback dadurch zu
erbals
Deinen — 115
erhalten. ‚Man bouet hieherum viel — To: Ä bacco, melder ‚guten und leichten Boden erfordert, und, feiner flärfern Dualität wegen, vorzüglich auten Schnupftoback geben fol, Long-green Tobacco hat groffe, fette und lange Blätter, und liebt feften Boden. Kitefoot ift eine angenehme leichtere Sorte, und ges deihet am beſten auf leichten fandichten Boden. Varinas bat feinen Namen von Varina, dem fchönen und präche tigen Landſize eines Herrn Randolph am James. River, Zum Kanafter fol fih der Toback befonders ausneh⸗ men, welcher um litele Frederick gezogen und Frederick genannt wird. Andere Abarten biefer Pflanze find der Oronooko, Iludfon, Thickjoint, Thickſet, shoeltring und dergleichen mehrere, welche ihrem unterſchiede nach blos den Pflanzern bekannt ſind, auf verſchiedenen Bo⸗ den gezogen und verſchieden behandelt werden wollen.
Boaumwolle, (Cotton, Goflypium herbaceum) wird zwar fchon in Maryland bin und wieder gezogen, aber doch weit häufiger in diefen füdlichern Theilen. Noch wird nichts davon ausgefuͤhrt, fondern alles zum eignen Gebrauch von den Landleuten verwandt. Diefe-einjähr zige Pflanze erfordert entweder gutes, neues, ober doch wohl gebüngtes Land. Weil die gelegten Saamen - nicht alle auffommen, fo werden 6— 8 Körner im An 22 fang
fang des ak oder Eu wenn man vor sh Era froͤſten ſicher zu ſeyn glaubt, in kleine 324 Fuß von einander aufgeworfene Hügel geſteckt. Wenn fie auf⸗ gehen, werden die ſchwaͤchern Pflanzen auggeriffen, um den etlichen übrigen mehr Nahrung zu erlauben. Iſt die Pflanze bis auf einen oder anderthalb Schuh angewachfen, fo muß die Erde wieder neu darum angehäuft, und alles Unfraut ausgejätet werden; find fie fo weit berangewachfen, daß fie vier oder fünf Seitenäfte haben, fo werden die Spizen abgebrochen, und wenn diefe Seitenäfte, jeder vier oder fünf Knofpen angefezet haben, fo werden auch ihnen die Spizen abs gebrochen, damit fie nicht in lange unfruchtbare Sten- gel auswachfen; man iſt aber hierauf nicht uͤberall (be⸗ ſonders in Karolina) gleich aufmerkſam. Weiterhin muͤſſen die Sauger oder jungen Seitenſproſſen abge⸗ pfluͤckkt werden. Dann aber läßt man die Pflanzen blühen, reifen, und im Felde ftehen, bie man Zeit hat fie heim zu nehmen, melches oft fpät im Dftos ber gefchiehet. Die Blumen fichen nur zween Tage, find am erften weiß, am zweyten werden fie gelb, und fallen ab, und es folgt eine fchaalichte Frucht von der Gröffe einer melfhen Nuß, welche fich endlich Öffnet. Man hat von. diefer Pflanze zwo Abarten, eine mit rauhen und die andere mit glatten Saamen,
an
an- deren Pflanzen ſelber aber ſich kein merflicher Uns terfchied zeiget. Viele Landleute fuchen die glatten Saamen forgfältig: aus, und pflanzen nur dieſe , weil die. Wolle fich. leichter davon ſcheiden laͤſſet, welches mittelft: einer Handmuͤhle, zmwifchen zwey leicht über einander fich bewegenden. hölzernen Walzen; gefchiehet: Die Ameifen vefchädigen öfters den Saamen in den Erde; um fie ‚davon abzuhalten, ‚werden die Saamen mit Aſche gemengt/ mit lauwarmen Waſſer begoſſen, und eine Nacht ſtehen gelaſſen; ſie quellen dadurch etwas auf, und ſollen von den Ameiſen nachher unan⸗ getaſtet bleiben. Man verſichert, daß auch ſiedend⸗ heiſſes Waſſer die keimende Kraft dieſer Saamen nicht zerſtoͤre, und doch die meiſten darnach aufkommen. Vier Pfund rauhe Saamen, werfen ungefähr 1Pfund Wolle ab, Die Wolle mit, den; Saamen unauggemacht, wurde ehehin hier und im Bethfanplinne für 446 8 Dence hs ah merkanfhänkichnsste orig mega on Ch ker UHREN RIES) udi EU RRBTI SEN. ta — von Kurbiſſen werden
ig, Biesinien;,ie groͤſſerer Menge. und allgemeiner ges bauet, als weiter noͤrdlich; man ‚hat ſchwarze, gelbe und weiſſe, und ‚fie. werben als Zugemüfe genoſſen. Ueberhaupt wird ;wieleicht in keinem andern Lande fo viel lc von. ‚den Kürbis» und Melonen» Arten 23 ges
N ey re 128 e —6
—
ae
gemacht, als in; Amerifa ; und man fan nicht ohne Be
Er wunderung im Sommer und Herbfl die groffe Menge
Waſſer⸗ und andere Melonen feheny welche in Neue vorf und Philadelphia auf die Märkte gefchleppt, auf dem: Lande verzehrt , und auf den Aeckern liegen gelaſſen werden. "Sie empfehlen ſich, weil fie unter der wars men ‚Sonne: gut fortfommen, ohne viel Aufficht oder Wartung zu verlangen. Denn was mehr als recht ges mächliche Arbeit‘ bedarf, ohne recht groffen Profit abs zuwerfen, iſt nicht für den amerifanifchen Geſchmack. Daher Fennt man iin Virginien kaum noch das Vergnüs gen eines fchönen Gartens. : Es find vielleicht ein oder etliche der erften Familien ,- welche einen Verfuch darinn gemacht, allgemein aber begnuͤgt man fich etwas Kohl - und Rüben in einer Umzaͤunung, unter dem Namen eis nes Gartens zu pflanzen, und einige unanfehnliche Blumen darunter zu mengen. Die Virginier find um fo mehr wegen bdiefer Vernachlaͤſſigung einer Sache zu tadeln, welche ihnen den Aufenthalt des Landes unter⸗ haltender machen / und ihre Landſize verſchoͤnern wuͤrde, da ihre milden Winter und warmen Sommer ihnen manche Vorzuͤge gewaͤhren muͤßten. Im Fruͤhlinge hat man Brecherbſen, Bohnen und andere Gemuͤſe, ſchon